Ein Beitrag des Lauffeuers

Jugendfeuerwehrwarte, Ihr seid Vorbilder!

Kinder und Jugendliche brauchen Vorbilder, die ihnen bestimmte Verhaltensweisen vorleben. So spielen neben der fachlichen Eignung auch menschliche Eigenschaften von Jugendwarten und Betreuern eine große Rolle. Wir nennen konkrete Beispiele.

Von Sabrina Reitz und Angelika Haupenthal, Redaktion Lauffeuer

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Ein Vorbild ist eine Person, an der sich andere Menschen orientieren. Zum Teil übernehmen sie deren Denk- und Verhaltensweisen. Dies gilt vor allem für Kinder und Jugendliche. Oft identifizieren sie sich mit diesen Personen oder bewundern sie. Ihre ersten Vorbilder sind Eltern und Geschwister. Im Laufe ihrer weiteren Entwicklung ändert sich das zunehmend. Andere Faktoren und andere Personen gewinnen mehr und mehr an Einfluss. Vor allem in der Pubertät suchen sich Jugendliche andere Vorbilder als die Eltern. Dieser Prozess dient auch der Selbstfindung. Junge Menschen versuchen, ihre Schwächen und ihr eventuell fehlendes Selbstbewusstsein durch die Nachahmung von Vorbildern zu kompensieren.

Jugendwarte sollten wissen, dass sie Vorbilder sind. Foto: Glenn Zimmer

Jedem Betreuer muss bewusst sein, dass er zum Vorbild werden kann – gewollt oder ungewollt. Die möglichen Auswirkungen des eigenen Verhaltens auf das Werteverständnis und das Sozialverhalten und damit auf den Charakter der jungen Menschen darf niemals unterschätzt werden. Wichtig ist ein selbstkritisches Hinterfragen der eigenen Verhaltensweisen und der damit verbundenen Auswirkungen auf andere Personen.

>>Interview zu “richtiger” Jugendarbeit und zur Rolle Jugendwart<<

7 Dinge, die ein Vorbild ausmachen

1.Verantwortung und Vertrauen

„Zeige der Welt, dass du besser bist als Messi!“, motivierte Fußball-Bundestrainer Joachim Löw Mario Götze vor seiner Einwechslung im Weltmeisterschaftsfinale 2014 gegen Argentinien. Gerade junge Menschen, auf dem Fußballplatz, im Lehrbetrieb oder in der Jugendfeuerwehr wachsen an ihren Aufgaben und brauchen das Vertrauen ihrer Ausbilder. Bei diesem gemeinsamen Weg gehört es auch dazu, die Jugendlichen zu eigenen Lösungen zu animieren und Freiräume für Experimente zu schaffen.

2. Orientierung und Organisation

Ein Ziel vor Augen haben motiviert ungemein und das nicht nur im Mannschaftssport. Dabei muss es natürlich nicht gleich der Weltmeistertitel sein, oftmals zählen die kleinen Ziele viel mehr. Doch gemeinsam das große Ganze zu verfolgen und als junger Mensch Teil des Erfolgs zu sein – wie auch immer dieser aussehen mag – fördert den Zusammenhalt und vermittelt allen ein gutes Gefühl.

3. Respektvolle Behandlung

Bei erfolgreicher Jugendarbeit ist es entscheidend, alle Beteiligten für das gemeinsame Ziel zu gewinnen und respektvoll miteinander umzugehen. Das gilt noch mehr bei Misserfolgen. Bei Fehlverhalten bedarf es aber auch klarer Worte. Entscheidend dabei ist das „Wie“. Der Ton macht die Musik.

4. Bewusstsein für das eigene Handeln

Die Jugendarbeit in den Feuerwehren endet nicht mit der Verabschiedung der Jugendlichen vom Übungsdienst oder der Gruppenstunde einmal die Woche. Jeder Betreuer und Jugendwart muss sich im Klaren darüber sein, dass auch in der Freizeit ein angemessenes Verhalten Voraussetzung ist. Man hört als Betreuer in der Jugendarbeit eben nie auf, Vorbild zu sein. Gerade in Bezug auf den Umgang mit anderen Menschen, Alkohol und Drogen, Zigaretten oder der persönlichen Einstellung zu verschiedenen kritischen Themen.

