1. Nachrichten
  2. Finanzen
  3. Börse
  4. Edward Lampert: Der „nächste Warren Buffett“ verliert 14 Milliarden Dollar

Edward Lampert: 14 Milliarden Dollar weg – „Nächster Warren Buffett“ ist pleite 
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Chicago Skyline
dpa/Michael Zehender Berühmte Skyline: Die Hochhäuser von Chicago.
  • Finanzen100-Autor

Edward Lampert galt einst als Wunderkind der Wall Street, was er anfasste, wurde zu Profit. Doch mit dem Bankrott der Kaufhaus-Kette Sears endet jetzt auch seine Erfolgsgeschichte. Lampert ist der Hauptaktionär – und blieb bis zum Schluss an Bord.

Es gibt eherne Börsenregeln, die Experten jedem Anfänger einzuhämmern versuchen. Eine davon: Verkaufen Sie Aktien, wenn diese sinken! Setzen Sie sich Limits! Warten Sie nicht zu lange, wenn es bergab geht! Doch genauso wie viele blutige Anfänger viel Geld verlieren, weil sie diese Regel ignorieren, geht es manchmal auch den Profis – in diesem Fall Edward Lampert. 

Der heute 56-Jährige galt lange Zeit als einer Art Wunderkind der US-Finanzszene. Nach nur drei Jahren bei der Großbank Goldman Sachs gründete er 1988 seine Hedgefonds ESL, benannt nach den Initialen seines Namens. 28 Millionen Dollar Anfangskapital von Freunden machte er binnen weniger Jahre zu seiner ersten Milliarde. Wer bei Lampert investierte, konnte sich über jährliche Renditen von 20 Prozent freuen. 

Von 28 Millionen zu 15 Milliarden Dollar 

Lampert pflegte dabei einen Investmentstil, bei dem er Anteile an Unternehmen nicht kurzfristig wiederverkaufte, sondern langfristig hielt, auch schon einmal durch schlechte Phasen des Konzerns. Die Bloomberg Businessweek kürte ihn dafür 2004 in einem Portrait-Artikel zum „nächsten Warren Buffett“, weil er den Stil des großen Star-Investors so perfekt nachahmte. 

Alle Nachrichten zur Börse

Schon 1995 war er dreifacher Milliardär, 2004 der erste Wall-Street-Manager mit einem Jahresgehalt von mehr als einer Milliarde Dollar. Und spätestens als er die Autohaus-Kette AutoNation und den Autoteile-Laden AutoZone an die Börse brachte, hatte er 2006 den Gipfel seines Schaffens erreicht. Aus 28 Millionen Dollar Anfangskapital war sein Fonds ESL auf 15 Milliarden Dollar angewachsen. 

Lamperts Fehler mit Kmart und Sears 

Doch zu dem Zeitpunkt hatte der Amerikaner seinen eigenen Niedergang schon eingeläutet. Es begann damit, dass er 2002 Schulden der Einzelhandelskette Kmart aufkaufte. Die war in den 1980er Jahren der zweitgrößte Händler der USA gewesen, knabberte aber seit den späten 1990ern am Hungertuch. 

Lampert gelang es zunächst, innerhalb von nur zwei Wochen den Konkurs von Kmart abzuwenden und sich selbst als größten Aktionär des Konzerns zu etablieren. Die Kette fuhr sogar wieder Profite ein, als Lampert beschloss, sie mit der Konkurrenz von Sears zu fusionieren. Er und sein Fonds ESL wurden die Hauptanteilseigner. 

Doch mit Sears ging es langsam bergab. Der aufkommende Internet-Handel, allen voran Amazon, machte Einzelhandelsketten schwer zu schaffen. Wir kennen das aus Deutschland mit den Pleiten von Hertie 2008 und Karstadt 2009. 

Schlechter Führungsstil als CEO 

Auch Sears ging es kaum besser. In sechs Jahren verschliss Lampert drei CEOs, bevor er sich 2013 selber auf den Chefsessel setzte. Doch statt vor Ort anzupacken, versuchte der Hedgefonds-Milliardär, die Kette von seinem Privatbüro in Miami in Florida aus zu managen, 2.000 Kilometer vom Firmensitz nahe Chicago entfernt. 

Zu seinem Führungsstil gehörte es, Sears in 40 Unterabteilungen zu zerteilen und diese gegeneinander auszuspielen. Sie sollten sich gegenseitig übertrumpfen und mehr Profit machen als die Kollegen. Die Finanznachrichtenagentur Bloomberg nennt das „interne Hunger Games“. Anonyme Quellen behaupten, Lampert habe Top-Manager des Konzerns ignoriert und bei Telefonkonferenzen schon mal mit der Bemerkung „Das ist idiotisch“ aus der Leitung geworfen. 

Obwohl es Sears immer schlechter ging und Lampert die Kette nur mit legalen Finanztricks künstlich am Leben erhielt, machte der Milliardär durchaus Gewinn. So gliederte er die Ladengeschäfte aus dem Konzern aus und vermietete sie wieder an Sears. Auch andere Ausgründungen waren durchaus profitabel, zogen dem angeschlagenen Konzern aber durchaus Geld ab. 

