David Levithan – Letztendlich sind wir dem Universum egal [Rezension]

Titel: Letztendlich sind wir dem Universum egal
Autor: David Levithan
Genre: Roman
Erscheinungsdatum: 27.03.2014
Verlag: Fischer FJB
Seiten: 400
erhältlich als: Hardcover, eBook, Hörbuch
Reihe: nein

„Jeden Morgen wacht A in einem anderen Körper auf, in einem anderen
Leben. Nie weiß er vorher, wer er heute ist. A hat sich an dieses Leben
gewöhnt und er hat Regeln aufgestellt: Lass dich niemals zu sehr darauf
ein. Falle nicht auf. Hinterlasse keine Spuren.

Doch dann
verliebt A sich unsterblich in Rhiannon. Mit ihr will er sein Leben
verbringen, für sie ist er bereit, alles zu riskieren – aber kann sie
jemanden lieben, dessen Schicksal es ist, jeden Tag ein anderer zu sein?

Wie wäre das, nur man selbst zu sein, ohne einem bestimmten Geschlecht
oder einer bestimmten Familie anzugehören, ohne sich an irgendetwas
orientieren zu können? Und wäre es möglich, sich in einen Menschen zu
verlieben, der jeden Tag ein anderer ist? Könnte man tatsächlich
jemanden lieben, der körperlich so gestaltlos, in seinem Innersten aber
zugleich so beständig ist?“ [Quelle:klick]

Das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und ist einprägsam. Man hätte es wohl nicht besser wählen können denn es spiegelt den Inhalt des Buchs perfekt wieder. Auf schwarzem Hintergrund sind viele verschiedene kleine Köpfe der unterschiedlichsten Menschen abgebildet, alle in schwarz weiß. So wie A ständig ein neues Erscheinungsbild hat, so hat auch dieses Buch viele verschiedene Gesichter. Passender könnte das Cover für mich nicht sein. Ich finde es auch sehr schön, dass beim Hardcover nicht nur der Einband bedruckt ist sondern das Buch selbst ebenso mit den kleinen Köpfen geschmückt ist.

Wir wachen mit A am 5994. Tag seines Lebens auf und orientieren uns in einem fremden Körper. Doch nicht nur für uns ist dieser Körper fremd, nein, auch A kennt ihn nicht. A schlägt seine ausgeborgten Augen auf und fragt in seinem Körper ab wer er heute ist denn so sieht jeder Tag in A’s Leben aus. Jeden Tag wacht er in einem anderen Körper ausf, niemals kommt er in einen ihm schon bekannten Körper zurück.
An diesem Tag ist er Justin und Justin ist ihm von Beginn an unsymphathisch. Doch das kann A sich nicht aussuchen und so hat er sich für sein sehr spezielles Leben Regeln aufgestellt. Er versucht so wenig wie möglich zu verändern, er passt sich an und lebt das ausgeliehene Leben so wie er denkt dass der Mensch es selbst leben würde. Doch oft wird er vor Entscheidungen gestellt, die er nicht treffen kann und wo der Leser einen Einblick in A’s Gefühlswelt bekommt.
A kommt gut zurecht mit seinem Leben, kennt er doch auch nichts anderes und hat sich schon gut damit arrangiert.
Doch als er sich in Justins Körper dann in dessen Freundin Rhiannon verliebt ändert sich alles schlagartig für ihn.

Von „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ habe ich in letzter Zeit sehr viel gelesen, die Bloggerwelt ist ja förmlich ausgerastet vor Freude. Jetzt, nachdem ich „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ auch in Windeseile verschlungen habe, kann ich das vollkommen verstehen. Es handelt sich hierbei nicht um einen 0815 Liebesroman oder ähnliches, nein, das hier geht so viel tiefer unter die Haut. Ich verspreche euch, wenn ihr dieses Buch lest verändert sich euer Leben!
Ihr werdet diesen Gedanken nicht mehr los, wie es wohl wäre jeden Tag in einem neuen Körper aufzuwachen.
„Du lernst, wie viel ein Tag tatsächlich wert ist, weil sie alle so verschieden sind. Wenn du die Leute fragst, was der Unterschied zwischen Montag udn Dienstag war, werden dir die meisten erzählen, was es zum Abendessen gab. Ich nicht. Dadurch, dass ich die Welt aus so vielen Blickwinkeln sehe, habe ich mehr Gespür für ihre Dimensionen.“ – Seite 137
Das was zunächst interessant und aufregend klingt verwandelt sich zunehmend in einen echten Albtraum. Es klingt verlockend keine Verantwortung für sein eigenes Leben zu haben, wer wollte das nicht auch schon mal? Wer wünscht sich nicht schon mal in einem anderen Körper zu stecken? Vielleicht ein dünnerer, ein gesunder, ein beliebter, ein hübscher? Wenn man keinen Körper hat kann man sich auch selbst nicht hässlich finden.

