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„Griechen beschweren sich am häufigsten“

EU-Korrespondent in Brüssel
Konzernchef Federico Gonzalez Tejera (rechts) als Hologramm. Daneben steht – real – Zentraleuropa-Chef Christian Körfgen Konzernchef Federico Gonzalez Tejera (rechts) als Hologramm. Daneben steht – real – Zentraleuropa-Chef Christian Körfgen
Konzernchef Federico Gonzalez Tejera (rechts) als Hologramm. Daneben steht – real – Zentraleuropa-Chef Christian Körfgen
Quelle: NH Hotel Group
Federico Gonzalez Tejera weiß, wie Gäste ticken: In seinen NH-Hotels schlafen jährlich 16 Millionen Menschen. In einige Häuser können sie sich beamen lassen – als täuschend echt wirkende Hologramme.

Nicht viele Manager können das Schöne so elegant mit der Pflicht verbinden wie Federico Gonzalez Tejera. Der Chef der spanischen Hotelkette NH muss regelmäßig Suiten in den Toplagen großer Städte testen, rund um den Globus, die eigenen wie die der Rivalen. Das gehört zum Beruf wie die Telefonkonferenz. In Madrid hat Tejera kürzlich das neue Vorzeigehaus seiner Gruppe eröffnet, das „NH Collection Eurobuilding“. Am Vorabend des Gesprächs schlief er bei einem Konkurrenten in London, jetzt ist er in Berlin.

Die Welt: Wo übernachten Sie heute, Herr Tejera?

Federico Gonzalez Tejera: Wieder in den eigenen vier Wänden: in unserem jüngsten und verrücktesten Ableger in Deutschland, dem „nhow“. Es ist ein Haus, wie es besser zu Berlin kaum passen könnte. Eine Maßanfertigung nur für die Hauptstadt. Lebensbejahend, erfrischend und frech. Die erste Etage ist Ausstellungen vorbehalten, weiter oben, hoch über der Spree, liegen Tonstudios für Profi-Musiker. So etwas gibt es in keinem anderen Hotel Europas. Ist meine erste Nacht dort, ich bin gespannt.

Die Welt: Die Lobby sieht tatsächlich wild aus. Aber Ihre Hotels richten sich vor allem an Geschäftsleute – gefallen denen die geschwungenen Sofas und bunten Teppiche wirklich?

Tejera: Unsere Erfahrung zeigt: Eine bestimmte Art von Geschäftsleuten fühlt sich sehr wohl in diesem schillernden Universum. Manager aus der Kreativ-Szene zum Beispiel. Künstler, Filmproduzenten, Designer. Das „nhow“ spricht eher den Modemacher von Louis Vuitton an als den Vertriebler von Daimler. Der bevorzugt dann vielleicht eines unserer gediegeneren Businesshotels.

Die Welt: Wissen Ihre Leute im „nhow“, dass der Chef kommt?

Tejera: Sie wissen Bescheid. Wenn ich in einem Hotel unserer Gruppe übernachte, kündige ich mich an.

Die Welt: Als Federico Gonzales Tejera?

Lobby des „nhow“-Hotels in Berlin. In dem pink leuchtenden Objekt rechts steckt der Empfangstresen
Lobby des „nhow“-Hotels in Berlin. In dem pink leuchtenden Objekt rechts steckt der Empfangstresen
Quelle: NH Hotel Group

Tejera: Als Federico Gonzales Tejera. Ich checke nicht inkognito ein. Das wäre unfair. Vielleicht erkennt mich der Mitarbeiter an der Rezeption nicht, vielleicht hat er einen schlechten Tag, vielleicht ist er im Stress. Wenn dann eine Kleinigkeit schiefgeht, heißt es später: Wie konnte das bloß passieren, das war doch der Chef. Dabei können die Damen und Herren am Empfang meist wenig dafür, wenn etwas nicht glattläuft.

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Die Welt: Schlafen Sie immer in einem NH-Hotel, wenn es möglich ist?

Tejera: Nein, ich schaue mir auch unsere Wettbewerber an. Das gehört zu meinen Aufgaben. So sehe ich, was wir verbessern können – und was wir lassen sollten. Gestern zum Beispiel war ich bei einem in London.

Die Welt: Und?

Tejera: Nun ja. Man bot mir eine britische Tageszeitung an, ich wollte lieber eine spanische, „El País“. „No problem“, hieß es, und tatsächlich war das Exemplar schnell besorgt. Aber wissen Sie, was am nächsten Morgen auf meiner Rechnung stand? Die erwarteten 600 Pfund für die Zimmermiete – plus 1,30 Pfund für die Zeitung. So etwas wirkt knauserig. Häuser dieser Klasse sollten großzügig sein. Ich bin kein Freund davon, jedes Extra abzurechnen.

Die Welt: Können Sie sich vorstellen, einen günstigen NH-Ableger zu entwickeln?

Tejera: Nein, das steht außer Frage. Wir sind keine Billigkette. Und wir werden auch keine. Gerne messen wir uns mit anderen in Punkto Service und Komfort, nur eines ist nicht unser Ding: der Wettbewerb über den Preis. Unser Geschäft ist und bleibt das mit dem anspruchsvollen Reisenden.

Die Welt: Welches ist Ihr Lieblingshotel?

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Tejera: Aus der Riege unserer Hotels kann ich jetzt gar nicht wählen – jedes einzelne hat seinen Charme. Außerhalb der NH-Welt mag ich das „Disneyland Hotel“ in Paris. Eine Märchenlandschaft, wie es sie nur selten gibt. Nichts für Businesskunden, versteht sich. Aber für Träumer.

