Zum Inhalt springen

Flugreisen EU lockert erstmals Regeln für Handgepäck

Tübchen, Fläschchen, Tiegelchen und bitte alles in durchsichtigen Plastikbeuteln: Seit sieben Jahren müssen Flugpassagiere den Flüssigkeitsregeln fürs Handgepäck folgen. Die EU lockert diese jetzt zum ersten Mal, um sie langfristig abzuschaffen.
Nur Miniportionen: Flüssigkeitsmengen fürs Handgepäck gelten erst mal weiter

Nur Miniportionen: Flüssigkeitsmengen fürs Handgepäck gelten erst mal weiter

Foto: Oliver Berg/ dpa

Brüssel - Die derzeit strengen Flüssigkeitsregelungen im Handgepäck bei Flügen werden etwas gelockert. Ab dem 31. Januar 2014 dürfen Passagiere laut einer EU-Verordnung Flüssigkeiten, die sie an Flughäfen außerhalb der EU gekauft haben, beim Umsteigen innerhalb der EU an Bord nehmen.

Das gilt etwa für einen deutschen Urlauber, der auf dem Rückflug von New York über London nach Berlin eine Whiskey-Flasche aus dem Duty-Free-Shop mitnehmen will. Voraussetzung ist jedoch, dass die Flasche in einer versiegelten Plastiktüte steckt. Auch für Passagiere aus Europa, die in den USA umsteigen, gelten die neuen Regeln.

Bisher mussten solche außerhalb der EU oder an Bord einer nichteuropäischen Fluggesellschaft erworbenen Duty-Free-Waren beim Umstieg an einem EU-Flughafen im Check-in-Gepäck verstaut werden - was meist nur theoretisch möglich war.

"Die Änderung im Januar ist wirklich ein ziemlich kleiner erster Schritt", betont Dale Kidd, Sprecher von EU-Verkehrskommissar Siim Kallas. Nach Ansicht von Experten könnte dies das Ende des Flüssigkeitsverbots bedeuten.

Wichtige Medikamente oder unverzichtbare Lebensmittel wie Babynahrung sind und bleiben grundsätzlich erlaubt. Auch Flüssigkeiten von Mengen bis zu 100 Milliliter schaffen es durch die Sicherheitsschleusen, wenn sie in durchsichtigen Ein-Liter-Plastiktüten stecken.

Die Flüssigkeitsauflagen wurden 2006 eingeführt, nachdem drei islamistische Terroristen versucht hatten, Sprengstoff in Getränkeflaschen an Bord von Transatlantikflügen zu schmuggeln. Seitdem hätte das Verbot eigentlich schon längst wieder fallen sollen.

Allerdings musste erst die nötige Technik funktionieren. Denn leistungsfähige Scanner, die Sprengstoff von harmlosen Flüssigkeiten unterscheiden können, sind Voraussetzung für die Erleichterungen.

Die Kosten tragen die Passagiere

Gefehlt hätten Tests im Normalbetrieb von Flughäfen, sagte Robert O'Meara vom Industrieverband ACI (Airports Council International). Außerdem hätten die USA sich nicht an den Planungen beteiligt. Doch jetzt zögen alle an einem Strang, die nötigen Feldversuche von 15 Flughäfen lägen inzwischen vor.

Für die Airports bringt die Umstellung Kosten mit sich. "Alle Flughäfen mit Anschlussverkehr mussten in die entsprechende Technologie, Beschaffung, Installation investieren", sagt O'Meara. Einige Flughäfen bauten eigens den Sicherheitsbereich um.

Am größten deutschen Drehkreuz in Frankfurt am Main sind die ersten neuen Hochleistungsscanner seit dem 2. Dezember im Transit in Betrieb. Ein weiterer Ausbau ist fest geplant. "Wir schulen jetzt die Mitarbeiter und passen die Prozesse an", berichtet Christian Altenhofen von der Bundespolizei, die beim Thema Sicherheit in Frankfurt die Feder führt.

Der Testlauf werde schnell in den Regelbetrieb übergehen und für die Reisenden keine zusätzlichen Belastungen bringen. Zu Umfang und Kosten der Investition will die Bundespolizei keine Angaben machen - zahlen müssen sie am Ende ohnehin die Passagiere über ihre Sicherheitsgebühren.

Wenn die erste Lockerung reibungslos über die Bühne geht, könnten weitere Erleichterungen kommen. EU-Sprecher Kidd kündigte an: "Die Auswirkungen dieses ersten Schrittes werden bewertet und machen damit den Weg frei für weitere Schritte. (...) Dies sollte zu einer kompletten Aufhebung der Beschränkungen für Flüssigkeiten 2016 führen."

bon/dpa