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Manipulierte Zinsen Finanzaufsicht durchleuchtet Vorstand der Deutschen Bank

Behindert die Deutsche Bank die Aufarbeitung der Affäre um manipulierte Zinsen? Das vermutet die Finanzaufsicht BaFin: Nach SPIEGEL-Informationen überprüft sie das Führungspersonal des Geldhauses.
Deutsche Bank in Frankfurt am Main: Misstrauen bei der Aufklärung der Libor-Affäre

Deutsche Bank in Frankfurt am Main: Misstrauen bei der Aufklärung der Libor-Affäre

Foto: RALPH ORLOWSKI/ REUTERS

Frankfurt am Main - Die Finanzaufsicht BaFin hegt offenbar großes Misstrauen gegen die Deutsche Bank und ihre interne Aufarbeitung der Libor-Affäre. Bereits im vergangenen August hatte die Behörde einen vernichtenden Zwischenbericht dazu geschrieben und eine neue Sonderprüfung durch externe Wirtschaftsprüfer eingeleitet.

Nun lässt die BaFin nach SPIEGEL-Informationen sogar den gesamten erweiterten Vorstand und weitere Führungskräfte unter die Lupe nehmen. Das belegt eine aktuelle Auftragsbeschreibung für die Prüfer von Ernst & Young. Das Papier macht deutlich, dass aus Sicht der Ermittler noch immer nicht ausreichend geklärt ist, wann Co-Chef Anshu Jain von möglichen Libor-Manipulationen in der Branche im Allgemeinen und bei der Deutschen Bank im Besonderen erfahren hat. (Die ganze Geschichte lesen Sie hier im neuen SPIEGEL.)

Hintergrund ist die Manipulation des Referenzzinssatzes Libor durch mehrere Banken weltweit. Sie hatten sich dadurch Vorteile bei Finanzmarktgeschäften verschafft. Auch wegen der Manipulation weiterer Zinssätze wird derzeit noch ermittelt. Erst kürzlich hatte die Deutsche Bank ihren Kapitalpuffer für Rechtsrisiken erhöht - rund 6000 Rechtsstreitigkeiten laufen.

Wusste das Management von zerstörten Tonbändern?

Bei der Bank of England waren mögliche Libor-Manipulationen schon Mitte 2008 ein Thema. Am 10. Juni hatte Anshu Jain ein Meeting mit den Notenbankern. Seine Mitarbeiter präparierten ihn mit dem Hinweis, dass auch das Thema Libor zur Sprache kommen könnte, was dann aber offenbar nicht der Fall war. In dem Ernst & Young-Papier heißt es allerdings, im Zuge einer Untersuchung durch die Bundesbank habe Jain später "versucht herauszufinden, ob es 'problematische' Dokumente im Zusammenhang mit diesem Treffen bei der Bank of England gab".

Aus dem Ernst & Young-Dokument geht auch hervor, dass im April 2012 entgegen der Anweisungen der Rechtsabteilung digitale Tonbänder, die für die Libor-Untersuchung relevant waren, durch einen externen Dienstleister zerstört wurden. Die Aufsicht wirft die Frage auf, wann das Management davon wusste. Sie will außerdem wissen, warum mehrere elektronische Kommunikationssysteme der Bank intern im Zusammenhang mit der Libor-Affäre zunächst nicht untersucht wurden. Die BaFin äußerte sich zu der laufenden Prüfung nicht, die Bank erklärte, sie kooperiere hinsichtlich der Libor-Untersuchungen mit den Behörden.