5. Informationen vermitteln

Das Verständnis für Zusammenhänge von Jugendlichen gerade in der Feuerwehr kann immer nur so gut sein, wie es ihnen vermittelt wird. Es gilt das Prinzip: Vom Einfachen zum Schwierigen, erklären, vormachen, üben lassen, eventuell eingreifen und korrigieren. Dabei konstruktive Vorschläge zur Verbesserung geben und zum erneuten Üben anspornen. So führt man junge Menschen an Neues heran und gibt ihnen Selbstvertrauen.

Wichtig ist immer, die Jugendlichen auch bei ihren Tätigkeiten zu unterstützen. Foto: JF Bremen

6. Loben und Lachen

Der Wunsch etwas Besonderes zu erreichen, stolz auf seine eigene Leistung zu sein und Beachtung zu finden, sind enorm große Motivatoren. Ein ehrlich gemeintes und verdientes Lob spornt nicht nur den Einzelnen an, sondern auch die anderen Teammitglieder. Mit gemeinsamen Aktivitäten Spaß haben und herzhaftes Lachen – auch mal über sich selbst – müssen auf jeden Fall sein.

7. Toleranz vorleben

Gemeinsam Spaß haben ist die eine Sache. Hinzu kommt, dass bestimmte Umgangsformen und Verhaltensweisen für jeden in der (Jugend-)Feuerwehr verpflichtend sein müssen. Diskriminierung, Hass und Ausgrenzung haben in der Feuerwehr nichts verloren. Auch hier gilt es, seine Schützlinge aufmerksam zu beobachten und im Zweifel einzugreifen. Natürlich bedeutet dies, dass Jugendwarte die Toleranz und Offenheit selbst vorleben.

Führungskräfte haben Vorbildfunktion

Auch in unserer Serie “Menschenführung” sind wir auf die Vorbildfunktion von Führungskräften der Feuerwehren eingegangen. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr Kirchspiel Anhausen haben wir konkrete Beispiele ausgearbeitet. Außerdem in unserer Serie: Führungsstile, Motivation der Kameraden, Prävention gegen Extremismus, Generationen-Konflikt, Umgang mit Brandstiftern in der eigenen Feuerwehr, richtige Jugendarbeit, Nachbereitung von belastenden Einsätzen.

>>Das eDossier zur Serie hier runterladen!<<

9 konkrete Beispiele für Jugendwarte

Nun werden wir konkret. Von ganz einfachen, scheinbar banalen Hinweisen, bis hin zu dringenden Aufrufen führt diese Auflistung mit Bezug auf Inhalte der Jugendfeuerwehrarbeit.

1. Uniform

Mit dem Tragen der Uniform beziehungsweise dem Übungsanzug repräsentiert ihr die (Jugend-)Feuerwehr nach innen und außen. Achtet darauf, dass die Uniform und die Schuhe sauber sind und keine Knöpfe fehlen. Tragt die Uniform korrekt, das heißt zum Beispiel, dass das Hemd nicht über der Hose getragen wird und keine Uniformteile fehlen. Und noch ein Hinweis: Fun-Shirts passen nicht zur angemessenen Feuerwehr-Bekleidung.

2. Alkohol und Drogen

Ein betrunkener Feuerwehrangehöriger ist nun wahrlich kein Vorbild für die Jugendlichen. Aber auch das Prahlen mit feucht fröhlichen Trinkgelagen oder selbst Sprüche, wie „Jetzt brauch’ ich ein Bier“, stellen den Genuss dieser Drogen als höchst erstrebenswert dar. In Anwesenheit der minderjährigen Jugendfeuerwehrmitglieder solltet Ihr auf Alkohol ganz verzichten. Vielleicht lässt es sich auch einrichten, die Zigarette nicht unbedingt vor den Kids zu rauchen.

