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Arbeitslosigkeit führt zum schnellen Abstieg

30 Wochen ohne Arbeit, und das Familieneinkommen reicht nicht mehr für die Wohnungsmiete.

Arbeitslosigkeit führt zum schnellen Abstieg
Arbeitslosigkeit führt zum schnellen Abstieg

Die Arbeitslosigkeit bleibt in Österreich auf Rekordniveau. Ende April waren 419.875 Personen ohne Job, das sind um 7,6 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote nach nationaler Definition stieg im Jahresabstand um 1,0 Prozentpunkte auf 9,1 Prozent. Das sind die nackten Zahlen.

Was es allein finanziell heißt, arbeitslos zu sein, zeigt das Beispiel einer Salzburger Familie: Der 30-jährige Mann und seine 27-jährige Lebensgefährtin wohnen mit ihrem Kind in einer Mietwohnung mit drei Zimmern, die Miete beträgt 1000 Euro, dazu kommt noch eine Kreditrate von 200 Euro. Die Frau verdient als Bürokauffrau 1400 Euro netto. Ihr Mann bekam als Produktionsmitarbeiter in einem Industriebetrieb vor seiner Arbeitslosigkeit 1500 netto. Anfänglich bekam er 965,24 Euro Arbeitslosengeld plus 29,07 Euro Familienzuschlag.

Weil die generelle Situation für Produktionsbeschäftigte in Salzburg schwierig ist, konnte der 30-Jährige auch nach 30 Wochen keinen neuen Job finden. Damit fiel der Mann in die Notstandshilfe, was für ihn unterm Strich 526,60 Euro im Monat bedeuten. Denn dem Mann werden wegen der Anrechnung des Einkommens seiner Lebensgefährtin 390,50 Euro abgezogen. Das Einkommen dieser Familie sank innerhalb weniger Monate um ein Drittel. Cornelia Schmidjell, Leiterin der sozialpolitischen Abteilung der Arbeiterkammer Salzburg, sagt: "Diese Familie ist aufgrund unverschuldeter Arbeitslosigkeit massiv armutsgefährdet. Die in der Arbeitslosenversicherung festgelegten Beträge zur Existenzsicherung reichen schlicht und einfach nicht aus." Vor allem die Anrechnung des Partnereinkommens in der Notstandshilfe sei absurd.

Ein großes Problem ist die lange Dauer von Arbeitslosigkeit. Es gibt mittlerweile doppelt so viele über sehr lange Zeit Arbeitslose wie noch im Jahr 2008. Die Arbeitssuche bei vorgemerkten Arbeitslosen lag per Ende April im Schnitt bei 116 Tagen und dauerte damit um acht Tage länger als im April 2014. Zum Vergleich: Im Jahr 2009 lag die durchschnittliche Verweildauer bei 97 Tagen. Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen schnellte im April im Vergleich zum Vorjahresmonat um 40,2 Prozent auf 107.660. Das sind Personen in Kurzzeit-Beschäftigung und Kurzzeit-Schulungen sowie Langzeitarbeitslose (26.587 Personen, plus 165 Prozent). Laut Arbeitsmarktservice ist der deutliche Anstieg einerseits konjunkturbedingt, er resultiert aber auch aus den geringeren Schulungsmaßnahmen und Änderungen im Pensionsrecht.

EU-weit weist Österreich weiterhin die zweitniedrigste Arbeitslosenrate in der EU auf. Mit 5,6 Prozent (internationale Berechnung) lag die Alpenrepublik im März hinter Deutschland (4,7 Prozent). Allerdings droht ein Rückfall, nachdem Länder wie Großbritannien oder Luxemburg den Abstand zu Österreich in den vergangenen Monaten reduzieren konnten.

Überdurchschnittlich stark vom Anstieg der Arbeitslosigkeit betroffen sind erneut Ausländer (+24,9 Prozent), behinderte Personen (+17,4 Prozent) und Ältere ab 50 Jahren (+17,2 Prozent). Im Vergleich etwas weniger dramatisch entwickelte sich die Lage bei Jugendlichen (15 bis 24 Jahre), hier gab es einen Zuwachs um 8,3 Prozent.

Zum Thema "Arbeitslosigkeit bekämpfen, nicht Arbeitslose!" findet heute, Dienstag (18 Uhr), im Parkhotel Brunauer in Salzburg eine Gesprächsrunde mit Experten statt.

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