NMM: Danke
das ihr euch die Zeit für diese Interview nehmt. Ich denke mal ihr hatte in
letzter Zeit eine Menge Interviews und daher ist es schwer mit neuen Fragen um
die Ecke zu kommen, probieren wir es trotzdem mal.
NMM:
President Evil lag ja zwei Jahre auf Eis, da euer damaliger Sänger die Band
verlassen hat und du schwer erkrankt warst. Was geht einem in dieser Zeit durch
den Kopf? Ich stelle es mir schwer vor für eine Band, da an ihren Zielen fest
zuhalten.
Lars:
Hallo Ron, Danke erst mal für dein Interesse. Ja da hast du recht. Unsere
Ziele sind erstmal zusammengeschrumpft. Vorher waren wir mit Volbeat auf Tour,
alles sah gut aus und es kamen auch stetig mehr Leute zu unseren Shows. Und wir
guckten hoffungsvoll nach vorn.
Wenn du aber
eine Nachricht bekommst, dass du so Krank bist und man nicht weiß, ob man das
überhaupt übersteht, rückt vieles einfach in den Hintergrund. Erst mal gesund
werden war für mich die Devise. Die anderen haben mich gut unterstützt und
hatten sich entschieden keinen Ersatz zu suchen, sondern auf mich zu warten. Als
das geschafft war gingen wir das Problem mit der Sängersuche an. Da Bremen sehr
überschaubar ist und wir nicht den Status haben Leute einfliegen zu lassen,
erwies sich das als sehr schwierig. Wir probierten einige Leute aus, was aber
nicht klappte. Es muss ja nicht nur musikalisch, sondern auch charaktermäßig
passen. Macht halt kein Spaß mit einem Arsch im Bus zu sitzen. Dann kam Neal
durch Zufall ins Gespräch. Wir waren erst sehr kritisch, weil er noch nie in
einer Band gespielt hat, geschweige denn auf einer Bühne gestanden hat. Das
erste Mal proben war auch nicht das gelbe vom Ei, aber die Chemie stimmte und es
war auf alle Fälle Potenzial zu erkennen. Dann ab mit ihm ins kalte Wasser und
los ging es. Er hat sehr schnell gelernt und ist mittlerweile sehr gut geworden
. Und das gute ist, es ist noch sehr viel Platz nach oben bei ihm.
NMM:
Nun seid ihr mit einem neuem Album und frischer Energie zurück, was denkst du
macht „Back from Hell´s Holiday“ aus und habt ihr in der neuen Platte, die Zeit
der Ruhe verarbeitet?
Lars:
Die Platte macht aus , dass sie einfach straight, ehrlich und voller Power ist.
Klingt wie ein Klischee, aber das ist so. Wir haben in Bremen bei unserem Freund
Timo Hollmann aufgenommen. Mit den Fahrrad hin , Bier auf und los. Es ist live
ein gespielt und auch live produziert. Kein Schnickschnack alles geradeaus. Der
aufgestaute Frust, Angst, Streit und liebe zur Musik kann man meiner Meinung
nach fühlen und hören. Durch Neals melodischere Art zu singen konnten wir neue
Wege und Elemente einführen,aber die Power die PRESIDENT EVIL ausmacht, ist
geblieben. Sie bietet eine breite Palette an Rockmusik vom Intro bis zu Psycho
Valley, das durch ein Saxon veredelt wurde. Das Instrumental Outro nicht zu
vergessen. Selbst das Cover, das von einem Freund der Band Ramin und unserem
Basser gemacht wurde passt hervorragend ins Gesamtbild. Für mich klingt das nach
PRESIDENT EVIL und ist so in der Form wirklich einzigartig.
NMM:
Welches ist eurer Meinung nach der stärkste Song auf dem Album und spiegelt
dieses am Besten wieder?
Lars:
Wir sind fünf Dickköppe und haben alle einen unterschiedlichen Musikgeschmack.
Und alle einen anderen Liebling. Deswegen kann ich dir nur meinen Favoriten
nennen Und das ist Black. Der Song bietet Thrash - Power, einen melodischen
Refrain und einen MH/Slayer Mittelpart. Außerdem ist Dan Nelson von Black
Gates/Ex Anthrax als Gastsänger vertreten. Dan singt so geil, das gibt mir immer
Hühneranzug. Supergeil.
NMM: Auf
New-Metal-Media geht es in erster Linie um das Thema Rock / Metal und
Behinderung. Welche Berührungspunkte habt ihr als Band mit diesem Thema,
besuchen gehandicapte Personen eure Konzerte und nimmt man diese überhaupt wahr?
Lars:
Ja selbstverständlich. Ich persönlich bin betroffenen, weil meine Tochter taub
geboren wurde, was, insbesondere, wenn Musik ein so großer Bestandteil deines
Lebens ist wie bei mir, sehr schwer zu verdauen war. Außerdem habe ich mich
beruflich diesem Thema gewidmet. Ich habe 7 Jahre in einer Tagestätte für
psychisch und körperlich mehrfach gehandicapte Menschen gearbeitet.
