aus Kradblatt 8/17
von Daniel Meyer

Schalten wie im Rennsport
„Schaltassistent Pro“-Upgrade für ältere BMW S1000R/XR Modelle

Rainer und Robert StelzenbergerDie von BMW „Schaltassistent Pro“ getaufte Blipper-Funktion zum Hoch- und Runterschalten ohne Kupplung wird serienmäßig erst ab dem Modelljahr 2017 angeboten – eine Nachrüstmöglichkeit für ältere Modelle gibt es direkt vom Hersteller nicht.

Dass dies keine technischen Hintergründe hat, zeigen die beiden Ingenieure Robert und Rainer Stelzenberger in ihrer Firma RS² Engineering aus Niederbayern, die sich an die Arbeit gemacht haben und mit ihrem Umbaukit für die BMW S1000R und XR (alle bis Modelljahr 2016) eine kostengünstige Aufrüstmöglichkeit der Schaltassistentfunktion anbieten.

Die beiden Brüder, die ihre Erfahrungen u.a. im BMW-Rennteam in der World Superbike (WBSK) gesammelt haben, bieten in Zusammenarbeit mit Pepic-Motorsport ein Umrüstkit, bestehend aus einem Original BMW-Quick-Shifter Pro (z.B. von der S1000RR 2017), einem benötigten Adapterkabel für den Assistenten sowie einer Umbauanleitung an. Anhand dieser ausführlich beschriebenen und sehr gut bebilderten Anleitung, kann die Umrüstung von Selbstschraubern bequem zu Hause in der Garage durchgeführt werden. Das Steuergerät, an dem der Schaltassistent angeschlossen wird, muss zur Aktivierung der neuen Funktion des kupplungslosen Runterschaltens, einmalig mit der von RS²e entwickelten Software beschrieben werden. Dies geschieht auf dem Postweg. Alternativ bieten die Bayern den gesamten Umbau in ihrer eigenen Werkstatt an.

LieferumfangUm die beiden und ihre Arbeit näher kennenzulernen, habe ich mich mit meiner BMW S1000R Baujahr 2014 auf den langen Weg von Norddeutschland bis in die Nähe von Landshut gemacht, um bei RS²e vorbeizuschauen. Eines kann man gleich vorweg nehmen: Die beiden verstehen ihr Handwerk.

Nach einem freundlichen Empfang und jeder Menge fachsimpeln ging es an die Arbeit. Der Austausch des serienmäßigen Schaltassistenten (nur Hochschalten ohne Kupplung) gegen den Quick-Shifter Pro sowie die Verlegung des Adapterkabels zum Steuergerät, erfolgte professionell und zügig innerhalb von 90 Minuten. Auf meine diversen technischen Hintergrundfragen war stets eine Antwort parat. Das schaffte Vertrauen und ich war gespannt wie sich das Bike gegenüber vorher, aber auch gegenüber dem Modell 2017, das ich bereits mehrfach Probe gefahren habe, verhält.

Nachdem alle Verkleidungsteile wieder montiert waren, erfolgte der Test auf dem hauseigenen Dynojet-Prüfstand. Hoch-und Runterschalten ohne Kupplung: „Basst“, wie die Bayern sagen.

Verlegung des KabelsDie eigens entwickelte (Software-)Lösung auf dem Steuergerät bietet jedoch nicht nur die Schaltassistent Pro Funktion wie sie BMW anbietet, sondern zusätzlich, durch reduzierte Zündausblendung beim Hochschalten, eine Verkürzung der Schaltzeiten – auch gegenüber der 2017er BMW Variante. Ein echter Mehrwert dank Rennsporterfahrung.

Seit dem Umbau bin ich mittlerweile hunderte Landstraßen-Kilometer in Deutschland sowie viele Pass-Straßen in Südfrankreich gefahren und ich kann sagen: Es funktioniert wirklich perfekt. Butterweich (auch bei niedrigen Drehzahlen!) und vor allem deutlich schneller flutschen die Gänge beim Betätigen des Schalthebels.

Besonders beim harten Anbremsen und Runterschalten vor engen Kurven und Spitzkehren in den französischen Alpen war ich von der Entwicklungsarbeit, die in der Software steckt begeistert. Durch den fast unbemerkten Gangwechsel, der durch automatisches Zwischengas die perfekte Drehzahl am Motor anliegen lässt, kann man sich ohne größere Lastwechsel oder Unruhen im Fahrwerk, voll und ganz auf das Bremsmanöver und die Linienwahl am Kurveneingang konzentrieren, was für mich, neben dem Komfortgewinn, ein großes Sicherheitsplus bedeutet. Wer sonst eher schaltfaul unterwegs ist oder das Runterschalten in Schräglage scheut, kann sich nach der Umrüstung auf ein komplett neues Fahrerlebnis freuen.

Wer mit dem Gedanken spielt sich das aktuelle 2017er Modell auf Grund der neuen Blipper-Funktion zuzulegen, sollte vorher einen Blick auf die Homepage von RS²e (www.rs2e.de) oder Pepic-Motorsport (www.pepic-motorsport.de) riskieren. Der Preis für die Umrüstung des Steuergeräts beträgt 349 Euro. Wer sich zusätzlich für das ebenfalls erhältliche PowerMapping entscheidet (mehr dazu demnächst im Kradblatt) erhält 200 Euro Rabatt. Das gesamte Upgradekit ist ab 733 Euro erhältlich.

Wer nicht selbst schraubt oder den Weg nach Bayern scheut, spricht am besten einfach mal seinen Motorradhändler auf den Umbau an …