Auf Trübsee wird erneut ein Iglu-Hotel gebaut. Ein Lette verschönert die Räume mit seiner vergänglichen Kunst.
Engelberg bekommt ein neues Hotel. Eines, das im Frühling wieder schmilzt. Seit Dezember 2005 ist der Trübsee einer der sechs Standorte der in Stansstad beheimateten Firma Iglu-Dorf GmbH. Von aussen sieht das Iglu-Hotel aus wie ein grosser Schneehaufen. Im Innern wird aber schnell klar: Das ist eine richtige Baustelle: Kabel ziehen sich durch die Gänge, Lampen erhellen die Plätze, wo sich flinke und kräftige Hände am Schnee zu schaffen machen. Hier steht jemand auf einer Bockleiter und gibt einem Durchgang mit einer Raspel die geschmeidige runde Form. Dort heult eine Motorsäge auf, deren langes Blatt Schneeblöcke rausschneidet. Und mittendrin steht Rosa Schneier, die 39-jährige Geschäftsführerin des Iglu-Hotels Engelberg, und zeigt die bereits bestehenden Räume.
Seit dem 2. Dezember ist das Iglu-Bauteam am Werk. Momentan hat Bauchef Jörn Grundmann fünf Leute an seiner Seite. Für das Finish, bevor dann am 25. Dezember die ersten Gäste eintreffen, werden es zwölf Leute sein. Das Iglu-Hotel in Engelberg zählt pro Saison rund 2500 Gäste. Wie das Äussere des Iglu-Hotels schon andeutet, entsteht das Gebilde nicht wie ein klassisches Iglu, bei dem Schneeblöcke aufeinandergestapelt werden. Grundlage des Iglu-Hotels bilden verschieden grosse Ballone, die den Räumen und Gängen entsprechend vorgeformt sind.
Diese werden mit Schnee überdeckt, der sich setzt und je nachdem noch angepresst wird. Dann wird die Luft in den Ballonen abgelassen. Indem die Crew wieder Ballone ansetzt und mit Schnee zuschüttet, vergrössert sich das Iglu gemäss einem Bauplan kontinuierlich. «In Engelberg verwenden wir zu einem Drittel Kunstschnee und zu zwei Dritteln Naturschnee», erläutert Jörn Grundmann. Momentan läuft in Sachen Hotelerweiterung nichts: Es fehlt an Schneewolken, und in der Nacht ist es auf 1800 Metern zu mild, um Kunstschnee zu produzieren.
Das Iglu-Hotel ist ein Haus, das viel Unterhalt benötigt. Der Baustoff Schnee setzt und verändert sich, Räume verformen oder senken sich ab, Sonne und Regen können den Schnee zum Schmelzen bringen. Immer wieder muss im Innern Schnee von Wänden und Decken abgetragen werden, und aussen braucht es neuen Nachschub. «Ein Iglu kann aber nicht einstürzen», betont Jörn Grundmann. Die Bewegungen seien nur sehr langsam und fliessend.
Steht der Rohbau, sind die Arbeiten noch längst nicht abgeschlossen. So wird etwa auch eine Schneebar gebaut, Podeste für die Betten oder Sitzgelegenheiten entstehen. Auch Holzmöbel kommen zum Einsatz. Und Iglu-Hotels sind auch Kunstobjekte. In Engelberg gestaltet der 39-jährige Krists Zarins aus Lettland zusammen mit weiteren Künstlern die Innenräume. Zarins hat auch schon Skulpturen im weltbekannten Ice Hotel im finnischen Jukkasjärvi geschaffen. In Engelberg hat er in einem Raum beispielsweise eine grosse Sonne geformt, anderswo spannen sich die Flügel eines grossen Eisvogels über den Köpfen, in wieder einem anderen ist ein klassisches Iglu mit den Schneeklötzen im Gewölbe angedeutet. Weitere Motive des hohen Nordens und Tiere werden folgen. «Unser Kunstmotto in diesem Jahr lautet ‹arktischer Zauber›», sagt Rosa Schneier. LED-Lämpchen werden das Interieur noch ins rechte Licht rücken.
Bis die Hotelsaison beginnt, ist noch einiges zu tun. Viel Arbeit steckt hinter dem vergänglichen Hotel. Als Lieferant von neuem Baustoff ist auch der Winter noch gefragt.
Hinweis
Iglu-Dorf Engelberg: geöffnet vom 25. Dezember bis 13. April 2014, Preis pro Übernachtung (Erwachsene) je nach Standard zwischen 159 und 649 Franken. www.iglu-dorf.com.