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Reiseziel Nordkorea: Berge und Beton

Foto: David Guttenfelder/ AP

Verschreckte Kunden Veranstalter sagen Nordkorea-Reisen ab

Nordkorea ist zwar isoliert, ein paar Touristen kommen trotzdem jedes Jahr. Mit den aggressiven Kriegsdrohungen hat Pjöngjang nun auch die letzten Interessenten verschreckt: Veranstalter berichten von Stornierungen - das Auswärtige Amt rät von "nicht unbedingt notwendigen" Reisen ab.

Hamburg - Von der 20 Meter hohen Statue des Staatsgründers Kim Il Sung zum "Berg der geheimnisvollen Düfte". Von der 13 Tonnen schweren Alarmglocke der alten Festung Pjöngjang zu einer Bauernfamilie in der Landwirtschaftskooperative Chonsam: Nordkorea-Reisende erwartet bei ihrem Besuch auf der Halbinsel ein vielseitiges Besichtigungsprogramm.

Die Anreise ist jedoch ein bisschen schwieriger als in andere südostasiatische Länder. Kaum ein Land ist so abgeschottet wie die Demokratische Volksrepublik. Schätzungen von Reiseveranstaltern zufolge werden für Nordkorea nur rund 1200 Visa jährlich ausgestellt - Geschäftsleute, Diplomaten und Touristen zusammengenommen. Für Südkorea sind es etwa 70.000.

Die derzeit eskalierende Krise zwischen den seit Jahrzehnten im Kriegszustand befindlichen Ländern dürfte sich nun direkt auch auf das Reisegeschäft für beide Länder auswirken. Denn die martialischen Kriegsdrohungen des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un haben potentielle Reisende verschreckt: Veranstalter hierzulande berichten von rückläufigem Interesse bis hin zu Stornierungen.

"Dieses Jahr ist es extrem"

Der Siegburger Reiseveranstalter Ulrich Bexte Touristik musste in diesen Tagen zwei Reisen nach Südkorea streichen, die kommende Woche starten sollten. "Was mache ich mit einer Gruppe von 20 Personen, von denen zwei Drittel panische Angst haben", sagt Geschäftsführer Ulrich Bexte. Er habe seinen Kunden angeboten, zu stornieren oder auf andere Reiseziele umzusteigen. Seine Reisen nach Nord- und Südkorea sind für die nächsten zwei Monate vorerst komplett ausgesetzt.

Auch ein Berliner Reisebüro berichtet von rückläufigen Buchungen, gerade in den stalinistischen Norden. "Die Leute sind vorsichtiger geworden", sagt ein Unternehmer, der namentlich nicht genannt werden möchte. Jedes Jahr gebe es im Frühjahr zu den Militärmanövern aggressive Rhetorik aus Pjöngjang. "Dieses Jahr ist es jedoch extrem."

Das Auswärtige Amt rät Touristen ebenfalls, auf "nicht unbedingt notwendige" Reisen zu verzichten, eine militärische Aktion vonseiten Nordkoreas könne nicht ausgeschlossen werden. Dass Pjöngjang zum Wochenende nun die wenigen ausländischen Botschaften im Land - darunter die deutsche - aufforderte, eine Evakuierung zu prüfen, erhöht die Unruhe. "Ich bin froh, dass ich noch nicht gebucht habe", sagt eine 39-jährige Berlinerin, die Interesse an einer Reise nach Nordkorea hatte, dann aber ihre Pläne verwarf.

Einreise nach Pjöngjang läuft über Peking

Der Reiseverkehr von Peking nach Pjöngjang aber läuft offenbar noch weitgehend normal. Die wenigen Touristen, die am Samstag aus Nordkorea in der chinesischen Hauptstadt landeten, bekamen von dem Spannungen kaum etwas mit: "Wir hatten keine Angst, als wir dort waren", sagt die Dänin Tina Krabbe nach fünf Tagen im Norden. Das Leben in Nordkorea gehe "ganz normal weiter", findet auch Reiseveranstalter Nicholas Bonner. Die Lage sei natürlich gespannt - "aber alle hoffen, dass das bald vorbei sein wird".

Für Reisende auf der koreanischen Halbinsel waren die Spannungen zwischen beiden Ländern schon immer unübersehbar. Veranstalter kombinieren oft Besuche im Süden und im Norden, doch die direkte Weiterfahrt von Seoul nach Pjöngjang ist unmöglich, denn es gibt weder Flüge noch sonstige Verbindungen. Reisegruppen müssen zunächst nach Peking reisen, von wo aus sie einen Flug nach Pjöngjang nehmen können.

Eine weitere Besonderheit von Nordkorea-Reisen: Die Gruppe ist ständig in Begleitung von zwei nordkoreanischen Reiseleitern - neben dem deutschen Reiseführer. Die Koreaner achten vor allem auch darauf, dass der jeweils andere Reiseleiter sich nur ideologisch korrekt äußert. Die Überwachung sei nicht einmal in der ehemaligen DDR oder der früheren Sowjetunion so streng gewesen wie in Nordkorea, sagt ein deutscher Reiseveranstalter, der nicht genannt werden möchte. Doch Touristen erwarte eine "wunderschöne Landschaft" und "ein Blick hinter den Vorhang".

jus/AFP