Bundeskanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Wolfgang Schäuble haben die Kritik am Verhalten der Europäischen Zentralbank in der Euro-Krise zurückgewiesen. Die beiden CDU-Politiker reagierten damit auf Äußerungen von Bundespräsident Christian Wulff. Dieser hatte der EZB vorgeworfen, mit dem Kauf von Staatsanleihen europäischer Schuldenländer ihr Mandat zu überschreiten.

"Wir sind alle gut beraten, wenn wir die Unabhängigkeit der Notenbank respektieren und ihre Entscheidungen akzeptieren und sie nicht kritisieren", sagte Schäuble. Merkel teilte mit, sie werde "die EZB nicht kritisieren", weil die Bank "ihre Entscheidungen unabhängig" fälle.

Merkel sagte, sie sei sich mit dem Bundespräsidenten aber einig, dass die Probleme in der europäischen Schuldenkrise langfristig bekämpft werden sollen. Die Frage der heutigen Zeit sei, "wie kommt man herunter von der hohen Verschuldung". Jedes Land in der EU, im Euro-Raum, aber auch die USA müssten sich dieser Aufgabe stellen. "Sonst gerät unser Wohlstand in Gefahr", sagte Merkel.

Helmut Schmidt kritisiert Wulff

Auch Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt verteidigte das Vorgehen der Währungshüter. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sei zwar nicht der Präsident Europas, aber de facto habe nur er auf diese Weise handeln können, sagte Schmidt und schränkte ein: "In Wirklichkeit wäre sein Handeln gar nicht notwendig gewesen, wenn die Regierungschefs früher und durchgreifender gehandelt hätten." Außerdem habe Deutschland bisher noch keinen einzigen Euro nach Athen überwiesen.

Die EZB kauft derzeit in großem Stil Anleihen von Spanien und Italien. Zusammen mit bereits gekauften Anleihen der drei weiteren Schuldenstaaten Griechenland, Irland und Portugal hat die EZB ein Volumen von rund 110 Milliarden Euro in ihrer Bilanz stehen. Das Vorgehen der Notenbanker ist wegen möglicher Nebenwirkungen höchst umstritten. Beispielsweise gehört die Bundesbank zu den größten Kritikern des Ankaufprogramms.