Das Spital wird derzeit nur übergangsweise genutzt. Für den zusätzlichen Hotel-Neubau müsste das Gebäude St. Anna im rückwärtigen Bereich abgebrochen werden. Foto: Otto

Aber davor gibt’s einige Kröten zu schlucken. 100 Stellplätze müssen her. Neubau durch Stadtmauer hindurch?

Rottweil - Es könnte ein Grund zum Jubeln sein: Für das ehemalige Spital gibt es einen Investor, der ein Hotel realisieren will. Einen Betreiber hat er auch schon an der Angel. Allerdings bringt das Projekt einiges mit, was man in Rottweil nicht so mag: Abriss, Neubau – und womöglich ein Eingriff in die Stadtmauer?

Die Stimmung im Bauausschuss gestern Abend war dementsprechend gedämpft. Zweifellos: Auf der Suche nach einer Nachnutzung für das prägende historische Gebäude in der Innenstadt – das seit dem Umzug des Altenheims nur übergangsweise vom Vinzenz-von-Paul-Hospital genutzt wird – lag der Wunsch nach einem Hotel auch bei den Stadträten seit jeher weit vorn. Auch Ladenflächen oder Gastronomie plus Wohnungen waren eine Option, wie Stadtbaumeister Lothar Huber an die Ergebnisse aus dem Bürgerworkshop erinnerte.

Für alle Möglichkeiten eine Machbarkeitsstudie auszuarbeiten sei aber nicht drin gewesen, und dann habe sich im Laufe der Verhandlungen mit Interessenten ein Investor hervorgetan, der sich – der Thyssen-Krupp-Turm als Anziehungspunkt macht’s möglich – die Realisierung eines Hotels vorstellen kann: Die Rebholz Immobiliengruppe aus Bad Dürrheim mit Architektur- und Ingenieurbüro, die in der Sitzung vertreten war, hat sich auch schon mit einem Betreiber zusammengeschlossen. Gemeinsam will man das Projekt stemmen – wenn Rottweil den Weg mitgeht.

In einer Vorentwurfsstudie zeigte Lothar Huber dem Bauausschuss die Vorstellungen des Investors auf: Für einen rentablen Hotelbetrieb sind demnach mindestens 100 Zimmereinheiten notwendig. Ein Teil davon soll im Spital selbst entstehen (das Innere des denkmalgeschützten Gebäudes kann laut Lothar Huber umgestaltet werden, da es nicht im historischen Zusammenhang steht), für den anderen Teil wäre ein Neubau im rückwärtigen Bereich zum Konvikt hin notwendig. Dafür wiederum muss das Gebäude St. Anna abgerissen werden. Besonderer Knackpunkt: Für 100 Zimmereinheiten braucht ein Hotel 100 Stellplätze in unmittelbarer Nähe. Aber wo? Derzeit wird laut Lothar Huber an einer Tiefgaragenlösung getüftelt, die über die Grundstücksgrenze hinaus unter den Konviktshof reicht. "Abenteuerlich" nannte das Stadtrat Reiner Hils (FFR), der die Bäume im Konviktshof bereits absterben sieht.

Doch die dickste Kröte war das noch gar nicht. Der Vorentwurf sieht außerdem vor, dass der Neubau sechs Meter über die Stadtmauer talwärts hinausragt. "Das ist mit dem Geschichtsverein nicht zu machen", so das klare Urteil von Jürgen Mehl (SPD). Auf die paar Zimmer, die durch den Eingriff in die Stadtmauer entstehen, könne man auch verzichten.

Lothar Huber hatte diese Reaktion fast erwartet und betonte, dass über vieles noch zu reden sei. Das spannendste Thema sei es zweifellos, den Neubau an dieser Stelle zu integrieren – auch mit Hinblick auf den Umgebungsschutz des historischen Spitals selbst.

Huber machte aber auch gewohnt unverblümt deutlich, dass der Wunsch nach einem Hotel nunmal bestehe, und das nicht einfach so zu machen ist. Stellplätze werden gebraucht, dafür müsse man Platz schaffen. "Und wir wollen auch keine Lücke in die Innenstadt hauen. Ohne Stellplätze brauchen wir das Projekt aber gar nicht weiterzuverfolgen." Man bemühe sich nun um Lösungen. Der Bauausschuss nahm das zur Kenntnis. Und die Erkenntnis mit nach Hause, dass zwischen Wunsch und Wirklichkeit eben oft Welten liegen.