Henry Heimlich

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Henry Jay Heimlich (nach anderen Quellen auch Henry Judah Heimlich oder Henry J. Heimlich; * 3. Februar 1920 in Wilmington, Delaware; † 17. Dezember 2016 in Cincinnati)[1][2] war ein amerikanischer Arzt, der vorwiegend durch die Erfindung des nach ihm benannten Heimlich-Handgriffs bekannt wurde.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heimlich wurde in Wilmington (Delaware) als Sohn von Philip Heimlich und Mary Epstein geboren. 1937 schloss er die New Rochelle High School (NRHS) in New York ab. 1941 erhielt er einen B.A.-Abschluss an der Cornell University und 1943 den Doktorgrad (M.D.) am Weill Cornell Medical College. Während des Zweiten Weltkriegs war er bei den US-Marines als Arzt tätig. Anschließend absolvierte er eine Facharztausbildung auf dem Gebiet der allgemeinen und Thorax-Chirurgie und arbeitete viele Jahre in New York City. Er wechselte 1977 als Professor an die Xavier University of Cincinnati. Bis zu seinem Tod war er Präsident des Heimlich Institute in Cincinnati.

Heimlich war seit 1951 verheiratet mit Jane Murray. Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor: Phil, Peter, Janet und Elisabeth.

Am 12. Dezember 2016 erlitt er einen Herzinfarkt, an dessen Folgen er am 17. Dezember verstarb.

Wirken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heimlichs chirurgische Arbeiten[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1957 nahm Heimlich erstmals am Menschen eine operative Rekonstruktion der Speiseröhre vor, die zunächst ebenfalls unter seinem Namen bekannt wurde.[4] Diese Operation hatte jedoch Dan Gavriliu schon am 20. April 1951 in Rumänien erfolgreich durchgeführt.[5] Heimlich hat das auch anerkannt,[6] so dass diese Operation nach Gavriliu benannt wurde. Auch das Heimlichventil zur Behandlung des Pneumothorax ist nach Heimlich benannt.

Der Heimlich-Handgriff[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Heimlich-Manöver

1974 beschrieb Heimlich erstmals seinen Handgriff, mit dem ein Fremdkörper-Verschluss der Atemwege beseitigt werden konnte.[7] Eine Zeitung berichtete kurz darauf, dass ein Erstickender damit gerettet wurde. 2003 beanspruchte Edward A. Patrick, ein vorgeblicher[8] langjähriger Fachkollege Heimlichs, für sich, der eigentliche Erfinder des Manövers gewesen zu sein. Patricks Behauptungen, er selbst habe das Heimlich-Manöver zur Rettung eines ertrunkenen Kleinkindes und bei drohendem Ersticken eines Schlaganfallpatienten[9] eingesetzt, wurden von Betrugsvorwürfen gestört, die Heimlichs Sohn Peter M. Heimlich aufgrund eigener Nachforschungen gegen Patrick erhob.[10]

Obwohl nach ihm benannt, hat Henry Heimlich das Manöver während seiner Arbeit als Mediziner kein einziges Mal in einem Notfall angewendet. Erst im Jahr 2000 wandte er das Manöver an, als Restaurantgäste den damals 80-jährigen zur Hilfe riefen, statt seinen Handgriff selbst einzusetzen.[11] Als 96-Jähriger kam Henry Heimlich im Mai 2016 in einem Seniorenheim ein weiteres Mal in die Situation, einer 87-jährigen Mitbewohnerin, die sich an einem Hamburger verschluckt hatte und vom Ersticken bedroht war, mit dem Heimlich-Manöver zu helfen.[12]

Heimlichs Arbeiten zur Malariatherapie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Sein späteres Schaffen beeinträchtigte Heimlichs Ansehen und brachte ihn in Verruf, insbesondere wegen seiner Behauptung, AIDS, Krebs und Lyme-Borreliose seien heilbar, wenn die Patienten mit Malaria infiziert würden. Diese Theorie stammt ursprünglich von Untersuchungen, die der Nobelpreisträger für Medizin, Julius Wagner-Jauregg, durchgeführt hatte: Er fand heraus, dass Malariatherapie Neurolues heilen könne.[13] Seit Anfang der 1990er Jahre organisierte Heimlich Menschenexperimente in Mexiko, China und verschiedenen afrikanischen Ländern, indem dort Patienten, die an den oben genannten Krankheiten litten, Injektionen mit malariainfiziertem Blut erhielten.[14] Diese Menschenversuche wurden von staatlichen Stellen (einschließlich FDA und CDC) abgelehnt und von Bioethikern als „medizinische Gräuel“ angeprangert.

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Postoperative care in thoracic surgery: a manual of practical information for internes, residents and nurses (1962)
  • Surgery of the stomach, duodenum, and diaphragm (1967, mit Meyer O. Cantor und Charles Hamilton Lupton)
  • Dr. Heimlich's Home guide to emergency medical situations (1984, mit Lawrence Galton)
  • Heimlich's maneuvers: my seventy years of lifesaving innovation (2014)

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Dr. Henry Heimlich, inventor of famed anti-choking Heimlich maneuver, dies. Abgerufen am 17. Dezember 2016 (englisch).
  2. Erfinder des lebensrettenden Heimlich-Griffs gestorben In: Neue Zürcher Zeitung vom 17. Dezember 2016
  3. H. J. Heimlich, Edward A. Patrick: Using the Heimlich Maneuver to save near-drowning victims. In: Postgraduate Medicine, Minneapolis. 88, 1988, S. 62–73.
  4. H. J. Heimlich, J. M. Winfield: The use of a gastric tube to replace or by-pass the esophagus. In: Surgery. 37(4), Apr 1955, S. 549–559. PMID 14373267
  5. Dan Gavriliu, Leonida Georgescu: Esofagoplastie directã cu material gastric (anastomozã eso.gastricã). In: Rivista Stiintelor Medicale. 3, Juni 1951, S. 33–36.
  6. Henry J. Heimlich: The use of a gastric tube to replace the esophagus as performed by Dr. Dan Gavriliu of Bucharest, Rumania. A preliminary report following a visit to Bucharest, Rumania. In: Surgery. 42 (4), Oktober 1957, S. 693–695.
  7. H. J. Heimlich, K. A. Hoffmann, F. R. Canestri: Food-choking and drowning deaths prevented by external subdiaphragmatic compression. Physiological basis. In: Ann Thorac Surg. 20(2), Aug 1975, S. 188–195. PMID 1164065
  8. clevescene.com
  9. clevescene.com
  10. Peter M. Heimlich, Karin M. Shulman: Drowning in lies: Henry J. Heimlich, Edward A. Patrick and the Heimlich Maneuver Case Frauds. auf: medfraud.info/
  11. Heimlich: Still saving lives at 83. In: BBC. 9. März 2003 (bbc.co.uk [abgerufen am 1. Januar 2017]).
  12. Luft! Ein 96-jähriger rettet ein Leben – mit einem weltbekannten Handgriff, den er selber erfand. In: Der Spiegel. 25/2016, S. 61.
  13. J. Wagner-Jauregg: Verhütung und Behandlung der Progressiven Paralyse durch Impfmalaria. In: Handbuch der experimentellen Therapie. 1931.
  14. X. Chen, H. J. Heimlich, B. Xiao, S. Liu, Y. Lu, J. Rao, E. G. Spletzer: Phase-1 studies of malariotherapy for HIV infection. In: Chin Med Sci J. 14(4), Dez 1999, S. 224–228. PMID 12894896

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]