Wenn vor der
Bühne z.B ein Rollifahrer steht bitte ich um Nachsicht und Aufmerksamkeit, wenn
du Leute abgehen wollen. Das war in Bremen auf einem Konzert z.B so. Das ist für
mich selbstverständlich. Wir haben auch in Österreich auf einem Open Air einen
Fan im Rolli gehabt, der konnte jeden Text mitsingen. Besser als unser Sänger.
Sehr geil. Mich freut es, wenn Menschen mit einem Handicap zu Konzerten gehen.
Das ist nicht der Regelfall. Ich denke das liegt daran, dass es ihnen auch
schwer gemacht wird. Wenn man auf einem Open Air z.B eine Rolliklo sucht kriegt
man echt ne Krawatte. In Roskilde gab es einen Extra Campingplatz neben der
Hauptbühne für mobil eingeschränkte. Da können wir noch viel lernen.
NMM:
Wenn wir über das Thema Behinderung sprechen, dann geht es meisten um die
Locations in denen Bands auftreten. Gibt es Veranstaltungsorte, die euch
besonders im Gedächtnis geblieben sind?
Lars: Wenn man
ehrlich ist, gibt es doch kaum Handicap gerechte Locations oder? Da besteht
noch Verbesserungsbedarf. Ich würde, wie eben erwähnt, Roskilde hervorheben. Das
Open Flair hat sich mit einer guten Rampe auch als gut erwiesen.
NMM:
Pannen, Pech und Pleiten, was ist das Kurioseste was euch jemals bei einem
Auftritt passiert ist?
Lars:
Wir haben in der Tschechien, auf einem Open Air gespielt. Mit großen Leinwänden
und Kameras. In der ersten Reihe haben dann zwei ihren Körpersäften freien Lauf
gelassen und eine gute Performance hingelegt. Ist schon lustig, wenn während des
Gigs live gepoppt wird und alle es auf den Leinwänden sehen können. Daumen
hoch....
NMM: Eine
Weisheit sagt, willst du eine Stadt kennen lernen, dann frag einen Künstler. Da
ihr aus Bremen kommt, was kannst du meinen Lesern dort besonders empfehlen. Was
sollte man gesehen haben und welche Locations / Clubs sollte man besucht haben?
Lars:
Bremen ist supergrün. Geht tagsüber in die Innenstadt und chillt ein bisschen an
der Weser. Dann ab ins Viertel. Das so genannte Bermudadreieck bietet sich an.
Die Kneipen und Clubs sind super. Römer, Rumbumpers, Capribar, Heartbreakhotel.
Da kann man bis Morgens durchziehen. Es gibt nämlich in Bremen keine
Sperrstunde. Als Rockfan muss eigentlich auch das Aldain gesehen haben. Da kann
man Rockgeschichte atmen.
NMM: Wenn
du so zurück denkst, welche Bands haben euch beeinflusst und welches war deine
erste Platte, die du dir gekauft hast?
Lars:
Unsere Einflüsse sind größtenteils in den Neunzigern verwurzelt. Da wir alle
unterschiedliche musikalische Biografien haben ist das sehr weit verzweigt. Ich
nenne mal einige, bestehe aber nicht auf Vollständigkeit. Motörhead, Kyuss,
Slayer, Slime, Anthrax sind einige. Meine erste Platte war Best of von ZZ Top.
Mit Knallern wie Tush, La Grange und das hervorragende Jesus just left chigago.
Höre ich heute noch gerne.
NMM: Gibt
es soziale Projekte für die ihr euch als Band einsetzt oder welche die ihr als
wichtig empfindet?
Lars:
Ich habe mich für ein sozialen Beruf entschieden und unterstütze im Moment dort
Kinder/Familien, die es schwer haben. Deshalb habe ich mich entschieden die
Musik als Gegenpol und Entspannung zu nutzen. Als Band unterstützen wir speziell
kein konkretes Projekt zur Zeit.
NMM: Ich
bedanke mich für dieses Interview und die letzten Worte gehören wie immer euch,
was möchtet ihr der Welt mitteilen?
Lars:
Ich finde es gut, das du auf das Thema Rockmusik und Behinderung aufmerksam
machst. Da gibt es noch viel Nachholbedarf. Hut ab dafür und danke für deine
Mühe.
Wir als Band
wünschen uns natürlich das ihr uns wahrnehmt. Hört euch unsere Musik an, gebt
uns eine Chance und wenn es auch gefällt, kommt zu unseren Konzerten und wir
feiern die Liebe zur Musik gemeinsam. Je mehr böse President es gibt, desto
besser die Welt.
In diesem Sinne Hell yeah, the Priests Of Rock N Roll
|