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Das große Gesundheitslexikon

Medizinisches Allgemeinwissen

Manch ein Arzt wünscht sich wahrscheinlich sehnlichst zurück in Zeiten, als es das Internet noch nicht gab. Als sich Patienten und die, die sich für einen halten, nicht mit wenigen Mausklicks medizinisches Wissen oder Halbwissen aneignen konnten, bereits mit der "richtigen" Diagnose und Therapie im Wartezimmer sitzen und vom Arzt bloss noch erwarten, dass er das Ganze abnickt und das nötige Rezept ausstellt. Dass aus den Halbgöttern in Weiss normale Dienstleister werden, ist an sich begrüssenswert, doch die Tendenz, dass jeder Selbstdiagnosen macht und sich Therapien aus dem Internet verordnet, kann ziemlich gefährlich sein.

Seriöse medizinische Informationen für Laien, die nicht zu weit gehen und keine scharlatanischen Selbsttherapien enthalten, sind aber sicherlich sinnvoll, denn Sie können einerseits beruhigen (sofer man kein Hypochonder ist) und andererseits sensibilisieren. Wenn man die möglichen Hintergründe nicht kennt, ist man schnell geneigt, ein Symptom, Veränderungen am Körper oder andere Hinweise, die einen Gang zum Arzt nahelegen sollten, zu ignorieren.

"Das grosse Gesundheitslexikon" bietet genau diese dosierte Information, reich bebildert und mit zahlreichen nützlichen Tipps und mit guten Anleitungen, was jeder einzelne - ob selber betroffen oder nicht - als erste Hilfe leisten kann. Erwähnung findet vieles, was direkt oder indirekt mit Medizin und Gesundheit zu tun hat. Die Begriffe werden meist in wenigen Sätzen definiert und wo möglich wird auf weitere Begriffe verwiesen. Das Buch beschränkt sich nicht auf die Schulmedizin , sondern greift auch etablierte alternative Heilmethoden auf. Einige wichtige Themen werden in Exkursen ausführlicher diskutiert. Dazu gehören beispielsweise die Themen "Narkose und Anästhesie ", "Wohlbefinden durch Fasten", "Hilfe bei Schmerzen", "Was tun bei Übergewicht?" oder "Im Krankenhaus". Die Texte enthalten jeweils das, was als gesicherte Information gilt. Zum Abnehmen werden keine bestimmten Diäten empfohlen, sondern eine allgemeine Umstellung der Ernährung und Gewohnheiten und zur Bekämpfung von Sucht werden auch keine bestimmten Therapieformen hervorgehoben. Hinter dem Buch steckt also keine Denkrichtung oder bestimmte medizinische Schule. Irritierend ist höchstens, dass Autoren der Eskamed AG deutlich übervertreten sind. Die Haupttätigkeit der Eskamed AG besteht in der Führung des ErfahrungsMedizinischen Registers EMR, das Qualitätslabel für die Aus- und Fortbildung von Therapeuten der Komplementär- und Alternativmedizin vergibt. Zu einer Überbetonung alternativer Methoden hat das aber nicht geführt.

Abschliessend kann gesagt werden, dass man als interessierter Laie mit dem "grossen Gesundheitslexikon" ein hilfreiches und seriöses Nachschlagewerk in der Hand hält, das kurz und knapp, aber thematisch sehr breit über alles informiert, was mit Gesundheit und Medizin zu tun hat. Und über Patienten mit solider medizinischer Allgemeinbildung können sich Ärzte doch nur freuen.


von Jan Rintelen - 11. Oktober 2009
Das große Gesundheitslexikon
Bertelsmann (Hrsg.)
Das große Gesundheitslexikon

Wissen Media 2009
767 Seiten, gebunden
EAN 978-3577076982