Larceny - My Fall
(05.04.2013)
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Baden
Württemberg ist kein musikalisches Niemandsland, sondern auch hier gibt es eine
sehr lebendige Musikszene, immer gefördert und beäugt durch unsere Freunde von
Baden Metal, welche auf ihrer Seite gezielt Newcomer Bands sowie Geheimtipps aus
der Region vorstellen. Einer dieser Geheimtipps ist zweifelsfrei die Band
Larceny, die sich 2004 formierten und ihren Stil ein wenig unterschiedlich
beschreiben. Gewiss ist in diesem Fall nur eins, dass es sich um handgemachten
Metal handelt. 2006 veröffentlichen die süddeutschen Musiker ihr erstes Demo. "Away"
beinhaltet vier Songs und ist somit das erste Lebenszeichen. In der
Bandgeschichte gibt es auf und ab und so sind mehrere Wechsel am Schlagwerk oder
auch der Verlust des Lead-Sänger´s keine große Behinderung, auch wenn dies
bedeutete, dass sie ein Tour mit "House of Lords" ablehnen mussten. 2009 stößt
Anna Rantou als Sängerin zu Larceny und 2010 kommt Dennis Siebert als Mann an
den Fellen zur Band. Im selben Jahr wird auch in Eigenproduktion das Album "Larceny"
veröffentlicht, dieses ebnet den Weg für eine professionelle Produktion und den
ersten Plattenvertrag mit SAOL. 2013 erscheint auf dem Label "My Fall" das
zweite Album der Musiker. Die Aufnahmen hierzu fanden in den R.E.D. Studios
statt unter der Leitung von Achim Lindermair. Anna verlässt noch im selben Jahr
Larceny und so bleibt Oli allein am Micro zurück. Bisher ist nicht angedacht,
dies zu ändern.
Auch
wenn New-Metal-Media mit der Band Larceny (dt. Diebstahl) im Gebiet der
schreibenden Kollegen wildert, denke ich das es hier vollkommen okay ist, denn
gerade Musiker aus anderen Bundesländern haben es schwer an Auftritte zu kommen,
wenn man nicht über sie schreibt und somit nichts über sie liest, daher ist es
wichtig im Newcomer Bereich mehr zu machen. "My Fall" ist also die erste
Veröffentlichung, die von einem Label mit getragen wird, ich darf also gespannt
sein, was mich erwartet, zumal es auch kein fest definiertes Genre gibt. "My
Fall" beginnt rockig und trabend, die Riffs sind solide und der Gesang von Anna
bildet einen guten Kontrast zum restlichen Sound, so ist der klare Gesang sehr
hoch gehalten, was vielleicht nicht bei jedem Anklang finden wird. Ihr Gegenpart
ist Oliver, dessen Stimme eher im Black Metal verankert ist und somit ergibt
sich ein sehr lebendiges und teilweise düster anmutendes Szenario. "End of Lies"
setzt dort an wo My Fall den Weg verlassen hat, sowohl stimmlich, als auch vom
Aufbau des Sounds. die Gitarren klingen hier zwar ein wenig thrashiger, trotzdem
geht es sehr melodisch zu. Das Schlagzeug ist schnell gehalten und auch mit
Zwischenspielen wird hier nicht gegeizt, dieses erlaubt dem Track eine gewisse
Dynamik. Zudem nehmen sich Larceny heraus auch lang gezogene instrumentale Parts
mit einfließen zu lassen, die von Klavier und Gitarren dominiert werden. Die
Struktur des Songs ist klanglich sehr umfangreich, sodass es einiger Durchläufe
bedarf, bis man ihn komplett erfasst hat. "My Agony of Aimlessness" beginnt sehr
ruhig und verhalten, mit düsteren und durchaus schweren Tönen. Erst als die
Gitarren einsetzen, durchbricht dieser Vorhang, zusätzlich lösen die weiblichen
Gesangsparts noch zusätzlich den ersten Eindruck von Melancholie. Doch täuschen
sollte man sich an dieser Stelle nicht lassen, denn sobald im Refrain der
männliche Gegenpart mit einstimmt, kommt noch mehr Kraft in den Song. "My Agony
of Aimlessness" verbindet verschiedene Stile miteinander und erinnert mich doch
ein wenig an Hardrock, der sehr gefühlvoll gehalten ist. Hier gilt auf jeden
Fall der Track muss mehrfach laufen, nicht weil er so komplex ist, sondern
einfach nur weil man ihn gut hören kann. "Love you Dead" knallt da schon ein
wenig mehr in die Vollen, denn hier hat Oliver das Zepter in der Hand und
gestaltet den Gesang, begleitend aber fast zögerlich steht ihm Anna zur Seite.
