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Fünf Kandidaten Für Winterkorn-Nachfolger beginnt das Schaulaufen

Von Wilfried Eckl-Dorna
Der Vertrag des VW-Chefs läuft noch bis Ende 2016 - Winterkorn selbst beobachtet mögliche Nachfolger, ließ er durchblicken

Der Vertrag des VW-Chefs läuft noch bis Ende 2016 - Winterkorn selbst beobachtet mögliche Nachfolger, ließ er durchblicken

Foto: Michael Kappeler/ dpa

VW-Chef Martin Winterkorn lässt keinen Zweifel aufkommen, dass er noch fest im Sattel sitzt. Bei der Bilanzvorlage gibt er sich angriffslustig gegenüber der Konkurrenz. Doch innerhalb des VW-Konzerns wird er in den kommenden Monaten eine andere Rolle einnehmen: die des strengen Beobachters.

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Foto: AFP

Denn vor den Augen von Winterkorn und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch geht nun das große, verdeckte Schaulaufen los. Ende 2016 läuft der Vertrag von Winterkorn aus. Der 67-Jährige könnte zwar theoretisch zwei weitere Jahre dranhängen - doch in Interviews äußert er sich auch schon mal zu den Eigenschaften, die seiner Meinung nach zu einem VW-Konzernchef gehören.

Die Anwärter müssen sich also nun in Stellung bringen für den wichtigsten Job in der deutschen Autoindustrie. Sie müssen sich profilieren, für sich und ihre Leistungen werben, ohne dabei öffentlich aufzufallen. Denn VW-Patriarch Piëch verabscheut öffentliche Nachfolgediskussionen.

Immerhin: Winterkorn hat schon einige Qualifikationen aufgezählt, die sein Nachfolger mitbringen sollte. Kundennähe und Sozialverträglichkeit zählen dazu, ein Ingenieursbackground ist hilfreich. Die öffentlichen Auftritte seiner möglichen Nachfolger werden in den kommenden Monaten zu versteckten Bewerbungen. Die Kandidaten präsentieren nicht nur Zahlen und Fakten, sondern vor allem sich selbst. Folgende fünf VW-Manager werden in nächster Zeit deshalb besonders genau auf ihre Worte achten.

Rupert Stadler: Kronprinz mit Studien-Makel

Audi-Chef Stadler hat gute Karten für die Winterkorn-Nachfolge. Einziger Makel: Er ist Betriebswirt, VW bevorzugt traditionell Ingenieure an der Spitze

Audi-Chef Stadler hat gute Karten für die Winterkorn-Nachfolge. Einziger Makel: Er ist Betriebswirt, VW bevorzugt traditionell Ingenieure an der Spitze

Foto: Getty Images

Seit 2007 führt der nun 51-jährige Rupert Stadler die Ingolstädter VW-Tochter Audi. Auch Winterkorn und Piëch waren Audi-Chefs, bevor sie an die VW-Spitze wechselten. Doch Stadler ist Betriebswirt, VW-Konzernchefs aber sind meist gelernte Techniker. Zwar meldet Stadler Rekordzahl um Rekordzahl, doch Audis Technik-Vorsprung ging zuletzt verschütt. Technik-Chef Hackenberg versucht das zu ändern - das erhöht auch Stadlers Chancen.

Winfried Vahland: Zielstrebiger Schattenarbeiter

Skoda-Chef Vahland ist in der deutschen Öffentlichkeit weniger bekannt - in Wolfsburg ist er jedoch bestens vernetzt. Einziger möglicher Makel: Er gilt als sehr selbstbewusst

Skoda-Chef Vahland ist in der deutschen Öffentlichkeit weniger bekannt - in Wolfsburg ist er jedoch bestens vernetzt. Einziger möglicher Makel: Er gilt als sehr selbstbewusst

Foto: obs/Skoda Auto Deutschland GmbH

Seit 2010 ist Winfried Vahland Chef der tschechischen VW-Tochter Skoda. In Deutschland ist er deshalb weniger bekannt, VW-intern hat er jedoch einen guten Ruf. Als VWs China-Chef legte er Mitte der 2000er-Jahre die Basis für die heutigen Verkaufserfolge. Skoda verwandelte sich unter seiner Führung von der Biedermann-Marke zum Ertragsbringer mit anmutigem Design. Der einzige Makel des 57-jährigen Wirtschaftsingenieurs: Sein Selbstbewusstsein wurde ihm teils als Überheblichkeit ausgelegt - und die schätzt Winterkorn wenig.