keine Vorurteile möglich wenn man jeden Tag jemand anderes ist

Man hat keine Vorurteile, denn wenn man heute ein Mädchen und morgen ein Junge ist dann ist auch egal, in welches Geschlecht man sich verliebt. Man hat kein Problem mehr mit Homosexualität und kann sich vollkommen auf die wichtigen Dinge konzentrieren. Doch was ist wenn das was einem wichtig ist, morgen verschwunden ist? Wenn du dein Herz an einen Menschen verlierst und du morgen in einem Körper aufwachst, der 4 Stunden entfernt lebt?
Wie erklärst du das dem Menschen, den du liebst? Wie geht man damit um? Ist so eine Liebe überhaupt möglich?
„Ich bin Treibgut, und so einsam das mitunter sein kann, es ist auch enorm befreiend. Ich werde mich niemals über jemand anderen definieren. Ich werde nie den Druck von Gleichaltrigen oder die Last elterlicher Erwartung spüren. […] Ich konzentriere mich auf die Gegenwart, denn nur in ihr ist es mir bestimmt, zu leben.“ – Seite 15

eine unmöglich erscheinende Liebe

A liebt Rhiannon und Rhiannon lernt A zu lieben. Doch man fragt sich, wie das funktionieren soll. Sie treffen sich so oft es möglich ist und verbringen Zeit miteinander, die stets gegen sie arbeitet. Doch Rhiannon liebt A nicht in jedem Körper gleich, man kann sich nicht auf jede Erscheinung gleich einlassen. Auch wenn ich während des Lesens stets mit A mit gelitten habe, mein Herz geblutet hat weil er will was ihm in seinem Leben auf ewig verwehrt bleiben soll, so kann ich doch auch Rhiannon verstehen. Ich hätte auch nicht die Kraft mich darauf einzulassen.
„Es ist, als ob derjenige, den du liebst, deinem Leben Sinn und Zweck gibt. Vielleicht liege ich ja auch genau verkehrt, vielleicht verliebe ich mich bloß in sie, weil ich einen Sinn und Zweck in meinem Leben brauche.“ – Seite 90

ein Highlight

Dieses Buch ist etwas ganz Besonderes. Jede Zeile traf mich mitten ins Herz und ich habe es bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen. A lernt so viel mit jedem Tag in seinem Leben und als er dann auch noch vergisst Erinnerungen im Körper eines Jungen zu löschen, kommt dieser ihm auf die Spur. Dass A von da an als „der Teufel, der Menschen für einen Tag besessen macht“ durch die Medien wandert und er plötzlich mit Emails bombardiert wird, steigt die Spannung ins Unermessliche. Man fragt sich als Leser „Na, wie will er das nun auflösen?“ und natürlich „Was zur Hölle wird jetzt mit Rhiannon?“.
„Ich wollte, dass die Liebe alles überwindet. Doch das kann sie nicht. Sie kann nichts aus sich heraus tun. Es liegt an uns, in ihrem Namen alles zu überwinden.“ – Seite 348
Diese Liebesgeschichte ist mir wirklich an die Nieren gegangen. Jeder, der schon mal Liebeskummer hatte, wird sich hierin wiederfinden. Jeder wird den Schmerz verstehen und jeder wird mitfiebern und hoffen, dass es ein Happy End geben kann. Dass A einen Weg findet, mit Rhiannon zusammen zu sein. Doch wird er das?
“ ‚Aber ich habe viel gesehen‘, wende ich ein. ‚Habe viel beobachtet. Ich weiß, wie es läuft.‘
‚Von außen? Ich glaube nicht, dass du das von außen beurteilen kannst.‘
‚Und ich glaube, du unterschätzt, wie vorhersehbar manches in einer Beziehung ist.'“ – Seite 137 

es wird eine Fortsetzung geben

Das Ende hat mich ziemlich verstört zurückgelassen. Ich dachte „Das kann doch jetzt nicht sein?!“, blätterte zurück und las es noch einmal. Und noch einmal. Dann recherchierte ich ob es eine Fortsetzung geben wird. Wird es nicht. Ich will euch nichts verraten aber das macht mich echt fertig. Aber mit einem Tag Abstand muss ich einsehen, dass es kein anderes Ende geben kann. Aber darüber müsst ihr euch unbedingt selbst ein Bild machen. Unbedingt!
„Wenn man ins Universum starrt, ist sein Mittelpunkt nur Kälte. Und Leere. Letztendlich sind wir dem Universum egal. Dem Universum und der Zeit. Deswegen dürfen wir einander nicht egal sein. “ – Seite 392 
Am liebsten würde ich für „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ 10 Sterne vergeben aber da das mein eigenes System ziemlich durcheinanderwürfeln würde vergebe ich einfach ganz ganz überzeugte (ein Bisschen in das Buch verliebte) 5 Sterne!
Und damit ihr euch von der Großartigkeit des Buchs schon mal überzeugen könnt gibt es HIER doch tatsächlich ein Zusatz-Kapitel zum Download! Also wenn das mal nicht fantastisch ist!!!

David Levithan, geboren 1972, ist Verleger eines der größten Kinder- und
Jugendbuchverlage in den USA und Autor zahlreicher erfolgreicher
Jugendbücher, unter anderem ›Will & Will‹ (gemeinsam mit John Green)
und ›Nick & Norah – Soundtrack einer Nacht‹ (mit Rachel Cohn). Er
lebt in Hoboken, New Jersey.

Schreibe einen Kommentar