Börsenkurs fällt um 99,3 Prozent 

Die Börse konnte Lampert damit nicht täuschen. Seit dem letzten Hoch Ende 2013 ging der Aktienkurs bis Jahresanfang um rund 95 Prozent von 65,80 auf 3,58 Dollar zurück. Und dieses Jahr schritt der Verfall weiter fort: Bis Anfang Oktober setzte es ein Minus von weiteren 80 Prozent, seit der Bekanntgabe der Insolvenz sind es weitere 60 Prozent.  

Wer für eine Million Euro Sears-Aktien an dem Tag gekauft hätte, an dem Lampert den CEO-Posten übernahm, der besäße heute noch 6.688 Euro – ein Minus von 99,3 Prozent. Das gilt auch für Lamperts persönliches Vermögen und das Anlagevermögen seines Fonds ESL. Mit 28 Prozent waren beide Hauptaktionäre von Sears. Die Kette meldete heute Insolvenz an.

So geht es für das ehemalige Wunderkind weiter 

Der Manager selber bleibt Milliardär. Forbes schätzt sein aktuelles Vermögen weiterhin auf eine Milliarde Dollar. Viel mehr bleibt ihm nicht. Die Mittel seines Hedgefonds sind von einst 15 Milliarden Dollar auf eben diese eine Milliarde geschrumpft.

Wenige Experten können verstehen, warum der 56-Jährige überhaupt so lange an seinem Sears-Investment festhielt. „Er hat das Geschäft völlig falsch verstanden“, sagt etwa Fabio Savoldelli, Professor an der Columbia Business School, „aber er hatte das Kapital, um so lange durchzuhalten – also hat er es gemacht.“ 

Seine Zukunft in der Branche dürfte aber wenig rosig sein. Zum einen ist das ehemalige Wunderkind jetzt als großer Verlierer gebrandmarkt. Welche Investoren vertrauen schon jemanden, der gerade 14 Milliarden Dollar mit falschem Management verbrannt hat?

Zum anderen warten aber auch gerichtliche Probleme auf Lampert. Weil er Sears mit vielen Finanztricks länger als nötig am Leben erhielt und daran ordentlich persönlich profitierte – während er gleichzeitig den Konzern leitete – dürften jahrzehntelange Schadenersatzprozesse mit ungewissem Ausgang auf ihn warten, schätzt Savoldelli.

Folgen Sie dem Autor auf Facebook

Folgen Sie dem Autor auf Twitter

Im Video: Warren Buffett verdient nicht mehr als ein Abteilungsleiter

Börsen-Legenden
Börsen-LegendeAnlegen wie Warren Buffett: Wie das Orakel von Omaha superreich wurde
Fondmanager mit AusnahmetalentAnlegen wie Peter Lynch: Die fünf Leitsätze des Aktien-Königs
Börsen-RebellMutig anlegen wie Jim Rogers: Augen zu und durch!
Börsenweisheiten plus EiAnlegen wie der kultige André Kostolany
InvestmentlegendenCarl Icahn: Anlegen wie der gefürchtete Unternehmensjäger
BörsenstarBenjamin Graham: Anlegen wie der Begründer der Value-Strategie
Gegen den StromAnlegen wie John Templeton: Investiere, wenn andere voller Angst verkaufen
Der unbekannte Value-InvestorSchlauer nach dem großen Crash: Anlegen wie John Maynard Keynes
Von Börsenlegenden lernenGrandseigneur der Vermögensverwalter - anlegen wie Jens Ehrhardt
Von "Dr. Doom" lernenAnlegen wie der Crash-Prophet Marc Faber
Investieren in SchwellenländerEmerging Markets: Anlegen wie Mark Mobius - gar nicht so einfach
Börsen-ProfiAnlegen wie George Soros, der milliardenschwere Megaspekulant
Reicher als Bezos, Buffet und Gates zusammenAnlegen wie Jakob Fugger: Der reichste Mensch aller Zeiten
BörseAnlegen wie Bill Gross: Was wir vom "Anleihekönig" lernen können
Multi-Asset-AnsatzAnlegen wie Bert Flossbach - auf lange Sicht erfolgreich
Finanzen Newsletter
Informiert sein, verstehen, die richtigen Entscheidungen treffen
Hier bekommen Sie Hintergründe zu aktuellen Finanz-Nachrichten.
Jeden Freitag als Newsletter.
* Mit einem * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder
csa
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Buffetts Cash-Berg von 100 Mrd. Dollar sollte Anleger stutzig machen

Investorenbrief lässt aufhorchen

Buffetts Cash-Berg von 100 Mrd. Dollar sollte Anleger stutzig machen

Apple erobert Thron zurück – doch der Kampf um den Spitzenplatz geht weiter

Wertvollster Börsenkonzern der Welt

Apple erobert Thron zurück – doch der Kampf um den Spitzenplatz geht weiter

Welche Aktien zeigen, dass auch ein Warren Buffett mal irrt

Miese Kursperformance

Welche Aktien zeigen, dass auch ein Warren Buffett mal irrt

Alte Liebe wiederentdeckt: Warum Warren Buffett massiv auf Banken setzt

4 Milliarden in JPMorgan investiert

Alte Liebe wiederentdeckt: Warum Warren Buffett massiv auf Banken setzt