Anne erklärt das Internet: FTW oder WTF?

Das Internet ist voll mit seltsamen Abkürzungen, Akronymen und Redewendungen, die man als Nichteingeweihte nicht zwangsweise auf Anhieb versteht. Auch ich musste schon das ein oder andere Mal googeln, weil auf einmal irgendwo eine seltsame Buchstabenfolge stand, die ich nicht zu entschlüsseln vermochte. Nachfragen möchte man dann auch nicht, denn man will sich ja nicht als unwissend outen. Nachher bekommt man noch die Internetlizenz entzogen. (Da könnte man ja gleich „der Blog“ sagen.)

Damit es anderen nicht ebenso geht, werde ich nun einfach ein paar der wichtigsten Internetkürzel erklären. Es handelt sich hierbei um eine rein subjektive und tendenziell willkürliche Auswahl und es wird nicht der geringste Anspruch auf irgendeine Art von Vollständigkeit erhoben.

Fangen wir mit dem einfachsten an. WTF kennt wohl jeder. Zu einem konsternierten „What the fuck?!?“ ob der Unglaublichkeit eines Sachverhalts hat sich wohl fast jeder im Internet schon einmal hinreißen lassen. Alternativ biete ich hier noch das etwas zeichenintensivere „Dafuq?“ an. Der erste Eintrag dafür im Urban Dictionary ist von 2009, mir lief der schöne Ausruf 2012 zum ersten Mal über den Weg, nämlich in einem Comic von Beetlebum.

WTF ist nicht zu verwechseln mit FTW. FTW, auch gerne mit Ausrufezeichen, also „FTW!“, heißt „For the win“ und ist ungefähr das Gegenteil von WTF. Ergibt ja auch Sinn, denn es ist die gleiche Buchstabenfolge, nur rückwärts. Unterschiedliche Quellen im Internet sind der Meinung, dass der Ausruf aus der Gamerwelt stammt. Mittlerweile benutzt man ihn üblicherweise, um auszudrücken, dass etwas besonders toll ist. Der Satzbau sieht dann so aus: [Besonders tolle Sache] FTW! (Also zum Beispiel: „Faultiere FTW!“, „Himbeerbowle FTW!“ oder „Stephen Fry FTW!“)

Optisch ähnlich kommt WFH daher, das steht aber nur für „Working from home“ und ist ein hilfreicher Indikator (z.B. als Statusmeldung auf Skype) dafür, dass irgendjemand zwar prinzipiell zu erreichen ist, jedoch nicht im Büro anzutreffen sein wird. Ich erwähne das hier auch nur, weil ich zuerst immer WTF lese und mich dann wundere.

Möchte man volle Zustimmung zu irgendeinem Artikel oder Kommentar ausdrücken, dann hat man mehrere Möglichkeiten. „Word. oder „This.“ bieten sich an, außerdem „ACK„, das für Acknowledgement, also wörtlich „Zustimmung“ oder „Bestätigung“ steht. Wer’s noch einfacher haben will, der kann einfach einen Punkt setzen.

Einen weiteren Service für eher faule Internetbenutzer bietet die Abkürzung tl;dr. Sie steht für „too long, didn’t read“ und meint, dass ein Artikel zu lang war und man ihn deswegen nicht gelesen hat, sich aber gerne trotzdem dazu äußern würde. Ein verständlicher Wunsch, von dem ich aber trotzdem abraten möchte. Man sollte generell eher Texte kommentieren, die man auch gelesen hat. Mittlerweile sind viele Autoren dazu übergegangen, bei langen Artikeln einen mit tl;dr angeführten Absatz vor- oder nachzuschieben, in dem die Kernthese des Artikels kurz beschrieben wird.

Hilfreiche Abkürzungen, wenn man es mit besonders faulen Anwendern zu tun hat, sind LMGTFY und RTFM. Ersteres steht für „Let me google that for you“ und wird gerne angewendet, wenn man Fragen von Menschen bekommt, bei denen offensichtlich ist, dass sie nur zu faul waren, selber nachzugucken. Eine besonders passiv-aggressive Art auf solche Nachguck-Delegationen zu reagieren, ist ein Link zu www.lmgtfy.com mit dem passenden Suchbegriff. Zu befürchten bleibt, dass man es in solchen Situationen aber mit großer Wahrscheinlichkeit mit dem Typ Mensch zu tun hat, der diesen Wink mit dem Zaunpfahl nicht versteht oder geflissentlich ignoriert.

In eine ähnliche Kategorie fällt RTFM, das für „Read the fucking manual“ steht, also darauf verweist, dass alle Fragen beantwortet wären, wenn man sich einmal die Mühe gegeben hätte, ins Handbuch zu gucken.

Ein weiterer Fall für eine Abkürzung, die ich selber zunächst heimlich und verschämt nachgucken musste, ist SCNR, das für „Sorry, could not resist“ steht und vor allem verwendet wird, um sich für einen besonders dummen Witz zu entschuldigen, von dem man weiß, dass er dumm und offensichtlich war, sich aber irgendwie nicht zusammenreißen kannte. Entspricht also in etwa der deutschen „Steilvorlage“.

