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Contour-GPS-Videokamera: Mittendrin, nicht nur dabei

Foto: Matthias Kremp

Outdoor-Kamera Helm für Helden

Skiabfahrten, Radrennen, Surftouren: Die Contour GPS ist eine Kamera, die harte Außeneinsätze auf Video dokumentiert - inklusive Satellitendaten, Höhenprofilen und Geschwindigkeiten. Matthias Kremp hat das Spielzeug für sportliche Nerds ausprobiert.

Die Voraussetzungen sind gut: Die Wolken haben sich verzogen, die Luft ist klar. Vor mir liegt die Piste 36a, eine schwarze Abfahrt, die steil ins Tal führt. Die Familie ist lieber mit dem Lift abgefahren, den Knochen zuliebe. Verpassen werden sie trotzdem nichts. Weil ich die Strecke dokumentiere, per Kamera und GPS. Denn an meinem Ski-Helm klemmt unübersehbar eine Contour GPS, eine Outdoor-Kamera, die parallel zum Video Positionsdaten aufzeichnet.

Bevor ich damit auf die Piste ging, dachte ich noch, damit wäre ich ein Exot. Aber weit gefehlt. Alle Nase lang sehe ich Skifahrer, auf deren Helm eine Kamera klemmt. Schön sind die aber nur selten, sehen üblicherweise entweder zerbrechlich oder lächerlich aus. Besonders beliebt scheinen Modelle zu sein, die man genau mittig auf seinen Helm aufsetzt. Das sieht ein bisschen aus wie die Untersuchungsspiegel, die Ärzte sich früher an den Kopf schnallten.

Die Contour dagegen ist schlicht, schwarz, fast schon unauffällig, hätte ich sie nicht auf einen knallweißen Helm montiert. Ihr verschraubtes Metallgehäuse vermittelt einen robusten Eindruck, die gefrästen Führungen, mit denen man sie an der Helmhalterung - oder sonstwo - befestigt, fixieren sie unverrückbar in der einmal eingestellten Position. Die aufgeklebte Halterung werde ich nach dem Test wohl nicht zurückgeben können, denn zerstörungsfrei wird die kaum vom Helm lösbar sein.

Zu viel potentieller Speicherplatz

Aber erst mal zu den technischen Parametern. Liest man das Datenblatt, lässt die Contour-Kamera keine Wünsche offen. Videos zeichnet sie in den HD-Auflösungen 720p, 960p oder 1080p auf, Standbilder werden mit fünf Megapixeln (2592 x 1944 Bildpunkte) festgehalten, den Ton nimmt ein winziges Mikrofon auf. Als Speichermedium dienen die winzigkleinen Micro-SD-Speicherkarten, die heute meist in Handys verwendet werden. Eine 2-GB-Speicherkarte liegt der Kamera beim Kauf bei, bis zu 32 Gigabyte große Karten kann das Gerät verwenden.

Ob man derart viel Speicherkapazität braucht, ist eine andere Frage. Pro Gigabyte speichert die Kamera bis zu 30 Minuten Video in HD. Auf einer 32-GB-Karte könnte man demnach 16 Stunden HD-Video aufnehmen - wenn da nicht der Akku wäre. Laut Hersteller reicht seine Energie für zwei bis zweieinhalb Stunden Dauerbetrieb. Im Test hielt der Stromspeicher so lange aber nie durch.

Schnell vergessen

Die niedrigen Temperaturen im winterlich verschneiten Skigebiet mögen daran einen Anteil gehabt haben, lästig war es trotzdem. Vor allem deshalb, weil ich dazu neigte, die Kamera, einmal eingeschaltet, einfach zu vergessen. Getreu dem Motto: "Aus den Augen, aus dem Sinn", ließ ich sie zwischen den einzelnen Aufnahmen einfach laufen. Das spricht einerseits für die Kamera, die so leicht ist, dass man sie nicht als Last empfindet.

Andererseits ist es einfach lästig, wenn mir mein Fauxpas erst bewusst wird, wenn sich die Kamera beim Liftfahren plötzlich mit einem doppelten Piepton abschaltet. Sinnvoller wäre eine Energiesparautomatik, welche die Contour GPS nach einigen Minuten der Untätigkeit selbständig abschaltet. Abhilfe könnte ein Ersatz-Akku schaffen. Mit einem Straßenpreis von 30 Euro ist der aber nicht gerade günstig.

