«Wie sauber sind Elektroautos wirklich?»

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Dr. Energy«Wie sauber sind Elektroautos wirklich?»

Der Hype um Elektroautos ist gross. Doch sind diese Fahrzeuge tatsächlich umweltfreundlicher als herkömmliche Autos? Unser Experte Dr. Energy klärt auf.

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Leser Oli aus Luzern macht sich Gedanken über die Umweltverträglichkeit von Elektroautos wie beispielsweise dem Tesla.

Leser Oli aus Luzern macht sich Gedanken über die Umweltverträglichkeit von Elektroautos wie beispielsweise dem Tesla.

Keystone/Manuel Lopez

«Elektroautos, das ist meiner Meinung nach eine sehr gute Sache. Doch immer wenn man versucht, das Thema anzusprechen, kommt das Argument, Elektroautos seien nicht sauberer als Benziner. Wenn man also die Stromproduktion und Akkuproduktion, aber auch die Benzinförderung, Transport der fossilen Energie und Motorherstellung einrechnet, wie viel sauberer ist das Elektroauto wirklich?»

Oli aus Luzern

Lieber Oli

Du hast absolut recht: Elektroautos sind eine gute Sache: kein Abgas, kaum Lärm, kein Ölwechsel und ein niedriger Verbrauch. Ein Elektromotor ist in der Lage, fast die gesamte Energiemenge aus der Batterie für den Antrieb zu nutzen. Im Vergleich dazu produziert ein herkömmlicher Verbrennungsmotor gut drei Viertel Abwärme und nur ein kleiner Teil des Treibstoffes dient der Vorwärtsbewegung. Dadurch wird auch das Portemonnaie entlastet: Für 100 Kilometer Fahrtstrecke genügen Stromkosten von rund drei Franken. Elektromotoren haben zudem ein Superdrehmoment, was eine gute Beschleunigung ermöglicht. Beim Start vor einem Rotlicht hat nicht einmal ein Sportwagen eine Chance gegenüber dem Elektroauto (nach ein paar Metern würde der Sportwagen natürlich aufholen).

Wenn da nicht noch ein kleines Aber wäre: Kommt der Strom für das Elektroauto aus einem Kohle- oder Atomkraftwerk, schrumpfen alle Umweltvorteile wie das Eis an der Sonne. Der Schadstoff- und der CO2-Ausstoss werden dann ganz einfach zum Kraftwerk verlagert und das Ganze bleibt für die Umwelt ein Nullsummenspiel. Bevor das Elektroauto zu Hause an die Steckdose angeschlossen wird, sollte darum beim Elektrizitätswerk auf sauberen Strom umgestellt werden. Bereits mit einer Solaranlage (mit einer Fläche von circa 16 Quadratmetern), die auf dem Garagendach Platz findet, wird genug Strom für eine Fahrleistung von 15'000 km pro Jahr erzeugt.

Zuversicht ist angebracht

Da wäre noch der Aspekt, wie die Batterien hergestellt werden. Für deren Herstellung werden Materialien benötigt, deren Produktion nicht ganz unproblematisch ist. Hier ist die Industrie gefordert: mit der Weiterentwicklung der Technologie und einem funktionierenden Recycling. Aber auch der Verbrennungsmotor ist nicht von heute auf morgen entwickelt worden, so dass Zuversicht angebracht ist.

Weitere Fragen zum Thema Energie? Die Infoline von Energie Schweiz hilft weiter unter 0848 444 444 oder gleich online via Webformular.

App zur Energy Challenge 2016

Die Energy Challenge 2016 ist eine nationale Aktion von Energie Schweiz und dem Bundesamt für Energie rund um die Themen Energieeffizienz und erneuerbare Energien. Als Medienpartner beleuchtet auch 20 Minuten den Themenschwerpunkt mit Grafiken, Reportagen und Interviews. Weitere Informationen gibt es in der offiziellen App, die hier für Android und hier für iOS heruntergeladen werden kann.

Dr. Energy

Jules Pikali, dipl. Ing. ETH, ist Energieexperte und berät Haushalte, Gemeinden und Unternehmen in Sachen Energieffizienz. Mit seiner Firma OekoWatt ist er seit 2001 in der Energieberatung tätig. Pikali sieht sich als Allrounder, der verschiedene Sparmassnahmen aufeinander abstimmt. «Die Leute wissen heute schon sehr viel über Energieeffizienz, doch für die Umsetzung braucht es einen ganzheitlichen Blick», sagt Pikali.

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