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Die Iren haben per Volksentscheid für die Zulassung der Homo-Ehe gestimmt.

© AFP

Kardinal zur Homo-Ehe: Eine Verirrung der Kirche

Pietro Parolin, der zweitmächtigste Mann des Vatikans, sagt: Die Homo-Ehe in Irland sei eine "Niederlage der Menschheit". Stattdessen sollte die Kirche ohne Furcht oder Pathos reagieren. Denn Europa ist der Platz der Aufklärung, nicht der Verklärung. Ein Kurzkommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Der Kardinalstaatssekretär, Premier des Papstes, zweitmächtigster Mann im Vatikan, mit seinem Satz, die Homo-Ehe in Irland sei eine „Niederlage der Menschheit“ – was ist das? Eine Verirrung. Und wie geht die katholische Kirche damit um? Freundlich gesagt: gnädig. Weil sie sich nicht weiter dazu einlässt. Hart gesagt: indiskutabel. Weil Pietro Parolin für viele der Vorgesetzte ist und öffentliche Disputation sich nicht gehört in dieser von Jahrhunderten gezeichneten Institution. Aber es ist doch der Maßstab verrückt.

Was gehört sich da für Kirche? Ohne Furcht oder Pathos zu reagieren in einer Zeit, in der sich früher geheim gehaltene (weil staatlich und gesellschaftlich verfolgte) Partnerschaftsformen öffentlich zeigen und Anerkennung erwarten. Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei, sagt die Bibel! Wenn Parolin brennende Sorge darüber deutlich machen wollte, dass die europäische Kirche von glühenden Gläubigen in Afrika, Asien, Lateinamerika, auch in Putins Russland wegen vermeintlichem Werterelativismus an den Rand gedrängt werden könnte – dann wäre es trotzdem falsch gewesen. Europa ist der Platz der Aufklärung. Nicht der Verklärung.

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