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Klimawandel Anstieg der Meere bedroht 760 Millionen Menschen

Der Meeresspiegelanstieg bedroht zahlreiche Metropolen - selbst wenn es gelänge, den Klimawandel auf zwei Grad zu begrenzen.
Überflutete Straße in Dhaka, Bangladesch: Hochrechnung zum Klimawandel

Überflutete Straße in Dhaka, Bangladesch: Hochrechnung zum Klimawandel

Foto: Abir Abdullah/ dpa

Eine Klimaerwärmung um vier Grad Celsius wird einer Rechnung zufolge weltweit 470 bis 760 Millionen Menschen in Küstenregionen gefährden. Metropolen wie Shanghai oder Mumbai wären durch den Anstieg des Meeresspiegels von Überflutung bedroht.

Selbst bei einem Temperaturanstieg von nur zwei Grad Celsius wären immer noch 130 Millionen Menschen betroffen, heißt es in dem Report der Umweltorganisation Climate Central .

Die Organisation legt Hochrechnungen für die gesamte Welt vor: In Deutschland würden demnach bei einem Anstieg um vier Grad 3,5 Millionen Menschen gefährdet sein, bei einem Zwei-Grad-Plus 1,3 Millionen.

Am stärksten träfe es demnach China, wo 145 Millionen Menschen in überflutungsbedrohten Regionen leben. Dort wäre auch der Effekt einer Erwärmung um nur zwei Grad besonders krass: 64 Millionen Menschen wären gefährdet. In zwölf weiteren Nationen - darunter Indien, Bangladesch und Vietnam - müssten jeweils mehr als zehn Millionen Menschen dem Wasser weichen.

Zwei Szenarien

Zu den zehn am meisten gefährdeten Megastädten zählen Shanghai, Hongkong, Kalkutta und Mumbai. Die Wissenschaftler legen bei ihren Karten einen Meeresspiegelanstieg von 7,4 Metern bei vier Grad Erwärmung und 4,5 Metern bei zwei Grad zugrunde. Je nach Schadstoffausstoß könnten diese Werte in 200 bis 2000 Jahren erreicht werden, sofern aktuelle Berechnungen zuträfen.

Schon jetzt habe der Meeresspiegelanstieg von global rund 20 Zentimetern seit 1901 Auswirkungen. Der Hurrikan "Sandy" etwa führte 2012 zu einer Sturmflut in New York, die Teile der Stadt überschwemmte. Durch den höheren Meeresspiegel seien gut ein Zehntel mehr Menschen betroffen gewesen als ohne diesen Anstieg, heißt es in dem neuen Report.

Die Kosten der Schäden von 11,9 Milliarden Dollar wären ohne den Anstieg des Meeresspiegels um 2,3 Milliarden Dollar niedriger gewesen.

Wasser dehnt sich aus

Der globale Meeresspiegel steigt mit gut drei Millimetern pro Jahr. Hauptgründe sind die Erwärmung des Meereswassers, das sich dadurch ausdehnt, sowie das Schmelzen des Eises von Gletschern.

Die Klimaschutzziele, die auf dem Gipfel in Paris in einen internationalen Vertrag gegossen werden sollen, werden die gefährlichen Folgen des Klimawandels erst einmal nicht verhindern. Selbst wenn alle Länder ihre angekündigten Ziele vollständig umsetzen sollten, würde die Erdtemperatur immer noch um 2,7 Grad Celsius steigen, rechnete das unabhängige Projekt Climate Action Tracker aus.

Das Uno-Umweltprogramm (Unep) geht im besten Fall sogar von rund drei Grad Erwärmung aus, wenn alle Länder ihre gesamten Klimaschutzziele erfüllen.

joe/dpa