Übrigens ist Suchtvorbeugung nicht nur etwas für Experten. Jeder, der mit Kindern und Jugendlichen zu tun hat, kann sich für dieses Ziel einsetzen und suchtvorbeugend wirken.

3. Gesunde Ernährung

Auch in Punkto Ernährung kann der Jugendfeuerwehrwart ein Vorbild sein. Es müssen nicht immer die Kalorienbomben Pommes und Cola aus dem Schnellrestaurant sein, mit denen man die Jugendlichen nach einer gelungenen Übung „belohnt“. Auch bei der Aus-wahl der Getränke und Snacks im Feuerwehrhaus solltet Ihr auf gesunde Produkte achten.

Lauffeuer – Die Zeitschrift der Deutschen Jugendfeuerwehr

Das Lauffeuer ist seit 43 Jahren die Mitgliederzeitschrift der Deutschen Jugendfeuerwehr. Es erscheint mittlerweile elf Mal im Jahr, allerdings nur im Abonnement. Die ehrenamtliche Lauffeuer-Redaktion berichtet über Feuerwehr, Jugendarbeit, Projekte der Jugendfeuerwehrverbände und natürlich alle Inhalte der Deutschen Jugendfeuerwehr. In jedem Heft befinden sich praktische Tipps für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.

Alle Informationen: www.lauffeuer-online.de.

4. Umweltbewusstsein

Achtet bei der Feuerwehr und Euren Aktivitäten auf Mülltrennung. Denkt auch bei Freizeitfahrten und Zeltlagern an die standesgemäße Entsorgung.

5. Medienkonsum

Den sollten auch Betreuer auf einem „gesunden“ Niveau halten. Bei Übungen, im Unterricht oder im Gespräch mit anderen muss nicht jede Nachricht auf dem eigenen Smartphone gleich gecheckt werden. Das Verhalten der Betreuer in der „Freizeit“ ist zwar Privatsache. Aber auch hier muss Euch bewusst sein: das Jugendfeuerwehrmitglied liest mit.

6. Sprache

„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“, heißt ein altes Sprichwort. In der Gemeinschaft der Jugendfeuerwehr sollte ein respektvolles und höfliches Miteinander selbstverständlich sein. Das spiegelt sich auch in der Kommunikation wieder. Schimpfwörter, Beleidigungen und Mobbing haben hier nichts zu suchen. Jugendwarte bekommen auch keinen Sonderstatus.

Besondere Vorsicht ist dann geboten, wenn man einzelne Jugendfeuerwehrmitglieder vor der Gruppe auf Fehler aufmerksam macht oder sogar rügt. Kritik muss sachlich bleiben und Ansporn geben, es besser zu machen. Sie darf nie beleidigend sein.

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7. Ordnung

Mit Ordnung wird das Leben leichter. Und sie ist sogar ein wichtiger Ausbildungsinhalt. Es gehört bei der Feuerwehr dazu, nach der Einsatzübung die Gerätschaften wieder ordnungsgemäß zu verstauen, um die Einsatzbereitschaft herzustellen. Genauso selbstverständlich muss es sein, nach der Übungsstunde den Gruppenraum wieder aufzuräumen.

8. Ehrlichkeit

Ehrlichkeit gegenüber den Mitmenschen ist eine besondere Eigenschaft. Dazu gehört auch, dass Ihr als Betreuer und Jugendwarte Fehler zugebt und kritikfähig seid.

9. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit

Beides sind wichtige Werte, die für die Feuerwehr stehen und von Jugendfeuerwehrmitgliedern erwartet werden. Sicher ist es schwer, im arbeitsintensiven Ehrenamt, alle Termine pünktlich wahrzunehmen und allen Anforderungen gerecht zu werden. Aber auch hier darf man sich in einer Führungsposition nicht ausnehmen.

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