«Ein schwules Paar buchte unser ganzes Hotel»

Aktualisiert

Zürich«Ein schwules Paar buchte unser ganzes Hotel»

Das Luxus-Hotel Widder in Zürich feiert sein 20-Jahr-Jubiläum. Direktor Jan Brucker spricht über ausgefallene Wünsche, Promi-Gäste und wieso er 20 Suiten an Zürcher verlost.

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Herr Brucker*, das Hotel Widder gibt es bald seit 20 Jahren. Was war das Ausgefallenste, was Sie erlebt haben?

Jan Brucker: Zwei Stammgäste haben vor ein paar Jahren unser ganzes Hotel gebucht. Es handelte sich dabei um ein schwules Paar aus Australien, das zwei- bis dreimal pro Jahr bei uns zu Gast war. Eines Tages fragten die beiden, ob sie das komplette Hotel exklusiv für ein Fest buchen könnten. Dieses Fest führten sie ungefähr alle zwei oder drei Jahre durch – jedes Mal aber an einem anderen Ort auf der Welt.

Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie von der Anfrage hörten?

Zuerst dachte ich: Was kommt da auf mich zu? Es war ein ziemlich ausgefallenes Paar und ich bereitete mich auf alles Mögliche vor. Es wurden dann tatsächlich einige Drag-Queens und Künstler eingeflogen, aber auch der Ex-Premierminister von Australien und Gäste aus aller Welt kamen angereist. Ich muss sagen, dass die Party wirklich sensationell war und ohne jegliche Probleme verlief.

Kommt es oft vor, dass Gäste Ihr ganzes Hotel buchen?

Es kommt vor, aber nicht jedes Jahr. Abgesehen von herkömmlichen Zimmer-Reservationen buchen die Gäste unsere Restaurants für Firmenanlässe oder unsere Veranstaltungsräume für Bankette und Konferenzen.

Wie viel zahlt man denn für das ganze Hotel?

Das kommt ganz darauf an, welche Servicedienstleistung nebst der Infrastruktur gefordert wird. In diesem Fall haben sie neben dem Hotel auch noch das Restaurant, die Veranstaltungsräume und andere Dienstleistungen beansprucht. Ich schätze, dass es mehrere 100'000 Franken gekostet hat. Da es sich bei dem Paar um unsere Stammgäste handelte, sind wir ihnen preislich entgegengekommen.

Sie sagten, der Ex-Premierminister war auch bei Ihnen im Hotel. Übernachtet denn sonst viel Prominenz bei Ihnen?

Ja, wir beherbergen sehr oft prominente Gäste. Vor rund sechs Jahren war Christina Aguilera bei uns. Ich wollte sie begrüssen, doch sie blieb während ihres ganzen Aufenthalts nur im Hotelzimmer. Ganz anders war hingegen Eros Ramazzotti, der sich gerne unter die Leute mischte. Die meisten prominenten Gäste ziehen sich aber zurück und schätzen die Diskretion unseres Hauses sehr. Wir möchten den Prominenten, und allgemein unseren Gästen, ein heimeliges Gefühl bieten.

Nicht nur Promis, auch Geschäftsleute und Touristen haben in Zürich immer mehr Auswahl an Luxushotels. Inwiefern spürt dies das Widder?

Wahre Luxushäuser gibt es in Zürich nicht übermässig viele. Man kann sie nach wie vor an einer Hand abzählen. Dass aber der Wettbewerb dennoch schwieriger geworden ist, liegt nicht nur an der neuen Konkurrenz. Die Hauptursache ist vielmehr die Entwicklung des weltweiten Tourismus einerseits und der Wandel des Zürcher Finanzplatzes nach der Bankenkrise 2009 andererseits. Diese wirkte sich unmittelbar negativ auf die Zürcher Hotellerie aus.

Zum 20-Jahr-Jubiläum verlosen Sie nun 20 Suiten an Zürcher. Wieso genau an Zürcher?

Wir wollen unser Hotel einer breiteren Bevölkerungsschicht näherbringen. Wenn die Zürcher unser Hotel kennen, empfehlen sie es mit Sicherheit auch gern weiter. Ausserdem möchten wir die sogenannte Schwellenangst abbauen und zeigen, dass das Hotel Widder für alle zugänglich ist. So können Passanten etwa in unserer Gartenlounge im Sommer einen Drink geniessen oder lokale Kunden das Hotel für Veranstaltungen buchen.

*Jan Brucker ist seit 14 Jahren Direktor des Hotel Widder in Zürich.

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