«Man will uns in den Dreck ziehen»

Der Tech-Blog Mobilegeeks.de nennt den bekanntesten Werbeblocker und das Unternehmen dahinter ein «mafiöses Netzwerk». Nun wehrt sich Geschäftsführer Till Faida dagegen.

Henning Steier
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Till Faida, Geschäftsführer der Eyeo GmbH, dem 15-Mann-Unternehmen hinter AdBlock Plus (Bild: zvg)

Till Faida, Geschäftsführer der Eyeo GmbH, dem 15-Mann-Unternehmen hinter AdBlock Plus (Bild: zvg)

Sascha Pallenberg hat heute auf mobilegeeks.de einen Artikel über AdBlock Plus veröffentlicht, in dem der Werbeblocker und das Unternehmen dahinter, die Kölner Eyeo GmbH, als «mafiöses Netzwerk» bezeichnet werden. Der wohl mit Wut im Bauch geschriebene Beitrag brachte nach Pallenbergs Angaben die Server des Technologie-Blogs an den Anschlag. Die Vorwürfe trafen wohl manchen Nerv und lassen sich so zusammenfassen: Investoren werden verschwiegen, es wird mit dubiosen Werbenetzwerken kooperiert, Eyeo-Geschäftsführer Till Faida lässt AdBlock Plus auf scheinbar unabhängigen Websites bejubeln – und frisierte nebenbei noch seinen Lebenslauf.

Die Browserweiterung, welche auch als App verfügbar ist, blendet Werbung auf Websites aus. Aus Google Play wurden sie und weitere Werbeblocker daher entfernt. Auch im Chrome Web Store ist sie nicht mehr zu finden. Täglich zählt allein das Firefox-Add-on rund 15 Millionen Nutzer. Unter anderem ist AdBlock Plus bei Bloggern und Betreibern von Nachrichtenseiten unbeliebt, weil Reklame in der Regel ihre wichtigste Einnahmequelle ist.

Ein Blick ins Handelsregister

Till Faida, Entwickler Wladimir Palant oder Investoren wie Tim Schumacher kommen allerdings im Artikel nicht zu Wort. «Das hat mich nicht überrascht, sagte Faida der NZZ, «denn das Motiv für den Artikel ist klar: Man will uns in den Dreck ziehen. Es ist aber nur ein Zusammenschrieb von all dem, was man mühelos im Web recherchieren kann. Wer beispielsweise auf unsere Investoren wie Tim Schumacher stossen möchte, muss nur ins Handelsregister schauen.»

Für den Geschäftsführer der Eyeo GmbH ist es «logisch, dass man, wenn man mit einer Software an den Start geht, sich erst einmal auf das konzentriert, was man kennt.» Folglich seien die ersten Teilnehmer am Acceptable-Ads-Programm Netzwerke der Investoren gewesen. Faida wies darauf hin, dass jeder Nutzer das Acceptable-Ads-Programm mit einem Häkchen deaktivieren kann. «Ich habe auch kein Problem damit, wenn jemand Alternativen wie AdBlock Edge benutzt, die ohne Acceptable-Ads-Programm zum User kommen. Schliesslich basieren sie auf unserem Code – und der ist quelloffen.» Nutzer sollten sich nur darüber bewusst sein, dass solche Erweiterungen vielleicht nicht so oft und sorgfältig aktualisiert werden wie AdBlock Plus.

Kein Gewinn

Das Acceptable-Ads-Programm ist auch umstritten, weil der Verdacht nahe liegt, dass strategische Partner zahlen können, um auf eine Whitelist zu kommen. Das Whitelisting sei für kleine und mittelgrosse Webseiten kostenlos, sagte Faida. Man habe nie geheim gehalten, dass grosse Unternehmen AdBlock Plus finanziell unterstützen. Die Partner wollten allerdings nicht genannt werden. Sie würden nicht bevorzugt. Und die Kriterien der Community seien für jeden einsehbar. Im November 2012 hatte Faida das Prinzip im Interview mit der NZZ so erklärt: «Wer zahlt, hat nicht die Garantie, dass er auf die Whitelist kommt. Bewerber müssen von der Community grünes Licht erhalten.» Er konterte nun einen von Pallenberg aufgegriffenen Fall so: «Yieldkit-Werbung wurde am Anfang von der Community abgelehnt. Dann wurden Textanzeigen zugelassen. Aber aufdringliche Bannerwerbung wurde nicht akzeptiert.» Zu Pallenbergs Vorwurf, die von Yieldkit generierten Affiliate-Links seien von redaktionellen kaum zu unterscheiden, schwieg Faida. Die Unterstellung, man verdiene das grosse Geld, wies er zurück: «Wir beschäftigen 15 Mitarbeiter und arbeiten kostendeckend. Einen Gewinn erzielen wir also noch nicht.»

Till Faida entdeckte in Pallenbergs Artikel viele kleine Details, «die bewusst weggelassen oder verfälscht wurden. Ich habe nicht im Lebenslauf geschummelt, sondern eine Weile in Schweden studiert. Daher war ich an zwei Universitäten eingeschrieben.» Aber natürlich habe man auch Fehler gemacht: «Dass wir auf Websites wie chromeadblock.org für unsere Software geworben haben, ohne transparent zu machen, dass die Seiten von uns betrieben wurden – das würden wir nicht noch einmal machen.»

Update 27. Juni: «Von uns placierte Links sind deutlich markiert, der Link-Titel ist «Empfehlung von YieldKit» und kann vom Publisher angepasst werden. Ebenso kann die Farbe angepasst werden. Zudem weisen wir den Publisher darauf hin einen Offenlegungs-Hinweis auf der Webseite zu integrieren, der besagt, dass Affiliate-Links erstellt werden», sagte YieldKit-Gründer & CEO Oliver Krohne zu den von Pallenberg erhobenen Vorwürfen. YieldKit zeichne keinerlei personenbezogene Daten auf. Eine saubere technische Recherche hätte gezeigt, dass man keine Cookies setzt. Krohne, der Blogger ausserdem darum bat, beim nächsten Mal seinen Nachnamen richtig zu schreiben, führte weiter aus: «Wir verändern keine bestehenden Affiliate-Links, sondern nehmen Publishern den Longtail ab. Es ist völlig normal, dass Publisher ihre eigenen Affiliate-Links verwenden. Wir decken ab, was der Publisher nicht selber macht und ermöglichen ihm so zusätzliche Werbeeinnahmen. Wenn ein Publisher selber einen Affiliate-Link setzt, wird dieser nicht von AdBlock Plus blockiert. Die Aussage, dass wir Acceptable Ads und AdBlock Plus als Argument verwenden um Publisher von einer Zusammenarbeit zu überzeugen, ist – Entschuldigung – Schwachsinn. Wer unsere Webseite liest, wird auch keinerlei Aussagen oder Intensivierung zu diesem Thema finden.»

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