Demonstrationen gegen Schmähvideo und Karikaturen: Mohammed-Proteste: Ist die Gewalt gerechtfertigt?

BILD.de fragte Muslime in Deutschland

Quelle: BILD.de

Die Protestwelle gegen ein anti-islamisches Video im Internet ebbt nicht ab.

In Deutschland zogen am Samstag in Dortmund rund 1500 Muslime aus Protest gegen den islamfeindlichen Mohammed-Film friedlich durch die Innenstadt. In Karlsruhe startete ein Protestzug mit zunächst 200 Teilnehmern. Auf Plakaten in Dortmund hieß es: „Nein zu Gewalt, Ja zu Toleranz.”

Einige Demonstranten hielten Deutschlandfahnen hoch und zeigten Bilder, auf denen Muslime und Christen gemeinsam religiöse Schriften lesen. Männer und Frauen liefen in jeweils eigenen Demonstrationszügen.

Am Freitag hatten bereits in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen insgesamt rund 1600 Menschen friedlich gegen das Video protestiert.

In der islamischen Welt dagegen eskalierten die antiwestlichen Proteste zum Teil. In Pakistan, wo Zehntausende Muslime auf die Straße gingen, starben bei Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten mindestens 23 Menschen, 200 wurden verletzt.

BILD.de fragte aus diesem Anlass Muslime in Berlin, was sie von den gewaltsamen Protesten gegen das Schmähvideo halten. Fast alle sagen: Proteste: Ja. Gewalt: Nein. Gewalt sei nie die richtige Reaktion, sagte eine der Befragten.

Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kritisierte ebenfalls die Gewalt im Namen der Religion. „Die größte Beleidigung für eine Religion ist es, in ihrem Namen Gewalt auszuüben. Deswegen müssen wir uns gemeinsam gegen die islamistische Terrorideologie wehren: selbstbewusst und mit einem klaren Bekenntnis zu unseren freiheitlichen Werten”, sagte er BILD.

TOTE IN PAKISTAN

Bei den mit Abstand schlimmsten Ausschreitungen kamen in der Hafenstadt Karachi nach Polizeiangaben zwölf Menschen ums Leben, darunter drei Polizisten.

Im nördlichen Peshawar gab es nach Angaben des Rettungsdienstes vier Tote. Auch ein Mitarbeiter eines Fernsehsenders kam ums Leben.

In der Hauptstadt Islamabad gelang es der Polizei erst gegen Abend, die aufgebrachte Menge unter Kontrolle zu bringen. Hunderte Protestierende hatten Absperrungen rund um das Regierungsviertel durchbrochen. In dem Bereich liegen in einem zusätzlich gesicherten Areal auch westliche Botschaften.

Zahlreiche Polizisten und Demonstranten sollen verletzt worden sein. Innenminister Rehman Mailk erklärte, die Armee stehe zum Eingreifen bereit.

Im ostpakistanischen Lahore lieferten sich Demonstranten in der Nähe des US-Konsulats Straßenschlachten mit Sicherheitskräften. Die Kommunikation im Land war schwierig, weil die Regierung in 15 großen Städten zeitweise den Mobilfunkservice ausgesetzt hatte.

HINTERGRUND

Die Wut der Massen entzündet sich an einem laienhaft produzierten Schmähvideo aus den USA, das den Propheten Mohammed verunglimpft. Der Trailer wirbt für einen längeren Film. Seit eineinhalb Wochen kommt es in islamischen Ländern rund um den Globus zu Massenprotesten mit etlichen Toten. Der explosiven Lage zum Trotz goss das Pariser Satiremagazin „Charlie Hebdo” Öl ins Feuer und veröffentlichten seitenweise Mohammed-Karikaturen.

In Deutschland verliefen die ersten Proteste friedlich. In Freiburg (Baden-Württemberg) demonstrierten am Freitag nach Angaben der Veranstalter mehr als 1000 Menschen, die Polizei sprach von 900 Teilnehmern. Der Demonstrationszug, an dem viele Frauen und Kinder teilnahmen, wurde von einem starken Polizeiaufgebot begleitet.

Auf Transparenten stand „Nein zur Beleidigungsfreiheit” und „Unser Prophet Mohammed ist tabu”.

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