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An diesem Flughafen gibt es keine Lotsen mehr

Flugzeuge, die am Flughafen Örnsköldsvik starten und landen, werden bald von Lotsen in Sundsvall geleitet – in 165 Kilometern Entfernung Flugzeuge, die am Flughafen Örnsköldsvik starten und landen, werden bald von Lotsen in Sundsvall geleitet – in 165 Kilometern Entfernung
Flugzeuge, die am Flughafen Örnsköldsvik starten und landen, werden bald von Lotsen in Sundsvall geleitet – in 165 Kilometern Entfernung
Quelle: Swedish Air Navigation Services
Kein Tower, keine Flugsicherung: In Schweden wird der erste Airport der Welt aus der Ferne gesteuert. Die Arbeit übernehmen Kollegen vor einer großen Video-Leinwand, die Bilder der Landebahn zeigt.

Ein kleiner Flughafen in Nordschweden hat am Montag grünes Licht dafür erhalten, seinen Flugverkehr aus der Ferne steuern zu lassen. Er wäre damit der erste Flughafen der Welt, wo es keinen Tower mit einer Flugsicherungszentrale mehr vor Ort gibt.

Die Technologie wird nun schon seit drei Jahren getestet und soll die Kosten der Flughäfen senken, indem die Luftverkehrskontrolle zentralisiert wird. „Das ist die größte Revolution in der Luftverkehrskontrolle seit dem Radar“, sagt Peter Lennartsson, Fluglotse bei der schwedischen Behörde für zivile Luftfahrt und Leiter der Fluglotsengewerkschaft des Landes.

LFV und der schwedische Verteidigungskonzern Saab stehen an der Spitze des Projekts, das am Montag die finale Genehmigung von der Verkehrsaufsicht erhielt. Ab Anfang 2015 sollen Flugzeuge, die am Flughafen Örnsköldsvik starten und landen, von Fluglotsen am Flughafen Sundsvall instruiert werden, der 165 Kilometer südlich von Örnsköldsvik liegt.

14 Kameras liefern Bilder einer Landebahn

In Sundsvall soll eine Wand aus leicht gewölbten Bildschirmen die 360-Grad-Sicht von einem Tower aus simulieren. 14 Kameras liefern Bilder von der einzigen Start-und-Lande-Bahn in Örnsköldsvik an diesen Ferntower.

Die Verzögerung dabei beträgt weniger als eine Sekunde. Der größte Unterschied ist die Technologie; die Methoden bleiben die gleichen“, sagt Kristina Styrman, eine der drei Fluglotsen, die den Ferntower in Sundsvall leiten.

Es ist das erste Mal, dass eine solche Technologie für die Praxis freigegeben wurde. Zwar findet das alles vorerst in kleinem Rahmen statt – in Örnsköldsvik starten und landen täglich nur sieben Flugzeuge – doch Flughafenbetreiber aus aller Welt werden das Projekt beobachten.

Saab ist Vorreiter, andere Unternehmen wollen nachziehen

Verschiedene Unternehmen, darunter die österreichische Firma Frequentis und Searidge Teachnologies aus Kanada, wollen eigene Versionen dieser Technologie auf den Markt bringen. Saab unterhält ähnliche Projekte an anderen Flughäfen in Schweden, Norwegen und Australien und hat vor Kurzem einen Vertrag unterschrieben, um erste Tests in den USA durchzuführen.

„Was wir hier in Schweden getan haben, hat im Ausland für große Aufmerksamkeit gesorgt“, sagt Saab-Manager Per Ahl. „Es gibt eine Warteliste mit Besuchern, die den Flughafen in Sundsvall sehen wollen.“

„Das Ziel ist es, mehrere Bahnen steuern zu können.“ Allein in Europa gibt es fast 600 Flughäfen. Daher sieht Saab großes Potenzial im Bereich der Ferntower. Damit Flughafenbetreiber und andere Kunden wirtschaftlichen Nutzen aus der Technologie ziehen können, müssen Lotsen bis zu drei Landebahnen gleichzeitig im Blick haben, berichten LFV und Saab. „Wir erwarten, dass ein Fluglotse in Zukunft mehrere Flughäfen verwalten kann“, sagt Ahl.

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Dazu müssen Flughafenbetreiber jedoch erst einige Hürden überwinden. Die Genehmigung der schwedischen Verkehrsaufsicht gilt nur für die Situation, dass ein Lotse eine einzige Landebahn fernsteuert, und das nur bei begrenztem Verkehr. Breitere Genehmigungen werden erst in mehreren Jahren erwartet. „Das Ziel ist es, mehrere Bahnen steuern zu können, aber das wird wohl noch drei bis fünf Jahre dauern“, sagt Erik Bäckman, Leiter des Ferntower-Projekts bei LFV.

Der Blickwinkel der Lotsen wird verkleinert

Beobachter wollen erst zusehen, wie es die Arbeit der Fluglotsen beeinflusst, wenn ein 360-Grad-Blick auf einen 225-Grad-Bildschirm verkleinert wird und mehrere Flughäfen nebeneinander gezeigt werden.

„Heute sehe ich die Realität, aber in Zukunft werde ich eine komprimierte Version sehen“, sagt Lennartsson, der als Fluglotse am Stockholmer Flughafen Arlanda arbeitet. „Die Probleme sind die Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine und die Frage, wie viel ein Fluglotse aufnehmen kann.“

Die Situation, dass ein Fluglotse in einem Raum sitzt und den Verkehr an verschiedenen Flughäfen steuert, könnte nach Ansicht einiger Skeptiker dazu führen, dass er Situationen an bestimmten Landebahnen nicht mehr erkennt, so etwa einen Schneesturm. Doch Ahl ist optimistisch.

„Wir haben bewiesen, dass wir die Technologie bereitstellen können“, sagt er. „Die nächste Herausforderung ist, die Dinge etwas anders anzugehen.“

Der Artikel ist zuvor erschienen unter dem Titel: „Schwedischer Flughafen wird bald ferngesteuert“ auf „Wall Street Journal“.

WSJ.de

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