Die Gitarren traben zwar auch hier, bringen aber immerhin durch die
Zwischenspiele ein wenig Farbe mit den Track. Schnell ist zwar etwas anderes,
aber "Love you Dead" weiß trotzdem durch die Variablen im Gesang zu überzeugen,
so klingt es in diesem Fall mehr nach Death Metal Growls als nach Black Metal,
was doch sehr angenehm ist. "Gunpowder Night" setzt anfänglich auf harmonische
Klavierklänge, bevor Larceny die Keule hervor holen und die gerade geebnete
Stimmung in den Boden stampfen. Der Song folgt zudem dem roten Faden, der sich
soundtechnisch durch das komplette Album zieht, deshalb wird es schwer werden,
die Variationen zu bewerten. Zum einen könnte man hier ein gewisses Konzept
unterstellen zum anderen ist die Band sich hier sehr treu und setzt auf bereits
Bewährtes. Die Riffs scheinen zudem dem schnellen Power Metal entleihen zu sein
und auch das Schlagzeug galoppiert scheinbar mühelos durch das Stück. "Still"
ist mit über 6 Minuten der längste Track auf dem Album und so lässt man sich
schon am Anfang sehr viel Zeit. Alleine akustische Gitarrenklänge werden
geboten, welche über 2 Minuten hinziehen, erst jetzt setzt das Schlagzeug ein.
Nach 3:30 Minuten kommt dann richtig Bewegung in die Sache, denn Oliver lässt
seine Stimme ertönen, die Grundfärbung bleibt aber trotzdem erhalten und so ist
es auch nach über 5 Minuten noch ein sehr rockiges Stück, welches vielleicht
zeigen soll wozu die Musiker fähig sind. Mir persönlich ist der Track zu
langwierig, aber ich denke das ist eine reine Stimmungs- und Geschmackssache. "Rush"
gibt dann schon ein wenig mehr Gas und so bekommt man hier wieder den fast schon
typischen trabenden Sound auf die Ohren, den Gesang bestreitet hier anfänglich
Anna und es findet sich so manches verspielte Element. Die Breaks sind gekonnt
gesetzt und läuten immer wieder sehr gute Übergänge ein. Bei Rush gilt man muss
so manches Mal genau hin hören um alles erfassen zu können, aber dann kann man
den Sound auch voll genießen. Ich denke mal das Larceny keine Band zum einfachen
Konsumieren ist, sondern man muss sich mehrfach mit den Songs und der Musik
auseinandersetzen, ansonsten gehen einige Elemente einfach verloren. "Smoke &
Ashes" beginnt kraftvoll und ist trotzdem sehr melodisch, denn auch hier kommt
das Klavier zum Einsatz und bildet nicht nur im Hintergrund eine gute Grundlage.
Auch wenn der Track für die Verhältnisse von Larceny fast schon eine hohe
Geschwindigkeit aufweist, so bin ich nach knappen acht Tracks immer noch nicht
vollkommen überzeugt. Die Gitarrenführung ist zwar solide und auch der Song
klingt sehr harmonisch, aber es fehlt mir immer noch die letzte Spur, die mir
sagt was wirklich Sache ist. Last but not Least kommen wir zu "Eat me alive" und
ab hier kann ich sagen, dass sich die Band treu geblieben ist und einen ganz
eigenen Plan mit "My Fall" verfolgt hat. Ich bin mir sicher, dass Larceny eine
gewisse Vorstellung hatten, wie sie genau klingen sollten und welche Zielgruppe
sie ansprechen wollten. Alles in Allem kann man das Album durch aus sehr gut
hören, aber es ist kein Musik-Fastfood, sondern spricht schon einen ganz
besonderen Personenkreis an.
Fazit:
Larceny ist ein ganz schweres
Pflaster, so sind die weiblichen Gesangsparts mir persönlich zu schwach auf der
Brust, ich hätte mir hier ein wenig mehr Kraft und Leidenschaft gewünscht, dies
ist wie gesagt mein persönlicher Eindruck. Der männliche Gesang ist kraftvoll,
teilweise diabolisch und roh und bildet einen sehr guten Kontrast. Zudem zeigen
Larceny das sie ihre Instrumente beherrschen und auch mit diversen Spielereien
vertraut sind. Alles in Allem ein durchaus hörenswertes Album, gerade weil es
sich von der Masse abhebt.
Line
Up:
Oliver Gaupp
Guitars & Vocals
Andreas Augat
Lead Guitar
Conny Ott
Keyboard
Luke Frankenhauser Bass
Dennis Siebert
Drums
Anna Rantou
Gesang
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