Die Welt: Wie für Träumer wirkt auch, was Sie im Madrider „Eurobuilding“ installiert haben: ein holografisches System, mit dem Gesprächspartner lebensgroß im Zimmer Ihres Gegenübers erscheinen können. Klingt nach Star Trek …

Tejera: … ist aber schon mehr als Science Fiction. Die Technik funktioniert. Plötzlich schweben Sie im Raum, als täuschend echtes Abbild. Aus vier, fünf Metern Entfernung ist der Unterschied zwischen Mensch und Hologramm kaum noch zu erkennen. Hinter der Technik steckt unsere Vision, wie Konferenzen in Zukunft ablaufen könnten. Stellen Sie sich vor, ein solches System gäbe es flächendeckend. Dann würden lange Anreisen überflüssig. Manager könnten viel Zeit und Geld sparen, zugleich würde die Umwelt geschont.

Die Welt: Zurück in die Gegenwart: Was ist Ihnen als Gast da am wichtigsten?

Tejera: Süße Träume. Ich möchte einen guten Schlaf. In überraschend vielen Hotels sind die Matratzen ein Graus, dabei hängt von der Matratze alles ab. Service, Essen, Spa: schön und gut. Aber wenn die Matratze schlecht ist, wenn sie zu hart ist, zu weich, zu schmal, zu voll – dann ist alles schlecht. Dann wird das ganze Erlebnis getrübt.

Die Welt: Zu voll?

Tejera: Wenn tausend Sachen draufliegen. Manche Hotels stapeln so viel Zeug auf das Bett, dass das Laken nicht mehr zu sehen ist. Vier Kissen, drei Decken, darüber Schleifchen und Tücher. Das muss man dann erstmal alles abräumen. Ein Bett muss weiß sein. Weiß und frei. Dann steigt die Lust, sich reinzulegen.

Die Welt: Weshalb sollte man sich in Deutschland bei einer spanischen Hotelkette betten?

Tejera: Es gibt viele gute deutsche Hotels, aber vielleicht können wir noch etwas beisteuern. Ein bisschen spanisches Gefühl. Fröhlichkeit, Leichtigkeit, Geselligkeit.

Die Welt: Wie wichtig ist der deutsche Markt für Sie?

Tejera: Sehr wichtig. Wir sind die Nummer fünf in Deutschland und wollen weiter wachsen. Dabei konzentrieren wir uns auf die Spitzenlagen in den großen Städten, etwa in München. Deutsche Gäste haben wir als anspruchsvoll kennengelernt, man kann sogar sagen: Sie sind anspruchsvoller als die meisten anderen. Unsere Viersternehotels und Viersterne-Superior-Häuser passen daher gut in den deutschen Markt.

Die Welt: Beschweren sich Deutsche häufiger als andere?

Tejera: Ganz im Gegenteil. Sie sind eher stille Gäste. Griechen beschweren sich am häufigsten – und am temperamentvollsten. Der deutsche Besucher schimpft selten rum, wenn ihm was nicht passt. Er geht einfach und kommt nie wieder.

Die Welt: Sind Sie mit den Margen in Deutschland glücklich?

Tejera: Im Großen und Ganzen ja. Sie liegen im europäischen Durchschnitt. Mit den Margen in einigen Städten sind wir sehr zufrieden, zum Beispiel in Düsseldorf und Hamburg. In Berlin hingegen ist es schwieriger, dort sind die Zimmerpreise zu niedrig. Insgesamt aber macht uns der deutsche Markt viel Freude. Er hilft uns durch die harten Zeiten in Spanien. Auf unserem Heimatmarkt gingen die Buchungszahlen in der Schuldenkrise ja deutlich zurück.

Die Welt: Welche Märkte haben Sie noch im Blick?

Tejera: Gerade blicken wir nach China. Dort werden wir bald sechs Hotels mit rund 1300 Zimmern managen – als Teil einer Kooperation, die wir im September mit der HNA-Gruppe unterzeichnet haben. Wenn es gut läuft, können wir uns mehr Engagement in dem Land vorstellen. Aber zunächst ist es ein Testballon. Eine Chance, Erfahrung zu sammeln und den chinesischen Gast besser kennenzulernen. Seine Gewohnheiten zu verstehen, seine Vorlieben, seine Wünsche.

Die Welt: Damit haben Sie ja gewissermaßen Erfahrung: Sie haben mehrere Bücher zu kulturellen Unterschieden zwischen Reisenden geschrieben. Zum Beispiel, frei übersetzt: „Arbeiten im Ausland – eine Gebrauchsanleitung.“ Ihr wichtigster Tipp?

Tejera: Achten Sie auf Ihre Worte. 99 Prozent aller Missverständnisse entstehen, weil die Kommunikation nicht stimmt. Weil es Begriffe oder Gesten gibt, die falsch interpretiert werden. Es ist wichtig, sich in das Gegenüber hinzuversetzen, in sein Denkmuster. Die Deutschen Manager etwa, die ich kennengelernt habe, denken sehr strukturiert, sehr pragmatisch. Im Gespräch kommen sie schnell zum Punkt, ohne großen Smalltalk. Man muss erstmal lernen, dass das nicht böse gemeint ist, sondern einfach ihre Art. Für einen Spanier gar keine leichte Übung.

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