Facebook zeigte 126 Millionen Nutzern in Amerika russische Polit-Werbung

Die Verbreitung der aus Russland stammenden Polit-Anzeigen zur Spaltung der amerikanischen Gesellschaft war deutlich grösser als zunächst berichtet wurde. Vertreter von Facebook, Google and Twitter sagen diese Woche bei Anhörungen im Kongress zum Thema aus.

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(dpa) Nach Angaben von Facebook ist die Verbreitung der aus Russland stammenden Polit-Anzeigen zur Spaltung der amerikanischen Gesellschaft deutlich grösser gewesen als zunächst berichtet wurde. Insgesamt könnte die Werbung 126 Millionen Nutzern in Amerika angezeigt worden sein, schätzt das weltgrösste Online-Netzwerk in einer Stellungnahme an den amerikanischen Kongress, die diversen amerikanischen Medien vorlag. Facebook könne zugleich nicht sagen, wie viele von ihnen die Anzeigen bewusst wahrgenommen oder ungelesen durchgescrollt hätten.

Die demokratischen Senatoren Amy Klobuchar (l.) aus Minnesota und Mark Warner (r.) aus Virginia stellen am 19. Oktober 2017 den «Honest Ads Act» vor, ein Gesetzesentwurf der Unternehmen wie Facebook dazu verpflichten würde, etwa die Auftraggeber von Anzeigen zu veröffentlichen. (Bild: Michael Reynolds / EPA)

Die demokratischen Senatoren Amy Klobuchar (l.) aus Minnesota und Mark Warner (r.) aus Virginia stellen am 19. Oktober 2017 den «Honest Ads Act» vor, ein Gesetzesentwurf der Unternehmen wie Facebook dazu verpflichten würde, etwa die Auftraggeber von Anzeigen zu veröffentlichen. (Bild: Michael Reynolds / EPA)

Die neue Schätzung berücksichtigt das Teilen von Inhalten durch Nutzer untereinander. Direkt sei von 2015 bis 2017 die von der russischen «Internet Research Agency» gebuchte Werbung 11,4 Millionen Nutzern angezeigt worden. Bei Facebook kann man dafür bezahlen, dass Beiträge in den Nachrichtenstrom von Nutzern eingefügt werden.

Bei den russischen Anzeigen ging es darum, Spannungen zwischen sozialen und ethnischen Gruppen in den USA anzuheizen. So wurde dort zum Beispiel die Diskriminierung von schwarzen Amerikanern kritisiert - aber auch die Angst vor muslimischen Einwanderern geschürt.

Anzeigen für 150 000 Dollar entdeckt

Facebook hatte vor einigen Wochen erklärt, es seien Anzeigen für 150 000 Dollar entdeckt worden - nur ein Bruchteil der gesamten Wahlkampfausgaben in der Präsidentschafts-Kampagne 2016. Das Online-Netzwerk machte zunächst aber keine Angaben dazu, wie viele Nutzer am Ende diese Werbung gesehen haben könnten.

126 Millionen ist eine beträchtliche Zahl: Facebook hatte in Nordamerika nach Angaben von Statista im zweiten Quartal 2017 236 Millionen monatlich aktive Nutzer – und für Trump stimmten bei der Präsidentenwahl insgesamt knapp 63 Millionen Amerikaner.

Die Facebook-Stellungnahme gehört zu einer Anhörung im amerikanischen Kongress zur russischen Aktivität in sozialen Medien im vergangenen amerikanischen Wahlkampf. Dazu ist am Mittwoch neben Facebook unter anderem auch Twitter geladen. Vertreter des kalifornischen Kurznachrichtendienstes würden den Abgeordneten mitteilen, dass nun rund 2700 Profile mit Verbindung zur Internet Research Agency entdeckt worden seien, berichtete der Technologie-Blog «Recode» am Montag.