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Positive Konjunktursignale Super-Notenbank wirft Finanzmärkten Ignoranz vor

Sie ist die "Notenbank der Notenbanken" - entsprechend einflussreich ist die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich. Nun sorgen Experten des Instituts für Aufsehen: Ihrer Meinung nach ist der Euro-Rettungsschirm inzwischen wirkungslos, auch, weil die Finanzmärkte positive Nachrichten ignorieren.
Händler in New York: Ist die Lage besser als die Stimmung?

Händler in New York: Ist die Lage besser als die Stimmung?

Foto: Justin Lane/ dpa

Zürich - Der Name des Instituts klingt etwas sperrig. Doch das Wort der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat Gewicht. Denn die Experten des Baseler Instituts sammeln und analysieren Daten von den internationalen Finanzmärkten, die ihnen von den angeschlossenen Zentralbanken übermittelt werden. Daraus destillieren sie ein Bild der Weltwirtschaft und der Lage an den Märkten.

Entsprechend interessant ist es, was die Ökonomen der Bank in ihrem jüngsten Quartalsbericht aufgeschrieben haben: Nach ihrer Einschätzung hat der Rettungsschirm für Euro-Länder mit Schuldenproblemen die Finanzmärkte nur vorläufig beruhigt. Die Sorge, dass die schnell wachsende Staatsverschuldung in vielen Ländern eine Erholung der Wirtschaft behindern und das Wachstum dämpfen könnte, bestehe weiter. Zudem signalisiere die Zinsstruktur auf dem Interbanken-Geldmarkt zunehmende Bedenken, "dass das Finanzsystem anfälliger ist als zuvor vermutet".

Dass internationale Großanleger dem Frieden noch nicht trauen und "an der Robustheit des globalen Wachstums zweifeln", zeigt laut BIZ die Flucht aus riskanten in traditionell sichere Anlagen wie US- und deutsche Staatsanleihen sowie Gold. Das habe auch die Risiko- und Liquiditätsprämien weiter steigen lassen.

Keine Leitzinserhöhung vor 2011

Es seien nicht nur die Sorgen über "unhaltbare staatliche Haushaltssituationen" in Industrieländern, die die Finanzmarktteilnehmer beunruhigen. Die verschärfte Wirtschaftpolitik in Ländern wie China, Brasilien und Indien wecke ebenfalls Zweifel, ob die aufstrebenden Volkswirtschaften für die notwendige globale Dynamik sorgen könnten, hieß es in dem Bericht weiter.

Ob die Sorgen der Finanzmärkte in ihrer ganzen Schärfe berechtigt sind, ließen die BIZ-Experten zwar offen. Sie stellten aber fest, dass positive makroökonomische Nachrichten aus der Realwirtschaft wie etwa vom US-Arbeitsmarkt im April oft ignoriert oder von den Märkten nicht berücksichtigt würden. Soll wohl heißen: Die Lage könnte besser sein als die Stimmung.

Die Entwicklung der relevanten Daten signalisiere zudem, dass die Finanzmärkte eine Leitzinserhöhung in den USA nicht vor dem ersten Quartal 2011 und in Europa erst nach 2011 erwarten. Der staatliche Geldhunger in den Industrieländern ist auf jeden Fall ungebrochen: Laut der Zählung der BIZ legten die Staaten mit Spanien und Griechenland an der Spitze im ersten Quartal dieses Jahres neue Anleihen im Rekordvolumen von 117 Milliarden Dollar auf.

böl/Reuters