Und dann haben wir noch NSFW, eine wirklich hilfreiche Abkürzung, die für „Not safe for work“ steht und darauf hinweisen soll, dass verlinkte YouTube-Filme oder Webseiten nicht zwingend dazu geeignet sind, sie sich auf der Arbeit anzugucken. Es sei denn natürlich, man hat da sehr lockere Chefs.

(Es heißt natürlich nicht „Not suited for work“, wie ich zunächst behauptete sondern „Not safe for work“, wie Johannes richtig anmerkte. Der Sinn bleibt aber mehr oder weniger das gleiche, ich hoffe, ich habe da nicht zu viel Verwirrung gestiftet.)

Kommen wir nur zu den wirklich schönen Dingen im Internet. Smileys und anderweitige Symbolkombinationen. Mein mittlerweile zumindest gefühlt am häufigsten bemühter Smiley ist der Facepalmsmiley. Es hat auch nur ungefähr ein paar Jahre gebraucht, bis ich verstanden habe, dass dieses komische m( für einen unglücklichen Smiley steht, der sich verzweifelt die Hand vors Gesicht hält. Aber ach, manchmal braucht es eben auch eine späte Epiphanie.

(Wer jetzt fragt: „Facepalm, hö? Dafuq?“ Bei einem Facepalm handelt es sich um eine Beschreibung der Geste, wenn man sich aus Verzweiflung und vollkommenem Unverständnis die Hand vor die Augen hält. Wie zum Beispiel Captain Picard hier. Im Deutschen kann man auch „Gesichtspalme“ sagen. Das verstehen dann auch nur Internetmenschen.)

Ich rate aber dazu, vorsichtig mit den Facepalmsmileys umzugehen. Manchmal gehen sie mir aus, und dann muss ich mir welche von anderen Leuten borgen, die noch welche auf Vorrat haben.

Als letztes möchte ich über das <3, Kennern auch als kleinerdrei bekannt, reden. Alle, die sich dieses herzige Symbol nicht verderben lassen wollen, hören bitte JETZT auf, zu lesen, denn die folgende Erkenntnis wird die Sicht auf diese harmlose Zeichenfolge auf ewig ändern.

Alle, die jetzt noch tapfer weiter dabei sind, stellen sich dieses Symbol jetzt um neunzig Grad im Uhrzeigersinn gedreht vor. Okay? Also die Drei liegt unten, und das offene Dreieck zeigt mit der Spitze nach oben. Ham wer’s? Sehen Sie jetzt auch einen Zwerg, der sich im Wald zum Kacken auf den Boden gehockt hat?

Ja?

Bitte. Danke. Gern geschehen.

36 Antworten auf „Anne erklärt das Internet: FTW oder WTF?“

    1. Da fehlt eine ganze Menge. Ich habe mir eher die rausgesucht, von denen ich glaube, dass sie nicht unbedingt jedem bekannt sind. (WTF passt da jetzt nicht rein, das brauchte ich aber für Dafuq und als Einleitung und Gegenstück zu FTW.)

  1. Schau an, ich kenne FTW noch aus einem CompuServe Games Forum und da wurde es mir mit For The World erklärt. Gerne auch mit einem MF dazwischen („FTMFW“), in der Samuel L. Jackson Variante. (NB: nicht MoFo mit MoJo verwechseln.)

  2. Ich habe Tränen gelacht, weitergeschickt, Blog geadded, bin glücklich gelöst, vielen Dank (ersteres auch beim Durchlesen der Kommentare) :-)

  3. Facepalm würde ich aber eher als ‚Geischtshand‘ (oder besser’Hand vors Gesicht‘) übersetzen als ‚Gesichtspalme‘. Denn schließlich heißt palm ja nicht nur Palme sondern auch Handfläche! ;)

    1. Ich habe auch schon die Verballhornung „fazialpalmier“ .. „fazialpalmieren“ und „Fazialpalmierung“ gelesen – beliebt u. a. in Fefe’s Blog.

  4. also Facepalm ist nicht Gesichtspalme, sondern Face=Gesicht und palm=Handläche stehen eher für die Hand im Gesicht
    Wörtlich wäre es dann Gesichtshandfläche :P

    1. Da ich jetzt schon zwei Mal darauf hingewiesen wurde, hier nur als Tipp für potentielle zukünftige Hinweiser: Die richtige Übersetzung von „Facepalm“ ist uns „Gesichtspalmen“-Sager schon bewusst, aber wir finden das nur so deutlich witziger.

  5. und es fehlen auch einige sehr bekannte
    thx (auch tx oder thnx manchmal auch ty -> thanks oder thank you)
    yw (die antwort darauf -> your welcome)
    idk (i dont know/ ich weiss es nicht, keine ahnung)
    ggt(goto go/ ich muss gehen)

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