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Renditevergleich: Aktien und Anleihen - diese Länder liegen vorn

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Weltbörsen im Langzeitvergleich Die besten Aktienmärkte der Welt - Deutschland nicht dabei

Eine Studie zeigt: Aktien erzielen langfristig vor allem in rohstoffreichen Ländern attraktive Renditen. Deutschland dagegen schneidet im Langzeitvergleich schlecht ab - und das hat Gründe.
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Die Angst des deutschen Sparers vor dem Risiko gehört schon beinahe zur Folklore an den Finanzmärkten. Ebenso wie natürlich die Versuche der Investmentindustrie, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Aktien etwa, so lautet das Credo der Anlageprofis, gehören in jedes langfristige Portfolio. Sie bringen zwar höhere Risiken mit sich als beispielsweise das Sparbuch. Das werde unter dem Strich jedoch durch eine bessere Rendite mehr als ausgeglichen.

Wer dieser Argumentation nicht traut, sollte einen Blick in eine neue Studie werfen, die Credit Suisse Research zusammen mit Forschern der London Business School erstellt hat. Es ist ein umfangreiches, jährlich erscheinendes Zahlenwerk, in dem die Renditen von Geldanlagen in knapp zwei Dutzend wichtigen Wirtschaftsnationen verglichen werden, und zwar über einen Zeitraum von mehr als 100 Jahren.

Um genau zu sein: Die Analyse startet im Jahr 1900, zu einer Zeit also, als noch nicht Elektroautos, sondern vornehmlich Pferdekutschen zur Fortbewegung dienten. Und als von Internet, Smartphones und sonstigen Hightech-Errungenschaften, die heute einen großen Teil des Wirtschaftslebens bestimmen, erst recht noch keine Rede sein konnte.

Geht es um die Frage, welche Kapitalanlage langfristig den höchsten Ertrag abwirft, so sollte die Credit-Suisse-Studie (die hier im Netz zu finden ist ) also schon etwas erhellendes beizutragen haben. Und tatsächlich bestätigt das Zahlenwerk einmal mehr die These, dass Aktien etwa gegenüber Staatsanleihen im Vorteil sind - allerdings vor allem auf sehr lange Sicht.

Aktien schlagen Anleihen - auf lange Sicht

Die wichtigsten Zahlen, die dies belegen, lauten: 5,1 Prozent betrug laut Studie die reale, jährliche Durchschnittsrendite von weltweit gestreuten Aktieninvestments über den gesamten Zeitraum von 1900 bis 2016. Staatsanleihen warfen während der gleichen 117 Jahre weltweit im Schnitt lediglich 1,8 Prozent pro Jahr ab, und das ebenfalls real, also nach Abzug der Inflation.

Bemerkenswert erscheint allerdings die Betrachtung kürzerer Zeiträume, während derer es zu signifikanten Abweichungen vom Gesamtbild kommen kann. Von 1980 bis 1999 etwa lag die weltweite Aktienrendite mit 10,6 Prozent pro Jahr noch einmal deutlich über dem sehr langfristigen Durchschnitt.

Seit Beginn des neuen Jahrtausends dagegen hat sich das Bild bislang umgekehrt: Von 2000 bis 2016 brachten Aktien pro Jahr laut Studie lediglich eine Durchschnittsrendite von 1,9 Prozent - gegenüber deutlich höheren 4,8 Prozent bei den Staatsanleihen. Wie es scheint, belasten die Kursstürze an den globalen Aktienmärkten aus den Jahren 2000/2001 sowie 2008 in dieser Betrachtung nach wie vor die Ergebnisse in den Aktiendepots.

Die auf die lange Sicht von 117 Jahren erfolgreichsten Aktienmärkte, das ergab die Untersuchung von Credit Suisse Research und London Business School ebenfalls, befinden sich in besonders rohstoffreichen Ländern, allen voran Südafrika und Australien. Auch die USA und Kanada, die sich gemessen an der Aktienperformance ebenfalls in der Spitzengruppe befinden, passen in dieses Schema (siehe Grafik). Die höchsten Bond-Renditen dagegen ließen sich im Laufe der Jahrzehnte in Dänemark und Schweden erzielen.

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Deutschland allerdings schneidet im internationalen Vergleich über einen so langen Zeitraum eher mau ab. Laut Credit Suisse Research erzielten hiesige Aktien in den 117 Jahren im Durchschnitt lediglich 3,3 Prozent pro Jahr an realer Rendite. Zwischen 1980 und 1999 stieg der Wert zwar auf 11 Prozent, seit 2000 waren es dafür im Schnitt aber nur noch 2,2 Prozent, so die Studie.

Warum deutsche Staatsanleihen viel schlechter sind als ihr Ruf

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Hinzu kommt: Am Aktienmarkt hierzulande ist das Risiko gemessen an der Schwankungsbreite der Kurse verglichen mit anderen wichtigen Kapitalmärkten weltweit vergleichsweise hoch.

Richtig düster sieht es zudem bei den deutschen Staatsanleihen aus, die ja eigentlich einen Ruf als sicherer Hafen am Finanzmarkt genießen. Die Papiere kommen unterm Strich seit 1900 auf eine negative Performance von durchschnittlich minus 1,3 Prozent pro Jahr - es waren damit die schlechtesten Staatspapiere im Vergleich der 21 Länder.

Die Erklärung für das schlechte Abschneiden hiesiger Geldanlagen in der Langzeitstudie findet sich - es liegt auf der Hand - in der deutschen Geschichte, mit der prominenten Rolle Deutschlands in zwei Weltkriegen und den daraus resultierenden Folgen für die hiesige Wirtschaft. So verloren deutsche Aktien im ersten Weltkrieg zwei Drittel ihres Wertes, schreibt Credit Suisse Research. Nach Weltkrieg Nummer zwei fielen hierzulande die Aktienkurse ebenso wie die Werte deutscher Staatsanleihen erneut um jeweils rund 90 Prozent.

Nicht zu vergessen die Hyperinflation in den Jahren 1922 und 1923, als die Preissteigerungen zuletzt Werte von mehreren Milliarden Prozent erreichten und insbesondere deutschen Anleihebesitzern riesige Vermögenswerte verloren gingen.

Später folgte zwar das "deutsche Wirtschaftswunder", währenddessen auch die hiesigen Aktienmärkte enorme Gewinne erzielten. Die negativen Erfahrungen aus früherer Zeit konnte dies aber offensichtlich nicht überdecken. Sie beeinflussen das Investmentverhalten der Deutschen nach Ansicht von Experten bis heute - und sorgen so dafür, dass hiesige Sparer von risikoreicheren Anlagen wie Aktien nach wie vor eher die Finger lassen.