WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
Wirtschaft

Alitalia geht der Sprit aus

Die angeschlagene Fluglinie hat Probleme, ihre Rechnungen zu bezahlen

Der italienischen Fluggesellschaft Alitalia geht der Sprit aus. Paolo Scaroni, Vorstandschef der Öl- und Gasgesellschaft Eni, setzt der finanziell klammen Airline ein Ultimatum bis zum 12. Oktober. Wenn das Unternehmen bis dahin nicht eine Finanzspritze erhalte, würden die Kerosinlieferungen eingestellt. „Wir können nicht die Kreditlinie ausweiten, wenn uns das Unternehmen keine Sicherheiten bietet“, sagte Scaroni. Wenn die Aktionäre nicht einspringen, dann sind wir nicht in der Lage, es mit unserem Treibstoff am Leben zu erhalten.“ Schon jetzt steht Alitalia mit geschätzt 35 Millionen Euro in der Kreide bei Eni.

Alitalia ringt mit der Pleite. Nachdem im ersten Halbjahr 2013 ein Nettoverlust von 294 Millionen Euro angefallen war, befanden sich Ende Juni gerade noch 128 Millionen Euro in der Kasse. In Rom folgt derzeit eine Krisensitzung auf die andere, um ein Grounding à la Swissair im Herbst 2001 abzuwenden. Am Montagabend versammelte Premier Enrico Letta eine prominent besetzte Runde um sich. Anwesend waren unter anderem Finanzminister Fabrizio Saccomanni, Transportminister Maurizio Lupi, Gabriele del Torchio, Vorstandschef von Alitalia, sowie die Vertreter der Banken Unicredit und Intesa Sanpaolo. Das Treffen endete ergebnislos. „Schwarzer Rauch im Palazzo Chigi“, titelten die Nachrichtenagenturen in Anspielung auf die Papstwahl.

Die drohende Bruchlandung Alitalias ist ein Beleg dafür, wie kolossal der Neustart der Fluggesellschaft im Jahr 2008 gescheitert ist. Ex-Premier Silvio Berlusconi versprach damals im Wahlkampf, die Übernahme von Alitalia durch Air France zu verhindern. Ein Konsortium an italienischen Unternehmern unter der Führung der Bank Intesa Sanpaolo sprang ein und finanzierte die Wiedergeburt der Airline. Das Manöver erwies sich als desaströs. Billigfluggesellschaften wie Ryanair und Easyjet schnappten Alitalia die Kunden weg. Schnellzüge von Mailand nach Rom erwiesen sich im Vergleich mit dem Flugzeug als billiger und schneller.

Nun scheinen die nächsten Schritte für Alitalia vorgezeichnet. Die Fluggesellschaft soll zuerst rekapitalisiert und dann an Air France-KLM verkauft werden. Die Franzosen halten bereits 25 Prozent der Anteile. Gestritten wird darüber, wer wie viel Kapital einschießt. Del Torchio schlug zuerst vor, das Kapital um 100 Millionen Euro zu erhöhen und 300 Millionen Euro an neuen Krediten aufzunehmen. Doch Paris hielt das für unzureichend und stellte sich quer. Jetzt ist die Rede von einer Kapitalerhöhung von rund 250 Millionen Euro und neuen Krediten in Höhe von 200 Millionen Euro. Rechnet man alles zusammen, dürfte für die Rettung rund 500 Millionen Euro notwendig werden.

Ohne den Staat wird das nicht gehen. Aktionäre und die Banken dringen darauf, dass die Regierung sich beteiligt und ein Teil des Risikos übernimmt. Groß ist die Begeisterung nicht. Sowohl die Staatsbank Cassa Depositi e Prestiti als auch die Staatsbahn Ferrovie dello Stato winken ab. Es bleibt die Option, dass der Staat einen Kredit gewährt oder Anleihen zeichnet, die später in Aktien getauscht werden könnten. Das wäre das Modell, das für die Bank Monte dei Paschi gewählt wurde. Die älteste Bank der Welt, die sich nach einer überteuerten Übernahme und Derivateverlusten in Schieflage befindet, erhielt 4,1 Milliarden Euro in Form von sogenannten Monti-Bonds.

Folgen jetzt also Letta-Bonds für Alitalia? Die Aktionäre und die 12.000 Mitarbeiter der Fluggesellschaft sollten gewarnt sein. Verbunden sind solche Staatshilfen mit drakonischen Auflagen aus Brüssel. Auf Druck der EU-Kommission musste Monte dei Paschi den Sanierungsplan drastisch verschärfen. Das Kapital wird nicht um eine Milliarde Euro, sondern um 2,5 Milliarden Euro erhöht. Die Bank teilte bereits mit: Statt bis 2015 mehr als 4600 Stellen abzubauen, würden nun bis ins Jahr 2017 rund 8000 Jobs gestrichen.

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant