Kamikaze Kings –
Master or Slave (Release 25.07.2014)
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1951 sang die
kleine Berlinerin Conny Frohboess "Pack die Badehose ein", es war eine Zeit in
der die Welt musikalisch noch in Ordnung schien. Heute klingen die meisten
Berliner Bands anders, wesentlich härter und auch die Texte drehen sich kaum noch um
Badetage am See. 2009 erblickt eine ganz neue Musikertruppe das Licht der Welt
und diese machen schnell in der Hauptstadt von sich reden. Elmo und Randy waren
in der Berliner Musikszene schon vor den Kamikaze Kings sehr aktiv, aber es war
nicht das was sie sich unter einer Rockband vorstellten und so holten sie Rais
mit ins Boot, der den Takt an den Drums vorgeben sollte. Nach einem Wechsel am
Bass erschien Kev auf der Bildfläche und komplettierte die Mannen aus Berlin.
Unentwegt werkelten die ungewöhnlichen Musiker nun an Demos und Live-Auftritten
und bereiteten so den Weg für ihr Erstlingswerk "The Law", welches 2012
erscheint und in den Medien großes Interesse weckt. Zudem engagieren die Mannen
um Elmo sich auch sozial und sagen einem Benefizkonzert zu Gunsten des Berliner
Kältebusses spontan zu, denn auch bei den Kamikaze Kings gilt, man sollte hinter
die Fassade schauen, bevor man eine Band nach ihrem Aussehen beurteilt. 2013
wird zu einem sehr wichtigen Jahr für die Band, so treten sie auf diversen
Festivals auf und lassen das ganze in einem Auftritt auf dem Wacken Open Air
gipfeln, dieser ist auf der neuen DVD mit 2 Songs vertreten. Im Wacken 3D Film
sind die Mannen zusätzlich noch zu sehen. Doch wirklich genug bekommen die
Berliner Schnauzen nicht und so sind sie unermüdlich an neuem Material am
Arbeiten, das Resultat ist "Master or Slave" welches auf dem neuen Label 7hard
erscheint. Während dieser Zeit verlässt auch Kev die Band und Jesse ersetzt
diesen am Tieftöner. Die erste Single "Devils Rodeo" wird einige Zeit vor dem
Veröffentlichungstermin als Gratis-Download angeboten. Was den Fan auf "Master
or Slave" erwartet? Das erfahrt ihr in diesem Review...
Die Kamikaze
Kings sind in der Hardrock Szene kaum noch zu übersehen und so ist es unmöglich
an ihrem neuem Album "Master or Slave" vorbei zu kommen. Der Silberling ist
randvoll gepackt mit 13 Tracks und New-Metal-Media hat sich die Freiheit
genommen über das Langeisen der Berliner ein paar Worte zu schreiben. Wobei ob
es bei ein paar Worten bleiben wird, das wird man am Ende sehen. "I rule the
Night" arbeitet mit lang gezogenen fast sauber klingenden Gitarren und bewegt
sich im mittleren Tempobereich, stimmlich klingt Elmo sehr rau und rotzig, was
man nicht unbedingt im Hardrock erwarten würde, zudem gibt es fast klare Parts,
die den Track noch ein wenig aufwerten. Im Zusammenspiel Schlagzeug, Gitarren
und Gitarren ergibt sich ein sehr kraftvoller rockiger Song, der so manche
Umdrehung verkraften kann ohne etwas von seiner Power einzubüßen. Ich bin noch
nicht ganz warm geworden, da holen die Berliner zum nächsten Schlag aus, mit "Backdoor
Philosophy" bekommt der Hörer einen Titel auf die Ohren, der dort lange hängen
bleibt. Zudem geht der Rhythmus gewaltig in den Nacken und man kann die Haare
(sofern man welche hat) im Takt fliegen lassen. Der Refrain bietet ein
unheimliches Suchtpotential, da er sich in den Gehörgängen festsetzt und dort
einige Zeit verbleibt. "Midnight Killer" bewegt sich fast im Stil von Judas
Priest und so setzen die Mannen von den Kamikaze Kings auf Geschwindigkeit, die
Breaks sitzen und läuten immer wieder ein großartiges Finale der Gitarren ein.
