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Webwelt & Technik Malware-Angriff

Diese Schadsoftware zerstört ihr Android-Smartphone

Korrespondent für Innovation, Netzwelt und IT
Android-Smartphone von LG – eine neue Schadsoftware kann die Smartphones unbrauchbar machen Android-Smartphone von LG – eine neue Schadsoftware kann die Smartphones unbrauchbar machen
Android-Smartphone von LG – eine neue Schadsoftware kann die Smartphones unbrauchbar machen
Quelle: dpa
Eine neue Schadsoftware greift Android-Smartphones auf besonders perfide Weise an: Sie nistet sich so tief in den Geräten ein, dass Nutzern oft nur der Kauf eines neuen Gerätes bleibt.

Eine neue Klasse von Schadsoftware könnte zum Alptraum für Besitzer von Android-Smartphones werden. Denn ist ein Gerät einmal infiziert, kann die Schadsoftware mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr entfernt werden. Um sie loszuwerden, bleibt dem Opfer im Zweifelsfall nur der Austausch des kompletten Smartphones als Lösung.

Entdeckt und beschrieben wurde die neue Schadsoftware-Gattung von Antivirus-Forschern des IT-Sicherheitsanbieters Lookout Security. Sie beschreiben die Software als sogenannte Auto-Rooting-Schädlinge der Gattungen Shedun, Shuanet und Shiftybug. Die drei Schädlinge kommen über infizierte Apps aus Drittanbieter-App-Stores für Android auf die Smartphones, insgesamt fanden die Forscher in den Alternativ-App-Stores mehr als 20.000 infizierte Programme.

Wer den Fehler macht, eine der infizierten Apps zu installieren, der wird anschließend mit Werbebannern geplagt, die sich über den gesamten Bildschirm legen. Zudem kann die Schadsoftware je nach Variante selbst weitere Apps nachladen und die Daten der Nutzer auf dem Gerät ausspionieren. Damit nicht genug, gibt sich die Malware gegenüber dem Betriebssystem als privilegiertes Systemprogramm aus und schreibt die Startdateien des Smartphones um – auch wenn der Nutzer den Speicher komplett löscht und das Smartphone auf die Werkseinstellungen zurücksetzt, wird das Gerät beim ersten Neustart die Schad-Software wieder installieren.

Schadsoftware „fast unmöglich zu entfernen“

„Für die Nutzer könnte eine Infektion mit Shedun, Shuanet und Shiftybug einen Besuch im Smartphone-Laden zum Neukauf eines Geräts bringen,“ schreiben die Lookout-Forscher. „Da die Malware sich als Systemapplikation installiert, ist es fast unmöglich, sie zu entfernen. Als Ausweg bleibt nur der Ersatz.“

Android-Handys nicht cool genug für Bond

Produktplatzierung ist in Hollywood-Flimen sehr beliebt. Nun kam heraus, dass Android-Smartphones in dem neuen Bond-Streifen „Spectre“ nie infrage kamen.

Quelle: Zoomin.TV

Normale Apps in Android haben keine Zugriffsrechte auf die Start- und Systemdateien eines Smartphones, sie sind im Speicherzugriff auf eine sogenannte Sandbox beschränkt. Doch die neue Malware nutzt eine Schwäche von Android, um aus der Sandbox auszubrechen. Die Schadsoftware probiert laut Lookout ein ganzes Bündel verschiedener Schwachstellen aus, um auf den verschiedenen Android-Varianten zum Ziel zu kommen.

Google selbst scannt die in den eigenen App-Store Google Play eingestellten Apps auf den Schadcode. Zwar konnten Hacker schon vereinzelt vergleichbare Vorgänger-Schadsoftware einschmuggeln, doch fand Lookout die neue Schadsoftware bislang nicht bei Google Play. Dagegen ist das Sicherheitsniveau in den App-Stores von Drittanbietern wie etwa GetJar oder Slide Me deutlich niedriger. Die Täter verstecken ihre Schadcodes laut Lookout hinter gefälschten Apps großer Anbieter wie etwa Facebook, die meist selbst gar nicht in den Drittanbieter-App-Stores vertreten sind. Auch beliebte Apps wie etwa „Candy Crush“ oder Snapchat werden gefälscht und infiziert.

Android-Nutzer aus Deutschland besonders betroffen

Lookout hat alle drei Schadsoftware-Varianten verglichen und festgestellt, dass ihr Programmcode zu etwa drei Vierteln identisch ist. Die Sicherheitsforscher gehen daher davon aus, dass die Täter entweder eine halbfertige Software eingekauft und weiterentwickelt haben oder aber sich kennen und untereinander austauschen. Laut dem Bericht sind insbesondere Nutzer in den USA, Deutschland und Russland von den Hacks betroffen.

Die Forscher warnen vor der Installation von Drittanbieter-App-Stores. Damit sie funktionieren, müssen die Nutzer den App-Stores besondere Rechte ("Root") etwa zur Änderung von Apps auf dem Smartphone einräumen und schwächen damit die Sicherheit ihrer Geräte. Android-Geräte sind ohnehin stärker von Schadsoftware betroffen als die Konkurrenz von Apple und Microsoft: Anders als Apple hat Betriebssystem-Anbieter Google nur wenig Einfluss darauf, ob die Hersteller der Smartphones bekannte Sicherheitslücken auch tatsächlich mit Updates schließen.

Insbesondere ältere Geräte bekommen Updates meist nur noch verspätet oder gar nicht mehr. So ist selbst die knapp ein Jahr im Markt befindliche Android-Version 5.0 Lollipop laut Analysen der Datenanalyseplattform Mixpanel.com bislang nur auf gut 20 Prozent aller Android-Geräte installiert. Das aktuell mit 40 Prozent Geräteanteil meistgenutzte Android ist die knapp zwei Jahre alte Version 4.4 Lollipop, etwa fünf Prozent – und damit mehr als 70 Millionen Android-Geräte – laufen mit der mehr als vier Jahre alten Version 2.3 Gingerbread.

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