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UK-Konjunkturdaten: Das selbe „merkwürdige“ Phänomen wie in USA und Deutschland

FMW-Redaktion

TOP-Daten für UK: Wie heute veröffentlicht wurde, sank die Arbeitslosenquote in Großbritannien im 3. Quartal 2015 gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 6% auf nur noch 5,3% – damit ist man auf den tiefsten Niveau seit der Lehman-Krise in 2008 angelangt.

Mit 5,3% erreicht man in UK ähnlich wie in Deutschland und den USA fast „Vollbeschäftigung“, wie es Volkswirte definieren. Eigentlich ein perfektes Umfeld für die „Bank of England“ endlich die Zinsen anzuheben. Wenn da nicht immer diese blöde Sache mit der Inflation wäre, die in allen drei Ländern nicht so recht anspringen will. Immer das selbe Phänomen – die Wirtschaft läuft irgendwie super, die Arbeitslosigkeit ist irgendwie brutal niedrig, alle Menschen scheinen Arbeit zu haben.

Jeder Volkswirt wird bestätigen, dass bei Vollbeschäftigung die Löhne zwingend steigen, da die Arbeitgeber in der Defensive sind und mit höheren Gehältern um „überhaupt noch verfügbares Personal“ kämpfen müssen, oder sogar Personal von der Konkurrenz abwerben müssen. Aber das geschieht komischerweise in keiner der drei Länder. Auch jetzt in Großbritannien nicht. Im Jahresvergleich stiegen die Gehälter inkl. Sonderzahlungen um 2,5%, was geringer war als erwartet (Vorquartal +2,8%).

Mit diesen relativ geringen Gehaltszuwächsen kann kein Ökonom eine sprudelnde Inflationserwartung für die Insel konstruieren – bei Vollbeschäftigung müssten die Gehaltszuwächse deutlich höher liegen, vielleicht bei 4, 5 oder 6%. So kann die Bank of England keine Zinsanhebung durchführen, weil man (trotz Vollbeschäftigung!) einfach keine Inflation hinbekommt. Die Verbraucherpreise wachsen aktuell auf der Insel gar nicht (-0,1%). Bei einer Volkswirtschaft voll in Lohn und Brot müsste der Konsum kräftig anziehen, die Industrieproduktion, Dienstleistungen, alles müsste nach oben schießen, und folglich müssten die Preise (Inflation) steigen.

Warum das nicht passiert? Eigentlich in allen westlichen Industrienationen ist das selbe Phänomen zu beobachten. Die Statistiker im Staatsdienst beschönigen die Arbeitslosenzahlen von vorne bis hinten. Deswegen gibt es eine verdeckte Arbeitslosigkeit, die die Volkswirtschaft daran hindert mehr zu konsumieren, nachzufragen und somit Inflation zu erzeugen. Wer arbeitslos ist, kauft keine Autos und keine Computer, er bucht auch keine Reisen und kauft auch keinen teuren Schmuck. Hier zwei unserer Artikel zu dem Thema „Die tatsächliche Arbeitslosenquote“ – in Deutschland liegt sie mind. 30% höher als offiziell verkündet, in den USA wird der Aufschlag deutlich höher liegen. Genaue Schätzungen verbieten sich!

Deutschland

USA



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1 Kommentar

  1. Selbst wenn die Arbeitslosenstatistik stimmen würde, was, wie hier ja mehrfach nachgewiesen, nicht der Fall ist, wäre man nur bei der nächsten falschen Statistik. Die Inflationsrate wurde immer so berechnet, wie es gerade passt. Aktuell ist sie offiziell nur deshalb so niedrig, weil die enormen Preissteigerungen bei den Sachwerten (Aktien, Immobilien) nicht angemessen berücksichtigt werden.

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