Ohnehin ist das Zubehör des Herstellers nicht eben preiswert. Eine Halterung für Fahrradlenker kostet 30 Euro, eine für Surfbretter 35 und die Saugnapfhalterung für Auto-Frontscheiben 42 Euro. Ein wasserdichtes Gehäuse, ohne das man die Kamera nicht aufs Surfbrett schnallen sollte, steht mit 45 Euro bei Händlern in der Preisliste. Immerhin: Auch wenn es teuer ist, gibt es Zubehör, mit dem man die Contour GPS an unterschiedliche Aufnahmesituationen anpassen kann. Selbstverständlich ist das nicht.

Große und noch größere Knöpfe

Einmal mit der an den Helm geklemmten Kamera unterwegs, fällt mir ein Manko auf: der Einschaltknopf. Der ist zwar gut erreichbar und so groß, das man ihn auch mit Handschuh noch bedienen kann, aber er funktioniert nicht immer. Vielleicht liegt es daran, dass unter dem knubbeligen Gummiknopf nur ein winziger Plastikschalter steckt.

Das Auslösen der Aufnahmefunktion dagegen funktioniert ganz prächtig, egal wie dick die Hände eingemummelt sind. Der Aufnahmeschalter nämlich ist riesengroß oben auf der Kamera platziert, könnte zur Not auch mit einem groben Holzklotz bewegt werden. Von der rot leuchtenden Aufnahmelampe hat man allerdings wenig, zumindest, wenn die Kamera am Helm - und damit außerhalb des Gesichtsfeldes - klemmt. Gut, dass man akustisch auf die Stellung des Schalters hingewiesen wird: Mit einem Einfach-Piep wird die Aufnahme gestartet, das Beenden durch einen Doppel-Piep quittiert.

Wie hoch und wie schnell war ich?

Zu Hause angekommen schließt man die Kamera via USB an einen Computer an. Zum Auslesen der Videos verwendet man am besten die zugehörige Software Storyteller. Bearbeitungsfunktionen bietet die zwar nicht, kann dafür aber beim Videogucken via Google Maps anzeigen, wo genau man den aktuellen Filmausschnitt aufgenommen, wie schnell und wie hoch man dabei war. Unterhalb der Karte wird zudem ein Höhenprofil der Strecke eingeblendet. Beim Radfahren in der Norddeutschen Tiefebene mag das langweilig sein, bei Abfahrten in den Alpen dagegen gar nicht.

Gar nicht langweilig sind auch die Filme, die man mit der Contour GPS aufnimmt. Schon deswegen, weil sie aus ungewohnter Position gefilmt werden, und eben aus der Bewegung. Profiqualität aber sollte man nicht erwarten, auch nicht in Full-HD-Auflösung. Das hat zum einen pragmatische Gründe: Beim Ski- oder Fahrradfahren rumpelt es naturgegeben einfach - und das sieht man den Filmen an. Ein wenig Abhilfe können Entwackelungsfunktionen geben, wie sie etwa Apples iMovie oder die neue Videoschnittfunktion von YouTube bieten. Leider leidet meist die Bildqualität unter solchen Bearbeitungsmaßnahmen.

Besser Preise vergleichen

Abgesehen von solchen Einschränkungen zeigten viele Contour-Videos im Test Sprünge in der Bildhelligkeit. Eine mögliche Erklärung: Durch das Gewackel beim Skifahren versucht sich der Bildsensor in schneller Folge auf helle (Schnee) und dunkle (Bäume) Motive einzurichten. Schärfe und Kontrast der Videos sind aber in Ordnung, zumindest wenn man sich für die beste Bildqualität mit der geringsten Komprimierung entscheidet. Alle anderen Modi lassen Komprimierungsartefakte erkennen.

Aber Highend-Videoaufnahmen wird ernsthaft wohl niemand von einer Outdoor-Kamera erwarten, die Online-Händler zu Preisen ab 320 Euro anbieten. Man findet mühelos auch Anbieter, die mehr als 400 Euro für das Gerät verlangen. Wer sich eine Kamera zulegen will, ist also gut beraten, vor dem Kauf einen Preisvergleichsdienst zu bemühen. Ansonsten läuft man Gefahr, einen Hunderter mehr zu zahlen, als nötig wäre.

Wobei: Nötig hat die Contour GPS niemand, Spaß haben kann man damit trotzdem. Zum Beispiel, indem man seinen Lieben zeigt, wie man die arg verharschte, mächtig steile Abfahrt Nr. 36a herabgerauscht ist - oder es zumindest versucht hat.