Fotos mit Selfie-Sticks: auch in deutschen Museen meist tabu

Künstliche Armverlängerungen sind bei Touristen beliebt, aber mittlerweile fürchten auch deutsche Kultureinrichtungen um die Sicherheit ihrer Besucher – und ihrer Kunstschätze.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 86 Kommentare lesen
Fotos von der Stange auch in deutschen Museen meist tabu
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • dpa

Ganz gleich, ob auf der Kölner Domplatte, vor dem Brandenburger Tor in Berlin oder vor Schloss Neuschwanstein in den Alpen: Überall dort, wo sich Touristen tummeln, wird mit Selfie-Sticks hantiert. Mit Hilfe der künstlichen Armverlängerungen lassen sich noch bessere Selbstporträts per Smartphone schießen. In Museen ist es auf diese Weise möglich, beispielsweise eine gesamte Halle ins Bild zu bannen.

Viele Ausstellungshäuser sehen den Trend allerdings skeptisch. Sie fürchten, dass mit den teils mehr als ein Meter langen Stangen Kunstwerke beschädigt und Besucher verletzt werden könnten. In den USA haben Dutzende Museen den Selfie-Stick bereits verboten. Zu ihnen zählen das Hirshhorn Museum und das Smithsonian Luft- und Raumfahrtmuseum in Washington, das Dallas Museum of Art, das Boston Museum of Fine Arts sowie das Getty Center in Kalifornien. Auch in New York sind die Stäbe unter anderem im Museum of Modern Art tabu.

Auch die Staatlichen Museen zu Berlin stufen Handy-Stangen als "sperrige und scharfkantige Gegenstände" ein. Diese können laut Besucherordnung Kunstwerke gefährden und dürfen daher nicht mit in die Museumsräume genommen werden. Selfies für den privaten Gebrauch seien aber grundsätzlich erlaubt und erwünscht, sagte Sprecherin Anne Schäfer-Junker.

In den Häusern der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sind spitze Dinge vom Stock bis zum Regenschirm und damit auch Selfie-Sticks tabu. "Wenn es voll ist in den Sälen, kann so ein Stick schnell in der Brille des Nebenmannes landen. Die sind einfach zu unfallträchtig", sagte Sprecherin Tine Nehler. Im Museum Brandhorst besteht seit zwei Unfällen, an denen Besucher mit Kameras beteiligt waren, sogar ein generelles Fotografierverbot.

Wie die mehr als 6000 Museen in Deutschland mit Selfie-Sticks umgehen, ist unterschiedlich. Eine einheitliche Linie gibt es nach Angaben des Deutschen Museumsbundes noch nicht. Im Leipziger Museum der bildenden Künste zum Beispiel hat kürzlich ein Fotograf sogar ein Bildseminar mit Selfie-Sticks gehalten. Die zehn Stangen bleiben im Besitz des Museums und sollen künftig etwa bei Workshops mit Kindern und Jugendlichen zum Einsatz kommen.

Eine große Touristenattraktion in Niedersachsen ist die Autostadt in Wolfsburg, die jährlich mehr als zwei Millionen Gäste zählt. Selfie-Sticks sind erlaubt, werden bisher aber selten mitgebracht. Die Besucher bewegten sich in der Regel äußerst behutsam zwischen den Oldtimern, sagte eine Sprecherin. Anlass für ein Verbot gebe es nicht. (keh)