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Firmen-Blogs im Überblick: Bitte recht persönlich!

Unternehmen im Netz Null Blog

Wer viel mitzuteilen hat, gönnt sich ein Blog. Deutsche Firmen halten sich bisher eher zurück. Eine neue Studie zeigt: Großen Unternehmen fehlt es im Web an Schwung, Ideen und Courage, oft kommunizieren sie ins Leere.

Was dieses Internet ist, wissen heute sogar ältere Manager, die sich noch ihre Mails von der Sekretärin ausdrucken und sortieren lassen. Und auch, dass soziale Netzwerke eine große, eine feine Sache sind: Bei Facebook, Twitter und dem ganzen Gedöns - da ist die Jugend, da müssen wir dabei sein!

Ungefähr so könnte es laufen - sagt der Vorstand zur Marketing-Chefin: "Es gibt doch jetzt so was im Internet, das heißt Blog. Das will ich auch." Erwidert die Marketingchefin: "Super Idee, wir haben eh...

A. so viele ungelesene Pressemitteilungen
B. ein staubiges Image bei jungen Bewerbern
C. unterbeschäftigte Azubis
D. noch einen gut bei der Werbeagentur

...also machen wir das." Schon wenige Wochen mit 300 internen Genehmigungs- und Feinabstimmungsmails später ist das Unternehmen mächtig stolz auf ein Blog, das allerdings keiner liest und kaum einer befüllt.

In einer aktuellen Studie hat der Social-Media-Berater Jochen Mai die Blogs aller Dax-30-Firmen untersucht und festgestellt, dass in Deutschlands Topunternehmen noch ziemlich klassisch kommuniziert wird - vorsichtig formuliert. Nur jede zweite der Dax-Firmen hat ein Corporate Blog, und wo es welche gibt, sind es oft ziemliche Gräber.

Datenschutz? Fehlanzeige

Das heißt: Die Beiträge erscheinen unregelmäßig und selten. Und sie haben ein Interaktionsproblem: Zwei von drei Blog-Texten ernten keinerlei Kommentare, der Rest erhält im Schnitt zwei Zuschriften. Dabei nutzt fast jedes Unternehmensblog sogenannte Social-Share-Buttons, also die bunten Kästchen, mit denen man Artikel zum Beispiel auf Facebook oder Twitter weiterverbreiten kann. Unschönes Detail jedoch: Nur fünf Unternehmen nutzen dabei Buttons, die dem deutschen Datenschutzrecht entsprechen, so die Studie.

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Trainee-Blogs: Heute war wieder ein super Tag!

Foto: Corbis

Völlig unverständlich ist die Zurückhaltung der Firmen beim Bloggen nicht. Viele sind im Netz noch immer nicht richtig angekommen; vor allem in den Chefetagen fremdelt man weiter mit der flinken, unhierarchischen, oft überraschenden Kommunikation im Netz, mit der ungewohnt direkten Sprache. Das entzieht sich dem Kontrollbedürfnis konservativ strukturierter Unternehmen: Was, wenn wir für unsere Karriereseiten, unsere Blogbeiträge oder Recruiting-Videos verspottet werden? Könnte auch uns ein Shitstorm erwischen?

Wo Angst vor der eigenen Courage grassiert oder nur übervorsichtige Trainees betriebliche Glückserlebnisse beschwärmen, geraten Blogs oft zu brav, vorhersehbar, langweilig. "Was auffällt, sind Gastbeiträge - mit denen laufen die Blogs richtig gut. Die entliehene Kompetenz und Prominenz eines bekannten Bloggers sorgt für Aufmerksamkeit", so Jochen Mai, Social-Media-Berater und Autor der Studie, "das ist gerade bei einem Firmen-Blog auffällig, denn eigentlich will ich dort doch die Mitarbeiter hören."

Aber nur, wenn die Angestellten auch Inhalte vermitteln - und einige weitere Kriterien bedenken (siehe Fotostrecke oben). Dazu gehören eine zuverlässige Artikelfrequenz, die Möglichkeit zur Interaktion, ein transparentes Blogger-Team und natürlich die richtigen Themen. "Die Leser interessieren nützliche Produktinformationen sowie persönliche Erfahrungen und Erlebnisberichte von Mitarbeitern", so Experte Mai, der auch die Seite Karrierebibel.de  betreibt.

Für die Studie "Corporate Blogs 2014"  wurden im Zeitraum von Oktober bis Dezember 2013 alle erschienenen Beiträge sämtlicher Dax-30-Unternehmensblogs sowie besonders erfolgreicher oder prämierter Corporate Blogs in Deutschland erfasst und ausgewertet.