Fast 400.000 ohne Job: Arbeitslosigkeit steigt weiter

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THEMENBILD: ARBEITSLOSIGKEIT / ARBEITSMARKT / STELLENMARKTAPA/HERBERT NEUBAUER
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Die Arbeitslosigkeit liegt im Vergleich zum Vorjahresmonat Mai um 6,9 Prozent höher. Besonders betroffen sind die über 50-Jährigen.

Die Arbeitslosigkeit in Österreich ist auch im Mai wieder gestiegen: Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren um 6,9 Prozent mehr Menschen ohne Job. Damit belief sich die Zahl der Arbeitslosen (vorgemerkte Arbeitslose und Schulungsteilnehmer) auf 395.518 Personen, teilte das AMS am Montag mit. Die (nationale) Arbeitslosenquote lag bei 8,6 Prozent, um 0,9 Punkte höher als im Vorjahr. Noch höher wird vom Wifo die um jahreszeitliche Schwankungen korrigierte erweiterte Arbeitslosenquote inklusive Schulungsteilnehmer ausgewiesen. Diese lag Ende Mai in Österreich nach Wifo-Berechnungen bereits bei 10,7 Prozent.

"Wir haben in Europa nach wie vor die Situation, dass das Wirtschaftswachstum zu gering ist, um die Arbeitslosigkeit zu senken", kommentierte Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) die Arbeitsmarktdaten. AMS-Chef Johannes Kopf sieht angesichts der Rekordarbeitslosigkeit weiterhin schwierige Zeiten am Arbeitsmarkt. Die AMS-Prognose für heuer und das nächste Jahr zeige "keine Entwarnung, sondern weiter steigende Arbeitslosigkeit", sagte Kopf im Mittagsjournal des ORF-Radio. Längerfristigere Prognosen halte er angesichts der unsicheren Zeiten für nicht verlässlich. "Wir haben in Österreich die höchste jemals gemessene Arbeitslosigkeit", so der AMS-Vorstand.

Fast jeder Vierte Arbeitslose über 50 Jahre

Menschen ab 50 Jahren haben es am österreichischen Arbeitsmarkt besonders schwer: Bei Personen ab 50 beträgt der Anteil jener, die schon mehr als ein Jahr keine dauerhafte Beschäftigung aufnehmen konnten, aktuell 44 Prozent. Fast jeder Vierte der vorgemerkten Arbeitslosen ist über 50 Jahre alt, in absoluten Zahlen sind es 88.479 Menschen über 50, die einen Job suchen.

Überdurchschnittlich stark stieg im Mai wieder die Arbeitslosigkeit bei Ausländern mit 24,2 Prozent. Bei Männern (+15,3 Prozent) war der Zuwachs deutlich stärker als bei Frauen (+11,4 Prozent).

Deutlicher Anstieg im Osten

Die Entwicklung am Arbeitsmarkt zeigt ein deutliches Ost-West-Gefälle: Während die Zuwachsraten in Westösterreich eher gering sind, sind sie in Ostösterreich durchgehend zweistellig. Die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen stieg in Tirol zum Vorjahr nur um 0,2 Prozent, in Vorarlberg um 3,3 Prozent und in Salzburg um 4,8 Prozent. Auch Kärnten zeigt mit 5,5 Prozent nur moderaten Zuwachs.

Höher lag die Zuwachsrate in der Steiermark mit 7,6 Prozent. Zweistellig war der Zuwachs im Burgenland (+11,1 Prozent), in Oberösterreich (12,2 Prozent) und in Niederösterreich (13,9 Prozent). Besonders stark stieg die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen in Wien, wo Ende Mai um 23,9 Prozent mehr Personen gemeldet waren. Dieser Zuwachs ist laut AMS allerdings zu rund 40 Prozent auf die rückläufigen Schulungszahlen zurückzuführen.

Höchststand an Arbeitsplätzen

Per Ende Mai waren 330.326 Arbeitslose beim AMS gemeldet, weiters besuchten 65.192 Personen ohne Job eine Schulung des AMS. Während die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen um 39.434 Personen (+13,6 Prozent) stieg, ging die Zahl der Schulungsteilnehmer um 14.059 Personen (-17,7 Prozent) zurück.

Gleichzeitig hat die Zahl der Arbeitsplätze mit 3.434.000 (plus 24.000 bzw. 0,7 Prozent) wieder einen neuen Höchststand (für Ende Mai) erreicht. Die Zahl der gemeldeten offenen Stellen ging um 1,5 Prozent auf 29.502 zurück. Im April hatte es nach längerer Zeit wieder ein kleines Plus von 0,2 Prozent gegeben.

Im Vergleich zu den Älteren schaut die Lage für Junge günstiger als am gesamten Arbeitsmarkt aus: Bei Jugendlichen von 15 bis 24 Jahren blieb die Zunahme der Arbeitslosigkeit mit 6,0 Prozent deutlich unter dem Schnitt. Bei den 15- bis 18-Jährigen betrug der Anstieg 4,8 Prozent. Den 4.792 Lehrstellensuchenden standen 2.950 gemeldete Lehrstellenangebote gegenüber - die Lehrstellenlücke betrug also 1.842.

(APA)

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