SK

Das Schicksal des in der Schlacht um Stalingrad 1942/1943 als Flugabwehrsoldat eingesetzten und danach vermissten Georg Rau aus Levertsweiler ist nach 73 Jahren aufgeklärt. Am kommenden Sonntag wird beim Gottesdienst in der Kirche St. Luzia in Levertsweiler seines Todes am 17. März 1943 im Kriegsgefangenenlager Beketowka gedacht, informiert Siegfried Rau, Oberstleutnant a.D. aus Sießen.

Georg Rau wurde am 17. Januar 1922 in dem Teilort Weitharts als ältester Sohn von Georg und Josefine Rau geboren. Der älteren Generation im Ort ist der Vater Georg noch als Polizist und jahrzehntelanger Meßmer bekannt, der wegen seiner Geschicklichkeit das Uhrwerk und das Geläut der Dorfkirche am Laufen und Funktionieren hielt, der die Bekanntmachungen des Bürgermeisters ausschellte, im Dorf die Haare schnitt oder das Kraut hobelte.

Die über 80-jährige und in der Schweiz lebende Tina, das jüngste und noch einzig lebende von acht Geschwistern, hat noch sehr gut die letzten Stunden mit ihrem großen Bruder vor Augen: „Er hat mir noch geholfen, die Hausaufgaben zu machen. Dann musste er in den Krieg. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe."

Georg Rau kam zum Flugabwehrbataillon 602, einer Einheit der 6. Armee, die nach dem deutschen Angriff auf Stalingrad im November 1942 von der Roten Armee eingekesselt wurde. In die Heimat kam jedoch nie eine Nachricht, dass der Flugabwehrsoldat bei dieser Schlacht um Stalingrad gefallen sei. Jahr für Jahr hofften seine Eltern und Geschwister, dass Georg die Kämpfe um Stalingrad überlebt hat und, vielleicht in Kriegsgefangenschaft geraten, eines Tages wieder nach Hause zurückkehren würde. Suchanträge an das DRK erbrachten zunächst keine Erkenntnisse über das Schicksal des Vermissten. Dann 1971 das Ergebnis, "dass Georg Rau mit hoher Wahrscheinlichkeit in der ersten Zeit nach seiner Gefangennahme im Kampfraum Stalingrad in einem Sammellager, auf dem Transport oder in einem Arbeitslager den Tod gefunden hat". Neffe Siegfried Rau, beim Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge tätig, nahm die Suche nach seinem vermissten Onkel wieder auf. Im Spätsommer 2016 erhielt er nach 73 Jahren der Ungewissheit schließlich vom Volksbund die Nachricht, dass "dort, wo sich das Kriegsgefangenenlager Beketowka befand, 2666 deutsche Soldaten aus oberirdisch nicht mehr erkennbaren und teilweise geplünderten Gräbern exhumiert und zum Soldatenfriedhof nach Rossoschka überführt wurden“. Die Wahrscheinlichkeit sei groß, dass Georg Rau einer jener Soldaten sei, die nun gemeinsam in einem Kameradengrab auf dem deutschen Soldatenfriedhof ruhten. Noch vor Weihnachten wurde in einem weiteren Schreiben mitgeteilt, dass die Daten von Georg Rau mittlerweile auf einem Schriftband an der Mauer des Friedhofes verzeichnet seien. Die Trauer der Angehörigen hat damit endlich einen Ort: inmitten der weiten Steppe Russlands.