Vom Katastrophengebiet zum Naturpark

Ein Naturpark und ein 700 Kilometer langer Wanderweg sollen zur Wiederbelebung der Tsunami-Region beitragen. Denn diese Küste ist eine der schönsten Japans - zumindest dort, wo sie nicht zubetoniert ist.

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paz. Hachinohe ⋅ Wo sie nicht mit Beton verschandelt ist, gilt die Pazifikküste im Nordosten als einer der schönsten Küstenstreifen Japans. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Naturwiesen von Tanesashikaigan, die wenige Kilometer südlich von Hachinohe liegen, das felsige Kap von Kamiwarisaki bei Minamisanriku oder die bekannte Bucht von Matsushima, die sich etwas ausserhalb von Sendai befindet. Zwar hat der Tsunami von 2011 auch der Natur zugesetzt, doch die Spuren sind dort heute viel weniger deutlich sichtbar als in den zerstörten Dörfern und Städten.

Als Massnahme zur Wiederbelebung der Region wurde der Sanriku-Fukko-Nationalpark gegründet. Er umfasst ein Grossteil der Pazifikküstengebiete der Präfekturen Aomori und Iwate, eine südliche Erweiterung nach Miyagi wird geprüft. Gemeinsam mit der Bevölkerung vor Ort sollen der Nationalpark und der damit verbundene Tourismus zur Revitalisierung der Region beitragen, schreibt das federführende Umweltministerium . Im Rahmen des Nationalparks wird auch erforscht, wie sich der Tsunami auf Flora und Fauna ausgewirkt hat und wie sich diese regenerieren. Noch weiträumiger als der Nationalpark ist der Michinoku-Küstenweg . Er führt über 700 Kilometer von Hachinohe in der Präfektur Aomori bis nach Minamisoma in Fukushima. Der Endpunkt liegt damit gleich nördlich der Evakuierungszone rund um das zerstörte Atomkraftwerk Fukushima Daiichi. Bis jetzt bestehen die ersten 70 Kilometer des Weges am nördlichen Ende zwischen Hachinohe und Kuji. Der Weg führt durch eine wunderschöne Landschaft und ist hervorragend ausgebaut. Mehrere hundert Blumensorten blühen zu verschiedenen Jahreszeiten. Eine parallel dazu verlaufende Zuglinie macht das Wandern in Etappen einfach. Dass das Umweltministerium grosse Budgets hat, zeigt sich an den tadellosen WC-Anlagen und an brandneuen Besucherzentren wie in Tanesashikaigan.

Südlich von Kuji ist der Weg noch in Bau, bis 2019 soll er durchgehend begehbar sein. Bis dann sollten auch viele der riesigen Baustellen der Vergangenheit angehören − derzeit ist die Wanderung zwischen Baggern und Lastwagen, umhüllt von Staubwolken kein Vergnügen. Auch fehlt vielerorts die Bahnlinie, die vor 2011 praktisch der ganzen Küste entlangführte. Die Instandstellung der schwer beschädigten Infrastruktur dauert noch an, Busse füllen die Lücken.