Andreas Renschler: Knochenjob für den Neu-VWler

Renschler ist seit Februar Vorstand von VWs Nutzfahrzeugsparte. Er hat Chancen auf den Topjob, wenn er in Windeseile eine schlagkräftige Allianz aus den VW-Marken Scania und MAN formt

Renschler ist seit Februar Vorstand von VWs Nutzfahrzeugsparte. Er hat Chancen auf den Topjob, wenn er in Windeseile eine schlagkräftige Allianz aus den VW-Marken Scania und MAN formt

Foto: Uli Deck/ dpa

Der langjährige Daimler-Lkw-Chef Andreas Renschler ist seit Februar Chef der Volkswagen-Nutzfahrzeugsparte. Dort soll er aus den VW-Marken MAN  und Scania  endlich eine schlagkräftige Lkw-Allianz formen. Gelingt ihm das, hat er Chancen auf den VW-Chefsessel. Gegen ihn spricht, dass er sich bei Daimler  nie gegen Dieter Zetsche durchsetzen konnte - VW schätzt aber Manager mit Durchsetzungskraft. Zudem fehlt dem 56-jährigen ein Netzwerk in Wolfsburg.

Herbert Diess: Alles hängt an der Kernmarken-Mission

Ex-BMW-Mann Diess führt ab Juli die Volkswagen-Kernmarke VW. Wenn er die Rendite erhöht, ohne den Betriebsrat zu verärgern, könnte er auch in höhere Sphären aufsteigen

Ex-BMW-Mann Diess führt ab Juli die Volkswagen-Kernmarke VW. Wenn er die Rendite erhöht, ohne den Betriebsrat zu verärgern, könnte er auch in höhere Sphären aufsteigen

Foto: DPA

Im Juli fängt der ehemalige BMW-Chefentwickler Herbert Diess bei VW an, in einem durchaus spannungsgeladenen Job: Diess wird Markenvorstand für VW und muss die Kernmarke auf mehr Rendite trimmen. Schafft er das, ohne den mächtigen VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh allzu sehr zu verärgern, steht dem 56-Jährigen der Weg an die Spitze offen. Allerdings fehlt auch Diess eine Hausmacht in Wolfsburg. Immerhin ist er studierter Maschinenbauer - das passt wiederum ins Schema.

Jürgen Stackmann: Turnaround in Spanien

Stackmann führt seit Mitte 2013 das VW-Sorgenkind Seat. Bei den Spaniern gibt es erste Erfolge - wenn Stackmann so weiter macht, hat er immerhin Außenseiterchancen

Stackmann führt seit Mitte 2013 das VW-Sorgenkind Seat. Bei den Spaniern gibt es erste Erfolge - wenn Stackmann so weiter macht, hat er immerhin Außenseiterchancen

Foto: DPA

Seine Mission ist nicht gerade einfach: Seit 2013 führt der 53-jährige Marketingexperte Jürgen Stackmann die spanische VW-Tochter Seat. Seit Jahren schreibt Seat rote Zahlen, doch unter Stackmann mehren sich die Zeichen für eine Wende: Zuletzt stiegen die Verkaufszahlen deutlich, der neue Leon kommt gut an. Gelingt Stackmann der Turnaround, hat er Chancen auf höhere Weihen. Was gegen ihn spricht: Er ist studierter Betriebswirt ohne Produktionserfahrung und erst seit 2010 in VWs Diensten.

Aus Altersgründen abgebogen: Matthias Müller

Porsche-Chef Müller galt lange als aussichtsreicher Winterkorn-Nachfolger - doch er hat abgewunken. Er sei zu alt für den Job, meinte der 61-jährige Müller

Porsche-Chef Müller galt lange als aussichtsreicher Winterkorn-Nachfolger - doch er hat abgewunken. Er sei zu alt für den Job, meinte der 61-jährige Müller

Foto: DPA

Lange Zeit galt Porsche-Chef Matthias Müller als heißer Anwärter im Rennen um den VW-Topjob. Vieles passt zum Besetzungsschema: Der Informatiker Müller kennt sich bestens mit Strategieplänen aus, er leitete auch einst die VW-Produktstrategie. Bei Porsche gelang es ihm in kurzer Zeit, den Sportwagenhersteller wieder auf Trab zu bringen und kräftig wachsen zu lassen. Seine Durchsetzungskraft und sein strategisches Denken hat der 61-jährige also bereits bewiesen - doch er nahm sich selbst aus dem Rennen: "Ich bin zu alt für den Job", sagte er Anfang des Jahres.