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Internet Start-Up-Helden, Teil 253

Er will Imkern sexy machen

Bienen sind oft ungebetene Gäste und stechen ständig? Alles Vorurteile, sagt Dieter Schimanski. Er will, dass es wieder mehr Bienen in Deutschland gibt und hat ein Start-up gegründet, bei dem man Bienenvölker mieten kann. Imker-Kenntnisse sind nicht erforderlich – aber Appetit auf bis zu 54 Kilo Honig.

Herr Schimanski, warum gibt es bei uns so wenig Bienen?

Vor allem, weil in Deutschland viel zu wenig Bienen gehalten werden. Das liegt aus meiner Sicht primär daran, dass es nicht sexy ist, zu imkern. Imkern ist mit viel Aufwand verbunden und körperlich harte Arbeit, und ab und zu wird man vielleicht sogar gestochen. Ich möchte Imkern sexy machen.

Wie denn das?

Attraktiv ist eine Tätigkeit insbesondere dann, wenn man damit Geld verdienen kann. Daher können Imker bei uns Franchisenehmer werden. Wir machen Marketing und Vertrieb, sie vermieten ihre Bienen, schauen nach ihnen und ernten am Ende den Honig. Wir arbeiten in Deutschland mit elf Imkern zusammen, die von dem Mietertrag leben können.

Was hat der Mieter davon?

Einmal im Jahr bekommt er den Honig von den gemieteten Bienen – also etwas Einzigartiges, das man so nicht kaufen kann. Und man hilft der Natur und der Wirtschaft.

Wieso hilft das Mieten eines Bienenvolkes der Wirtschaft?

Für die Wirtschaft ist die Biene das weltweit drittwichtigste Nutztier. Allein die deutschen Bienen sorgen pro Jahr für Obst und Gemüse im Wert von weit über zwei Milliarden Euro. Dazu kommt der Honig.

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Mit wie viel Honig kann man pro Bienenvolk rechnen?

Das fragt uns natürlich jeder Kunde, eine genaue Auskunft können wir aber nicht geben. Im vergangenen Jahr hatten wir Erträge zwischen fünf und 54 Kilo Honig pro Bienenvolk.

Müssen die Bienen-Mieter Vorkenntnisse haben?

Nein, wir übernehmen die Pflege der Bienen. 15 Mal im Jahr einen Imker durch die Wohnung gehen zu lassen, gefällt nicht jedem. Daher vermieten wir die meisten Bienen an Firmen. Das hat auch einen zweiten Grund: Das Bienenmieten kostet.

Wie viel?

Zwischen 180 und 200 Euro pro Monat, je nach Laufzeit. Angefangen habe ich mit 99 Euro pro Monat, das war aber nicht haltbar. Ich trage eine Verantwortung unseren Imkern, den Bienen und den Kunden gegenüber. Das ist nur mit höheren Preisen erfüllbar.

Könnte man sich einen Bienenstock auch auf den Balkon stellen?

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Ja, natürlich – sofern der Mietvertrag Tierhaltung hergibt. Man kann die Bienen einfach auf den Balkon stellen, sich daneben setzen und das Feierabendbier trinken. Allein in Berlin gibt es 700 Balkon-Imker.

Angenommen, jemand lebt direkt neben den Bahngleisen. Schmeckt der Honig dann?

Stadthonig ist von der Qualität her Eins a. Die Biene kann Nektar filtern, sodass alle Schadstoffe draußen bleiben. Die Lebensbedingungen sind für Bienen in der Stadt sogar grundsätzlich besser als auf dem Land.

Wieso?

Eine Biene bewegt sich in einem Radius von drei bis fünf Kilometern um ihr Zuhause. In Städten befinden sich in diesem Umkreis eine Menge Gärten, Parks und Friedhöfe, wo zu jeder Zeit irgendetwas blüht. Auf dem Land sieht es heute durch die Monokulturen anders aus. Im Frühjahr gibt es zwar ein paar Wochen Raps ohne Ende, aber danach gleichen die Felder Wüsten. Der Honigertrag fällt dadurch auf dem Land schwächer aus.

In Kooperation mit Gründerszene.

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