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Amerikas Waffenwahn: Pistolen auf die Hüfte

Foto: Eric Gay / AP / dpa

Neues Waffengesetz In Texas schreibt man das Jahr 1870

In Texas ist ein neues Gesetz in Kraft getreten: Jeder, der eine Waffenlizenz hat, darf nun auch Handfeuerwaffen offen tragen. Das betrifft fast eine Million Menschen. Kritiker befürchten, dass sich das öffentliche Leben spürbar verändert.

Texaner müssen ihre Pistolen nicht mehr verstecken - sie dürfen sie sich von nun an offen um die Hüfte schnallen. Denn an diesem Freitag tritt ein Gesetz in Kraft, das das Waffentragen in dem südlichen US-Bundesstaat weiter liberalisiert.

Das Gesetz betrifft fast eine Million Texaner, die eine staatliche Lizenz haben, Handfeuerwaffen verborgen bei sich zu tragen. Im Sommer hatte das von Republikanern dominierte Parlament beschlossen, dass sie neben Gewehren nun auch ihre Pistolen und Revolver öffentlich zur Schau stellen dürfen - zum ersten Mal seit 1871.

Texas ist damit der bevölkerungsreichste Bundesstaat, der das sogenannte "Open Carry" erlaubt. In mehr als 40 anderen US-Staaten ist das offene Tragen schon ganz oder teilweise gestattet.

Das neue Gesetz zeigt, wie unbeirrt konservative Amerikaner an Waffen festhalten - trotz nahezu täglicher Amokläufe und Schießereien. Ihre Position: Je mehr "richtige Leute" sich bewaffneten, desto sicherer werde das Land.

Doch das Gesetz ist heftig umstritten. "Ich verstehe nicht, warum Feuerwaffen im Alltag irgendwas verbessern sollten", sagte der Demokrat Diego Bernal, der gegen das Gesetz gestimmt hatte.

Polizei fürchtet tödliche Verwechslungen

Die Polizei hatte außerdem eingewandt, dass zum Beispiel bei einer Schießerei die Täter leicht mit Unschuldigen zu verwechseln seien, wenn mehrere Menschen offen Waffen trügen.

In Orten wie Bars, Kirchen, Stadien und Sicherheitsbereichen von Flughäfen sind Waffen weiterhin verboten. Allerdings hat die Waffenlobby einen weiteren Sieg errungen: Ab Sommer 2016 soll es in Texas erlaubt sein, Schusswaffen in Seminarräumen, Bibliotheken oder Wohnheimen von Universitäten mit sich zu führen.

Kritiker befürchten, dass sich viele Menschen von Mitbürgern mit Waffenholstern um den Bauch bedroht fühlen könnten. Laden- und Restaurantbesitzer und Firmen dürfen deshalb selbst entscheiden, ob sie sichtbare Waffen in ihren Räumen erlauben wollen.

Das Unternehmen HEB, das zahlreiche Lebensmittelläden in Texas betreibt, hat in seinen Geschäften Verbotsschilder aufgehängt - und landete damit prompt am Pranger waffenfreundlicher Aktivisten. Auf der Seite Texas3006.com  führen sie Einrichtungen auf, die sich gegen das offene Waffentragen wehren.

lov/Reuters