Die Riffs sind sehr präzise und galoppieren mit dem Schlagwerk um die Wette und
so ist es kein Wunder, dass auch dieser dritte Song gewaltig in die Hörmuscheln
schlägt. mir stellt sich nur die Frage, ob die Berliner, dieses hohe Tempo und
diese Qualität 13 Songs lang durchhalten können. "Hungry like a Wolf" variiert
erneut und so klingt es ein wenig wie Southern Rock gepaart mit den trabenden
Takten des Hardrock, was mich bis jetzt fasziniert, ist mit welcher Hingabe die
Musiker arbeiten, so gibt es hier keine halben Sachen, egal wie und mit welchem
Stil sie arbeiten, die Kamikaze Kings geben 100% und dies hört man auch auf dem
Album. Die Gitarrenspiele sind hörenswert und nach einigen Durchläufen klingen
die Tracks immer noch frisch und unverbraucht. Zudem ist auch wenn "The Law"
schon gut war eine gewisse Steigerung zu erkennen. Langsam arbeiten wir uns
Richtung Halbzeit und "Master or Slave" ist nicht nur der Namensgeber des
Silberlings, sondern geht fast hymnenhaft in die Ohrmuscheln. Das Tempo ist
relativ hoch und der Refrain sehr einprägsam, die Gitarre ist sauber ausgespielt
und auch der Bass kommt hier gut zur Geltung. Zusammen ergibt sich ein sehr
sauberes Klangbild, welches im Hardrock und Heavy Metal Bereich im Moment
seinesgleichen sucht. Stimmlich trifft Elmo gekonnt auch höhere Tonlagen, was
ihm eine größere Stimmbreite verleiht. "Master or Slave" muss man unbedingt
mehrfach zu hören! "Going Wild" klingt fasst ein wenig nach dem guten alten
Hardrock der 80ér Jahre, der Gesang ist rotzig und roh ohne das es angestaubt
klingt. Ich fühle mich in die Zeit des Hairspay Metal zurück versetzt, denn der
Fuß und der Kopf wippen unweigerlich im Takt mit. Der Sound weist eine gewaltige
Fülle auf, was auch an den sekundengenauen Breaks und dem Zusammenspiel der
Gitarren, des Schlagzeugs, sowie den Choruspassagen liegt. "Evil Woman" lässt
mich dann noch 10 Jahre weiter zurück gehen, die Stimme von Elmo klingt blusig
warm, aber trotzdem kraftvoll und röhrend. Eine wirkliche Zuordnung kann man
nicht machen, da es vertraut und trotzdem sehr neu klingt. Mir kam als erstes
eine Mischung aus Blues und Motörhead in den Sinn, aber auch Alice Cooper hatte
mit einem solchen Titel sicher seine Freude gehabt. Was die Kamikaze Kings auch
hier wieder auszeichnet ist die Liebe zum Detail und der Wille einen Song
bestmöglich umzusetzen ohne das er totgemischt klingt. "Evil Woman" ist für mich
persönlich ein unbedingter Anspieltipp auf dem Langeisen "Master or Slave". Fast
könnte man der Meinung sein, dass die Berliner sich durch die Rockgeschichte der
letzten 40 Jahre wühlen wollen, denn mit "One Night of glory" weichen sie wieder
von ausgetretenen Pfaden ab und formen einen weiteren zwar gewohnten, aber sehr
eigenständigen Sound. Hier darf man auch einmal sagen, dass das Gesamtbild
stimmt. Klanglich und stimmlich dürfte es hier eigentlich nichts auszusetzen
geben und so langsam entwickelt sich das Album für mich zu einem Highlight des
Jahres 2014. "Love for Sale" knallt durch die Boxen und geht in den Nacken, live
dürfte der Song Stürme und Gesänge entfachen, denn der Refrain ist so gehalten,
das jeder ihn nach dem ersten Durchlauf kann. Ich möchte an dieser Stelle
einfach mal nichts ausgiebiges schreiben, sondern einfach den guten und vor
allem fülligen Sound genießen. "Devils Rodeo" wurde ja schon im Vorfeld als
Single zum Gratis-Download angeboten und so konnten die Fans einen ersten
Eindruck gewinnen, was sie bei "Master or Slave" erwarten könnte. Der Titel
bietet erneut einen Einblick, wozu die Mannen von den Kamikaze Kings in der Lage
sind, denn auch hier variiert der Sound und der Stil. Nicht von der Qualität
her, sondern eher von der Flexibilität und dem Umfang, den die Musiker an den
Tag legen. Es geht jetzt leider unaufhaltsam auf ein Ende zu und mittlerweile
wünschte ich mir fast, das die Berliner ein Doppelalbum gemacht hätten, denn das
Langeisen ist wirklich sehr gut und es macht Spaß es zu hören. Gut das man in
diesem Fall auch das ganze Wiederholen kann. "All on the Money" beginnt mit der
Untermalung durch den Bass und des Schlagzeug`s, dann fallen Gitarre und Gesang
mit ein, das Tempo befindet sich hier in einem sehr ruhigen Bereich. Ich bin
zeitweise an Lordi erinnert, kann aber nicht deuten warum es so ist. Denn
stimmlich unterscheiden sich beide Sänger, aber es ist doch ein Hauch in der
Musik, der mich an die Finnen erinnert. Ich möchte hiermit keiner der beiden
Bands eine eigenständige Richtung absprechen, denn wie es so als Schreiber ist,
so zieht man doch leider immer unweigerlich Vergleiche, um dem Leser näher zu
bringen, wie Musiker klingen. "Love is for Suckers" ist Rock´n`Roll pur, das
Stück marschiert im Midtempo-Bereich und wie schon elf seiner Vorgänger, weiß
der Track zu überzeugen und hier gibt es kein vielleicht, sondern einfach nur
puren Hardrock, der eben unter die Haut geht. Leider erreichen wir mit "King"
schon den letzten Song auf einem Album welches 13 Hardrock Höhepunkte hatte.
Auch wenn "Master or Slave" hiermit sein Ende findet, ist nicht aller Tage Abend
und der Silberling darf hier noch einige Male kreisen.
Fazit:
Die Kamikaze Kings sind nach außen hin eine sehr bunte Truppe von
Musikern, aber ihre Konkurrenz sollte sie schon ernst nehmen, denn wer
sich beliebig im Rock´n`Roll bewegen kann, ist ein harter Gegner.
"Master or Slave" ist für mich persönlich ein Album, welches in jeden
Plattenschrank gehört. Freunde von Motörhead bis Lordi, von Rock bis
Heavy Metal können hier ohne Problem zugreifen, denn bei dem Silberling
kann man nichts falsch machen. Zwei Daumen nach oben für die Berliner
Musiker....
Line
Up:
Elmo Kamikaze
Vocals
Randy Kamikaze
Guitar
Rais Kamikaze
Drums
Jesse Kamikaze
Bass
Soundqualität: 9,5/10
Variation: 9,5/10
Cover: 9,5/10 Booklet: 9/10
Gesamt: 9,4/10
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