Griechenland:Fristen verstreichen, eine Lösung fehlt

  • Europa muss für Griechenland eine Lösung finden. Derzeit seien die Banken des Landes auf Nothilfen angewiesen, warnt Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret, für die Institute stehe es "fünf vor zwölf".
  • Die Europäische Zentralbank billigt Notfallhilfen für Griechenlands Geldhäuser. Kritiker glauben, dass sie damit indirekt den griechischen Haushalt finanziert - was illegal ist.
  • Umstritten ist, was ein Grexit für die Währungsunion bedeuten würde.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Griechische Banken von Nothilfen abhängig

Erneut ist eine Frist verstrichen. Eigentlich, so die Ankündigung der griechischen Regierung, wollte sich Athen mit den Geldgebern von der Europäischen Zentralbank (EZB), dem Internationalen Währungsfonds (IWF) und der EU-Kommission bis zum vergangenen Sonntag geeinigt haben. Doch die Verhandlungen stecken fest.

Die Bundesbank hat Griechenland daher erneut zu einem raschen Einlenken in den Verhandlungen mit den Geldgebern aufgerufen. "Die griechische Regierung täte gut daran, schnell zu handeln. Für die griechischen Banken ist es nämlich fünf vor zwölf", sagte Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret der Bild-Zeitung. Die Geldhäuser seien derzeit nahezu ausschließlich auf die Notfallhilfe der griechischen Notenbank angewiesen. "Aber wie das Wort Notfall schon sagt, ist das keine dauerhafte Lösung", sagte der für die Bankenaufsicht zuständige Vorstand. Für Dombret ist die Lage in Griechenland sehr kritisch.

Der EZB-Rat entscheidet am Mittwoch darüber, ob er die Notfallhilfen für das griechische Bankensystem weiter billigt. Es ist eine vertrackte Situation: Wenn die EZB der griechischen Notenbank in dieser Angelegenheit weiter Prokura gibt, melden sich sofort die Kritiker zu Wort. Sie monieren, die EZB finanziere mit den Notfallhilfen indirekt den griechischen Haushalt. Das ist der Notenbank gesetzlich verboten. Sollte die EZB aber wider Erwarten die Notfallhilfen kappen, stürzt Griechenland wahrscheinlich sofort in die Pleite. EZB-Präsident Mario Draghi möchte unter allen Umständen vermeiden, dass die Notenbank den Stecker zieht und damit für die Griechen als Sündenbock dasteht.

Was würde ein Ausstieg aus der Euro-Zone bedeuten?

Darüber hinaus ist unter Experten umstritten, wie gefährlich ein Grexit für Europa wäre. "Ein Ausstieg Griechenlands würde die Währungsunion nicht destabilisieren", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Europäische Banken hätten nur noch sehr geringe Forderungen an griechische Banken. "Auch ein Bankenansturm der Kunden in Italien und Spanien ist sehr unwahrscheinlich, weil alle wissen, dass Griechenland ein spezieller Fall ist."

Andrew Bosomworth, Chefanalyst bei der Fondsgesellschaft Pimco, sieht das anders. "Wenn Griechenland die Euro-Zone verlässt, käme das einem Eingeständnis gleich, dass die Währungsunion in dieser Form nicht bestandsfähig ist", sagt der Experte. Die Währungsunion - für die Ewigkeit geplant - präsentierte sich dann als ein Club, aus dem man auch austreten kann. Dadurch würden sich die Refinanzierungskosten für die anderen Staaten der Euro-Zone erhöhen, sagt Bosomworth.

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