Großbritannien:Church of England ernennt erstmals Bischöfin

Libby Lane, a suffragan (Assistant) bishop in the Diocese of Chester, smiles before the announcement of her forthcoming appointment as the new Bishop of Stockport, in the Town Hall in Stockport

Libby Lane wird die erste Bischöfin der Anglikanischen Kirche.

(Foto: REUTERS)
  • Die Church of England ernennt erstmals eine Bischöfin: Reverend Libby Lane, 48 Jahre alt, Mutter von zwei Kindern. Sie soll am 26. Januar geweiht werden.
  • Vor einem Monat hatte eine Synode den Weg freigemacht. Zuvor durften Frauen zwar Priesterinnen werden, aber keine Führungspositionen einnehmen.

Die Kirche von England als Mutterkirche der Anglikanischen Gemeinschaft hat erstmals in ihrer Geschichte einer Frau die Bischofswürde verliehen. Am Mittwoch wurde Reverend Libby Lane zur Bischöfin von Stockport bei Manchester ernannt. Die Gemeindepriesterin aus Hale ist 48 Jahre alt und Mutter von zwei Kindern. Geweiht werden soll Lane am 26. Januar durch den Erzbischof von York.

Sie folgt auf Robert Atwell. Als Suffraganbischöfin verfügt sie weder über eine eigene Kathedrale noch über eigenen Bischofssitz. Sie ist dem Bischof von Chester in Nordengland zugeordnet. Es wird aber damit gerechnet, dass 2015 auch die erste Diözesanbischöfin ernannt wird - dafür ist ein komplizierter Wahlprozess nötig. In England müssen unter anderem die Bischofsstühle von Nottingham, Gloucester, Oxford und Newcastle neu besetzt werden.

"Historischer Tag"

Der Zeitung Daily Telegraph zufolge sagte Lane zur ihrer Ernennung: "Das ist unerwartet und sehr aufregend." Sie denke an diesem historischen Tag besonders "an alle, die vor mir waren, Frauen und Männer, die sich jahrzehntelang auf diesen Moment gefreut haben. Aber vor allem danke ich Gott." In ihrer ersten Amtshandlung als Bischöfin setzte Lane eine Schweigeminute für die Opfer des Taliban-Angriffs auf eine pakistanische Schule an. Bei dem Überfall am Vortag waren mehr als 140 Menschen ums Leben gekommen, die meisten von ihnen Schüler.

Zwei Jahrzehnte Frauen im Priesteramt

20 Jahre ist es her, dass die Church of England erstmals Frauen zum Priesteramt zuließ, inzwischen besteht der Klerus zu zwei Dritteln aus Frauen. Vor genau einem Monat, nach einer ersten Abstimmung im Sommer, hatte eine Synode den formellen Beschluss verabschiedet, auch Frauen zu Bischofs- und Erzbischofsämtern zuzulassen. Diese Führungspositionen innerhalb der Kirche waren ihnen bis dahin verwehrt. Die Entscheidung bedeute den Beginn "einer neuen Art, Kirche zu sein", sagte Justin Welby, Erzbischof von Canterbury und geistliches Oberhaupt der Kirche, damals.

Erst 2012 war der Versuch gescheitert, Frauen den Weg zum Bischofsamt freizumachen. Die Gräben zwischen Reformern und Traditionalisten in der Kirche sind noch immer tief. In anderen Kirchenprovinzen der Anglikanischen Gemeinschaft ist man hingegen mit Frauen im Bischofsamt bereits weiter als bei der Mutterkirche in England. Die Anglikaner haben weltweit in mehr als 165 Ländern rund 80 Millionen Anhänger.

Bischöfinnen ins Oberhaus

Großbritanniens Premierminister David Cameron begrüßte die Ernennung Lanes als "historisch". Die Personalie sei bereits von Königin Elisabeth II., dem weltlichen Oberhaupt der Church of England, bestätigt worden. Sie sei "ein wichtiger Schritt der Kirche in Richtung mehr Gleichberechtigung in ihren höheren Rängen".

Im britischen Oberhaus - dem House of Lords - stehen der Kirche von England 26 der aktuell 778 Sitze zu. Diese werden mit einigen Ausnahmen nach Senioritätsprinzip vergeben und stehen jenen Bischöfen zu, die ihr Amt am längsten bekleiden. Das britische Parlament arbeitet jedoch bereits an einem Gesetz, das dafür sorgen soll, dass es nicht noch einmal 20 Jahre dauert, bis die erste Frau einen dieser Plätze besetzt.

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