Michael Sanderling (43) wird neuer Chefdirigent der Dresdner Philharmonie. Am Montag stellten Intendant Anselm Rose und Oberbürgermeisterin Helma Orosz den Musiker offiziell vor. Sanderling ist Nachfolger von Rafael Frühbeck de Burgos (77), der das städtische Orchester Dresdens seit 2004 leitete. Der Wechsel am Taktstock erfolgt mit Beginn der Saison 2011/2012. Sanderling erhält einen Vertrag zunächst für drei Jahre. Ein Drittel der Philharmonie-Konzerte in Dresden will er selbst dirigieren und zudem mit dem Orchester auf Tour gehen. Die Philharmoniker hätten mit einem deutlichen Votum für ihn gestimmt, hieß es. Der Stadtrat von Dresden muss den Vertrag noch absegnen.
Die Wahl Sanderlings ist keine Überraschung, er dirigierte die Philharmoniker wiederholt und erhielt dafür stets gute Kritiken. Der gebürtige Berliner – jüngster Sohn von Dirigentenlegende Kurt Sanderling – hatte sich zunächst als Cellist einen Namen gemacht. Vor etwa zehn Jahren begann er mit dem Dirigieren. Am Montag stellte er klar, dass es keine Rückkehr gibt. „Als Cellist werden Sie mich nicht mehr erleben, weil ich das öffentliche Cellospiel in der letzten Saison aufgegeben habe – aus rein praktischen Erwägungen.“ Ihm fehle die Zeit zum Üben, sagte er. Die Philharmonie habe er als äußerst professionelles Orchester mit einem sehr spezifischen Klangangebot kennengelernt. Zugleich sei das Orchester aber auch sehr neugierig, diesem Klang neue Facetten hinzuzufügen.
Intendant Rose verknüpft nach eigenem Bekunden mit Sanderling die Hoffnung, mehr junges Publikum in die Philharmonie zu locken. Mit dem geplanten Umbau des Dresdner Kulturpalastes wird den Musikfreunden künftig einiges abverlangt – das Orchester muss häufig die Bühne wechseln. Sanderling sieht darin eine besondere Herausforderung – aber zugleich die Chance, neues Publikum „an vielleicht auch ungewöhnlichen Spielorten“ zu gewinnen. Auf einen Lieblingskomponisten wollte sich der Musiker nicht festlegen. „Mein Herz schlägt für so viele Komponisten.“ Als er mit dem Dirigieren begann, habe er sich zum Ziel gesetzt, „nichts auszuschließen“. „Ich würde das ablehnen, was mein Herz bei der Beschäftigung mit der Materie nicht erreicht.“