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Intelligente Roboter, Chatbots und virtuelle Assistenten erleichtern uns schon heute in vielen Situationen die Arbeit. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis intelligente Software einen festen Platz in der Arbeitswelt bekommen wird. Werden uns die „Artificial Coworker“ arbeitslos machen? Kurz gesagt: Nein. Aber sie werden unsere Arbeit verändern.

Nehmen wir für einen Augenblick an, dass Akkuschrauber und elektrische Schlagbohrer erst heute auf den Markt kommen würden. Ähnlich wie beim Thema künstliche Intelligenz könnten Befürchtungen laut werden: Viele Handwerker würden bald ihre Arbeit verlieren, weil die neuen Maschinen ihre Handwerkskraft ersetzen. In der Realität jedoch haben Handwerker nach der Erfindung des Akkuschraubers ihre Jobs nicht verloren – im Gegenteil. Akkuschrauber sind hilfreiche Werkzeuge, welche die Arbeit von Handwerkern enorm erleichterten und effizienter machten.

Ebenso ist es für uns selbstverständlich, dass wir unsere Bahntickets an Automaten kaufen. Gleichzeitig ist die Bahn seit ihrer Einführung bis heute einer der größten Arbeitgeber in Deutschland geblieben. Bei intelligenter Software, künstlicher Intelligenz und Artificial Coworkern ist die Sache ganz ähnlich. Intelligente Software ist wie ein Akkuschrauber ein Werkzeug, das die Arbeit von Menschen enorm erleichtert.

Seine Lernfähigkeit zeichnet den Artificial Coworker aus

Wie aber werden die neuen Kollegen aussehen und wie wird es sein, mit ihnen zusammenzuarbeiten? Der Artificial Coworker zeichnet sich durch eine ganz wesentliche Eigenschaft aus: Durch die rasant fortschreitende Entwicklung im Bereich künstlicher Intelligenz werden die Artificial Coworker zukünftig in der Lage sein, uns zu verstehen und autonom zu agieren. Der Grund dafür ist ihre Lernfähigkeit. Intelligente Software ist deswegen intelligent, weil sie wie wir Menschen kontinuierlich dazulernen kann. So kann es sein, dass ein Chatbot heute noch nicht weiß, wo er eine bestimmte Information finden kann. Nachdem man ihm jedoch einmal beigebracht hat, was von ihm in einer bestimmten Situation erwartet wird, kann er in Zukunft diese Aufgabe stets perfekt erfüllen.

Artificial Coworker gibt es in den unterschiedlichsten Formen

Salopp könnte man sagen, dass künstliche Intelligenz Software „Superpower“ verleiht. Im Gegensatz zu früheren Erfolgen in diesem Bereich, sind intelligente Programme nicht mehr auf ein bestimmtes Einsatzfeld begrenzt – wie Deep Blue, der perfekt Schach spielen konnte. Die Superkräfte machen Software in Zukunft so leistungsfähig, dass sie quer über alle Branchen hinweg gleichberechtigt neben menschlichen Arbeitern zum Einsatz kommen wird. Eine der im Moment prominentesten Erscheinungsformen sind Chatbots. Aber auch intelligente Roboter, autonom agierende Fertigungs- und Produktionsstraßen oder intelligente Software, wie zum Beispiel automatische intelligente Bildbearbeitung, fallen unter diesen Begriff des Artificial Coworker.

Mögliche Einsatzgebiete von Artificial Coworkern

Artificial Coworker werden quer über alle Branchen hinweg Einsatz finden. Einige der möglichen Einsatzszenarien sind beispielsweise Hilfestellung bei Reisekostenabrechnungen oder bei der Bearbeitung von Schadensfällen. Auch anspruchsvollere Tätigkeiten wie das Sichten und Bewerten von langen, juristischen Texten kann intelligente Software schneller als Menschen erledigen und dabei weniger Fehler machen. Ebenfalls bei der Analyse von Röntgenaufnahmen und Labortests übertrifft intelligente Software inzwischen geschulte Mediziner. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir alle schon einmal journalistische Texte gelesen haben, die ohne menschliches Zutun erstellt wurden, ist sehr hoch. Im Bereich Sport- oder Finanzberichterstattung gehören Artificial Coworker schon zum Alltag.

Wie groß das Potenzial von Artificial Coworkern ist, die Arbeitswelt zu transformieren, zeigt sich an den sogenannten „Robo-Advisern“. Dabei handelt es sich um intelligente Programme, die auf standardisierte Versicherungspolicen abschließen und Finanzprodukte anbieten können. Dabei bleibt auch hier zu betonen, dass all diese Beispiele für Artificial Coworker nicht dazu eingesetzt werden, um Mitarbeiter zu ersetzen. Vielmehr bleibt den bestehenden Mitarbeitern sehr viel mehr Zeit, um sich den anspruchsvollen Aufgaben zu widmen. Die Artificial Coworker stellen vielmehr eine große Chance dar, Geschäftsmodelle zu erweitern. Standardisierte Produkte wie der Versicherungsschutz für nur eine Autofahrt können rund um die Uhr abgeschlossen werden – direkt im Auto vor Fahrtbeginn.

Artificial Coworker sind kein Jobkiller, aber Transformatoren

Bereits heute sind die ersten Artificial Coworker im Arbeitsalltag angekommen und sie werden in Zukunft immer mehr Teilaufgaben unseres Joballtags übernehmen: Sie werden für uns Berichte schreiben, Bilder bearbeiten, erkennen und klassifizieren, sie werden uns bei Entscheidungen unterstützen und mit relevanten Informationen versorgen. Dadurch werden sich die Jobprofile in Zukunft massiv ändern. Darauf müssen sich sowohl Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber schon heute vorbereiten. Angesichts des enormen Potenzials, das in der künstlicher Intelligenz steckt, und der Geschwindigkeit, mit der diese Entwicklung voranschreitet, müssen Unternehmen in Forschung und Entwicklung sowie in die Bildung ihrer Mitarbeiter investieren.

Menschen werden im Beruf und im auch im Alltag von Artificial Coworkern profitieren: Ihnen werden lästige Routineaufgaben abgenommen, damit sie mehr Zeit für anspruchsvolle, kreative Tätigkeiten, Optimierungsaufgaben oder auch für mehr Freundlichkeit haben, weil sie weniger zeitlichem Druck ausgesetzt sind. Artificial Coworker und künstliche Intelligenz ganz allgemein wird kein reiner Jobkiller sein. Niemand bestreitet, dass bestimmte Tätigkeiten wegfallen werden – der Mensch wird dadurch aber nicht überflüssig. Entscheidend ist, sich bereits heute auf den kommenden Wandel der Arbeitswelt einzustellen.