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Kreuzfahrten boomen – allerdings nicht auf Flüssen

Früher haftete Kreuzfahrten ein „angestaubtes“ Image an. Das hat sich geändert – aber nur auf hoher See, denn Törns auf Flüssen gelten weiter nicht als hip. Reedereien wie Viking trifft das hart.
Reedereien geben viele Millionen für neue Hochseeschiffe mit innovativen Konzepten aus. Flusskreuzfahrtsschiffe wie die „Swiss Tiara“ können da nicht mithalten Reedereien geben viele Millionen für neue Hochseeschiffe mit innovativen Konzepten aus. Flusskreuzfahrtsschiffe wie die „Swiss Tiara“ können da nicht mithalten
Reedereien geben viele Millionen für neue Hochseeschiffe mit innovativen Konzepten aus. Flusskreuzfahrtsschiffe wie die „Swiss Tiara“ können da nicht mithalten
Quelle: picture-alliance/ gms/sa_cr/sh

Viking Flusskreuzfahrten schließt seine Niederlassung in Deutschland. Zum Ende dieses Jahres stellt die Reederei hier den Betrieb ein – wegen zu geringer Nachfrage auf dem deutschen Markt.

Für die Flusskreuzfahrtenanbieter sei es nicht leicht, sagt Prof. Torsten Kirstges. Die Zielgruppe sei deutlich älter als etwa für die Hochseekreuzfahrt. „In Deutschland sind das typischerweise Senioren“, so der Direktor des Instituts für innovative Tourismus- und Freizeitwirtschaft (ITF) an der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven.

Viking Flusskreuzfahrten habe versucht, auch Destinationen wie Russland und China anzubieten. Das sei bei dieser Zielgruppe alles andere als einfach. Allerdings hätten auch andere Reedereien wie Deilmann oder Transocean in der jüngsten Vergangenheit ihre Probleme mit der Flusskreuzfahrt gehabt.

Flusskreuzfahrten seien nicht hip

„Das Geschäft ist schwierig, die Flusskreuzfahrt hat einfach nicht diesen Hype“, sagt Kirstges. Das sei auch ein Imageproblem: „Wenn Sie nach Hause kommen und sagen ‚Ich war eine Woche auf der Donau‘, dann sagt keiner ‚Wow!‘.“

Flusskreuzfahrten seien einfach nicht hip. Das sei bei den Hochseekreuzfahrten vor 15 Jahren noch ähnlich gewesen. „Das war auch ein angestaubtes Produkt“, sagt Kirstges. Doch die Reedereien hätten es durch neue Schiffe, neue Routen und neue Zielgruppen geschafft, davon wegzukommen. „Das hat bei der Flusskreuzfahrt noch nicht geklappt.“

Mit Viking Flusskreuzfahrten verschwinde nun einer der großen Anbieter auf dem deutschen Markt. „Aber das ist nicht der erste“, sagt Kirstges. Insofern sei die Entwicklung dort symptomatisch für die ganze Branche. „Das ist ein Konsolidierungsprozess.“

Passagierzahlen gingen um 5,4 Prozent zurück

Dass es für die Flusskreuzfahrt insgesamt in Deutschland nicht blendend aussieht, zeigte sich schon bei der Reisemesse ITB im März: Dort stellte der Deutsche Reiseverband (DRV) die aktuelle Kreuzfahrtenanalyse vor.

Und die enthielt Zahlen, die die Probleme der Branche mehr als deutlich machten: Anders als in der Hochseekreuzfahrt, wo Jahr für Jahr die Gästezahlen steigen, gab es bei den Flusskreuzfahrtanbietern erstmals ein deutliches Minus: Die Passagierzahlen gingen 2012 auf 461.695 zurück – um 5,4 Prozent.

Und das geht eindeutig gegen den Trend. Denn insgesamt gingen 2012 fast zwei Millionen Deutsche auf Kreuzfahrt – ein neuer Rekordwert. Doch im Gegensatz zum Boom bei den Hochseetörns ging es auf den Flüssen abwärts.

Schiffe überbieten sich mit Superlativen

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Ein Grund sind die vielen Millionen, die Reedereien für neue Schiffe mit innovativen Konzepten für Erlebnistourismus auf hoher See investieren: Norwegian Cruise Line zum Beispiel hat gerade erst die „Breakaway“ in Dienst gestellt.

Es ist das größte Schiff, das je in Deutschland gebaut wurde. Und eines, das unter anderem einen Aqua-Park mit Wasserrutschen aufwartet, die den freien Fall in die Tiefe ermöglichen.

Die „Royal Princess“ von Princess Cruises protzt mit einem „Sea Walk“, einem gläsernen Spazierweg, der fast 40 Meter über die Reling hinausragt. Die Schiffe für die Hochseetörns überbieten sich geradezu mit Superlativen dieser Art. Die Flusskreuzfahrt könne da nicht mithalten, sagt Prof. Kirstges.

Kunden, die bei Viking Flusskreuzfahrten einen Törn gebucht haben, müssen sich aber keine Sorgen machen. „Das Unternehmen ist ja nicht insolvent“, sagt Kirstges. Eine Sprecherin versichert, die gesamte Saison würden alle Reisen wie geplant angeboten. Und für 2014 gebe es noch keine Buchungen.

dpa

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