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Konzertbericht
Satyricon - Vredehammer- Oslo Faenskap
19.04.2015
Szene - Wien
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Als Team für New-Metal-Media waren an diesem
Abend unterwegs:
Text: Jayden
Deadwalk
Fotos: Melia
Linda Deadwalk
Man
möge entschuldigen, dass ich etwas weit aushole bei diesem Konzertreview.
Aber erstens war das mein erstes Konzert im Rollstuhl seit dem Beginn meiner
Querschnittslähmung im August letzten Jahres und zweitens schwadroniere ich
eh immer sehr viel. Unsere Redaktionsmitglieder können bereits jetzt ein
tonnenschweres Lied davon singen.
Wie auch immer. Meine Frau Melia Linda
Deadwalk und meiner einer machen uns also an einem wunderschönen
Aprilsonntag mit obergenialem Frühlingswetter auf den Weg zur Szene in Wien,
was für sich schon sehr spannend ist, weil es das erste Mal ist, dass wir
mit dem Rollstuhl öffentliche Verkehrsmittel benutzen und es das erste Mal
ist, dass wir diese Location besuchen. Es geht jedoch alles glatt und wir
sehen uns dem ersten Hindernis an der Szene Wien gegenüber. Die Szene liegt
in einem alten, nicht gerade sehr einladenden und schon ziemlich
heruntergekommenen Block und direkt vor dem Eingang befindet sich eine
Treppenstufe, die ich nicht in der Lage bin mit dem Rollstuhl alleine zu
bewältigen. Das Personal der Szene ist jedoch sehr freundlich und hilft im
Rahmen der gegebenen Möglichkeiten. Nachdem wir dann drinnen sind, offenbart
sich uns eine relativ einladender Biergarten, wo sich auch der
Merchandisestand von Satyricon und Vredehammer befindet. Der äußerst
sympathische Merchandiser freut sich sichtlich als Melia und ich das halbe
Sortiment aufkaufen. Der Merchandisestand von Oslo Faenskap befindet sich
drinnen direkt an der Garderobe. Aber das nur nebenbei. Denn diese Combo
will weder optisch noch musikalisch in dieses Tourbilling passen. Weil Oslo
Faenskap und Black Metal? Darüber rätseln auch die bereits in großer Zahl
anwesenden Zuschauer. Black Mathematicmetalcore oder wie jetzt? Die Oslo
Faenskap ist jedenfalls so böse wie ein Glas Kaba-Erdbeermilch. Handwerklich
gut gemacht, jedoch zusammen mit Satyricon und Vredemammer total
deplatziert.
Doch schon bei der Besichtigung von
Oslo Fainskap fällt in dieser kleinen, circa bis zu 500 Zuschauern fassenden
Halle auf, dass man als Rollstuhlfahrer gerade bei der Livedarbietung
der Künstler auf ganzer Linie verloren hat. Es
gibt keinen Extrabereich für Rollstuhlfahrer, was bedeutet, dass man die
ganze Zeit wegen der herum springenden Fans höllisch aufpassen, dass man
nicht angerempelt wird. Und die Sicht auf die Bühne ist meist mehr als
bescheiden.
Doch kommen wir an dieser Stelle zur zweiten
Supportband, die musikalisch wesentlich besser zum Headliner passt. Die Rede
ist von Vredehammer. Melia und ich kannten diese äußerst sympathische Band
vorher überhaupt nicht. Doch mit ihrem extrem energiegeladenen Gig haben Per
Valla und sein Anhang ganz sicher mehr als nur zwei Fans hinzugewonnen.
Rasanter Black Metal mit knurrenden Vocals war angesagt, der aber immer an
den richtigen Stellen die nötigen Melodien zulässt, um jedem einzelnen Song
auch seinen persönlichen Widererkennungswert zu verpassen. Kein Wunder also,
dass das erste vollständige Rundlingsteil "Vinteroffer" bereits in Wien
vergriffen war. Zudem punktete Frontgaul Per, indem er mit dem Publikum über
Bier fabulierte. Damit hatte er bei den anwesenden Fans locker wichtige
Punkte eingefahren.
Die Meute war also aufgeheizt und Satyricon
konnten eigentlich nichts mehr falsch machen. Mit "The Rite Of The Cross"
war der Einstieg dann auch gut gelungen und die Fans waren sofort in
Partystimmung. Party und Black Metal. Geht das denn überhaupt? Und ob das
geht. Fronthüne mit Teenagerfrisur Satyr heizte den begeisterten Mob mühelos
an und gab ihm vor allem neuere Kost in
Form von Hits wie "Now Diabolical", "Filthgrinder", "Die By My Hand" oder
"The Pentagram Burns". Alte Evergreens aus der Musikhistorie von Satyr und
seinem ewigen Weggefährten, Schlagzeuger Frost, gab es leider nur "Mother
North" zu hören. Und anstatt vielleicht zwei ältere Songs von den ersten
Scheiben einzubauen, erklärt Satyr dem erstaunten Publikum, dass nun gesehen
und gehört werden muss wie Satyricon im Proberaum agieren. Es wird also
munter drauf los gejammt und endlos ein und das selbe Riff wiederholt. Wer
zur Hölle brauch sowas? Langeweile macht sich unter den Anwesenden breit.
Erst als Satyricon mit "With Ravenous Hunger" und dem endgeilen göttlichen "Mother
Nlorth" aus der Hüfte kommen, ist der Bandanhang wieder auf
Betriebstemperatur. Der Zugabenblock umfasst schließlich die sehr coolen "Fuel
For Hatred" und "K.I.N.G.": Die Betriebstemperatur ist überschritten und die
Szene Wien geht komplett steil. Ok. Mir persönlich fehlten ein paar alte
Klassiker wie "Dark Medieval Times", "Vikingland" oder "Forhekset". Aber das
ist wahrscheinlich mittlerweile auch bei einer Band wie Satyricon ein
Generationsproblem. Es war auf jeden Fall ein geiler Abend, den alle
Anwesenden genossen haben.
Für mich wurde dieser Abend noch dadurch
abgerundet, dass es in der Szene ein Behinderten-WC gibt, welches für
Rollstuhlfahrer wirklich gut geeignet ist. Die Stufe am Eingang und vor
allem der fehlende Extrabereich für Rollstuhlfahrer in der kleinen
Konzerthalle bleiben zu bemängeln.
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