Die Proteste für mehr Demokratie in Hongkong haben sich am Montag auf weitere Gebiete der Finanzmetropole ausgeweitet. Tausende legten nicht nur das Bankenviertel im Bezirk Central auf der Insel Hongkong lahm, sondern auch andere Teile der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Wichtige Verkehrsadern in den sonst betriebsamen Bezirken Admiralty, Wan Chai, Causeway Bay sowie in Mong Kok in Kowloon waren blockiert. Die Proteste hatten in Teilen der Stadt ein Verkehrschaos zur Folge. "Aus Occupy Central ist Occupy Hongkong geworden", sagten Aktivisten.

Unter dem Eindruck der Massenproteste gaben Hongkongs Behörden den Abzug der Bereitschaftspolizei bekannt. Die Einheiten seien abgezogen worden, "weil sich die auf den Straßen versammelten Bürger beruhigt haben", hieß es in einer Stellungnahme der Regierung. Die Demonstranten wurden zudem aufgerufen, die Straßen der Metropole "schnellstmöglich" zu räumen, um Rettungswagen die Durchfahrt zu ermöglichen und die teilweise Wiederaufnahme des öffentlichen Nahverkehrs zu ermöglichen. Trotz des angekündigten Polizeirückzugs waren laut South China Morning Post noch am Mittag lokaler Zeit Einsatzkräfte auf den Straßen zu sehen. Allerdings sei die Polizeipräsenz geringer als noch am Wochenende.

China warnte ausländische Regierungen vor einer Einmischung. Die Volksrepublik stelle sich gegen jeden Versuch von außen, "illegale Bewegungen" wie Occupy Central zu unterstützen, hieß es aus dem Außenministerium. 

Regierung sperrt Bilderdienst Instagram

Da die Demonstranten Tausende Bilder der Proteste über den Onlinedienst Instagram verbreiteten, sperrte die Regierung die Seite. Dass die China soziale Netzwerke und beliebte Internetdienste sperrt, ist nicht ungewöhnlich. Auch der reguläre Zugang zu Twitter oder Facebook ist nicht möglich.  

Die Demonstranten fordern mehr Demokratie in der asiatischen Wirtschafts- und Finanzmetropole. Sie verbrachten die Nacht auf den Gehsteigen. Während der Nacht war die Polizei in der autonom regierten früheren britischen Kronkolonie teilweise mit Tränengas, Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Demonstranten vorgegangen, ohne die Massen auflösen zu können. 38 Menschen wurden nach Polizeiangaben verletzt. 

Bereits am Wochenende hatten die Demonstranten eine verkehrsreiche Straße vor Regierungsgebäuden blockiert. Es kam zu chaotischen Szenen, die Polizei setzte Pfefferspray ein. Der Regierungschef Hongkongs, Leung Chun-ying, sagte, die Stadtverwaltung werde die Situation in angemessener Weise und in Übereinstimmung mit dem Gesetz regeln. "Wir wollen nicht, dass Hongkong chaotisch ist." Die chinesische Regierung erklärte, die örtliche Regierung werde voll unterstützt, gegen die illegalen Handlungen vorzugehen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete.

Einige Schulen in den besetzten Umgebungen seien geschlossen worden, berichteten Behörden am Montagmorgen. Auch einige Geschäfte und Restaurants haben nicht geöffnet. Die Hongkonger Börse öffnete normal, sackte zum Auftakt aber stark nach unten, da die Unruhen das Vertrauen der Investoren beeinträchtigten. Da die Blockade seit Monaten angedroht war, hatten große Banken und Investmenthäuser Notfallpläne aufgestellt und Vorkehrungen getroffen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Mitarbeiter waren angewiesen worden, notfalls von zu Hause oder von anderen Orten aus zu arbeiten.

Nach Angaben der Verkehrsbehörde waren mehr als 200 Buslinien und weite Teile des Straßenbahnnetzes unterbrochen. Die U-Bahn fuhr dagegen, allerdings waren viele Stationen gesperrt, nachdem Demonstranten sie verbarrikadiert hatten.

Mit den Protesten wollen Aktivisten gegen die Begrenzung politischer Reformen vonseiten der Regierung in Peking demonstrieren. Studenten hatten vor einer Woche damit begonnen, auf den Straßen Hongkongs auszuharren. Tausende Menschen hatten sich am Sonntag in einem für die asiatische Finanzmetropole seltenen Akt zivilen Ungehorsams hinzugesellt. Sie durchbrachen eine Polizeiabsperrung und brachten den Verkehr zum Erliegen. Die Demonstranten streckten ihre Hände in die Luft, um zu signalisieren, dass sie keine gewalttätigen Absichten hätten. An einer Stelle machten sie einen Weg für die Autos frei.

Unter den Demonstranten war auch der Medienunternehmer Jimmy Lai, dem die Zeitung Apple Daily gehört, Hongkongs einzige prodemokratische Zeitung. Seit Freitagabend wurden nach Angaben der Polizei 78 Menschen festgenommen. Der Unmut der Demonstranten entzündete sich an der Entscheidung der Führung in Peking im August, keine öffentlichen Kandidaten für die Wahl in Hongkong 2017 zuzulassen. Stattdessen sollen die Aspiranten von einem Komitee aus Pekinger Loyalisten ausgewählt werden – obwohl die kommunistische Zentralregierung ein allgemeines Wahlrecht versprochen hatte.