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Mehdorn wirft hin Eine absehbare Katastrophe

Hartmut Mehdorn begriff seine Mission als Ego-Trip, die Flughafen-Baustelle ist während seiner Amtszeit praktisch nicht vorangekommen. Wer trägt die Verantwortung dafür, dass der gescheiterte BER-Baumeister überhaupt eingestellt wurde?
Hartmut Mehdorn: In seinen bislang zwei Amtsjahren hat der scheidende BER-Chef sich hemmungslos einem selbst eröffneten Machtkampf hingegeben - nur die Investitionsruine Hauptstadtflughafen kam nicht voran

Hartmut Mehdorn: In seinen bislang zwei Amtsjahren hat der scheidende BER-Chef sich hemmungslos einem selbst eröffneten Machtkampf hingegeben - nur die Investitionsruine Hauptstadtflughafen kam nicht voran

Foto: Getty Images

Der Mann bleibt seinem Stil treu: Anstatt einfach abzutreten, schlägt Hartmut Mehdorn noch mal ein paar Kapriolen und will die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB) bis spätestens Mitte nächsten Jahres verlassen. Vermutlich ist er schon viel früher weg, denn er geht nicht freiwillig, sondern er muss.

Mehdorn ist mit seiner Aufgabe, den künftigen Hauptstadtflughafen BER zügig fertig zu bauen, vollständig gescheitert, das konnten auch seine geduldigen Aufseher nicht länger übersehen. In seinen bislang knapp zwei Amtsjahren hat der Manager zahllose böse Briefe geschrieben, sich hemmungslos einem selbst eröffneten Machtkampf hingegeben und sogar bunte Fähnchen mit aufmunternden Parolen ("Mit SPRINT zum Erfolg") bedrucken lassen.

Nur die Baustelle ist, wie erst kürzlich sein eigener Chef-Techniker feststellte, praktisch nicht vorangekommen.

Es könnte sich Erleichterung einstellen, dass nun Platz für einen neuen, hoffentlich fähigeren Baumeister gemacht wird. Doch angemessener ist eine Mischung aus Rat- und Fassungslosigkeit. Wie konnte es überhaupt passieren, dass dieser absehbar ungeeignete Manager überhaupt eingestellt wurde? Wer trägt die Verantwortung für die Investitionsruine, die nicht nur auf dem Bauplatz zu besichtigen ist?

Platzecks schwere Patzer

Da ist als erster Matthias Platzeck (SPD) zu nennen, der ehemalige Ministerpräsident von Brandenburg. Er hat Hartmut Mehdorn gekürt - ein Vorgehen am Rande der Untreue. Denn ausgerechnet der bestbezahlte Posten der Flughafengesellschaft wurde vergeben, ohne vom Kandidaten den Nachweis einer entsprechenden Qualifikation zu verlangen.

Da half es nichts, dass Platzeck seinem Günstling in einer Pressekonferenz allerlei Kenntnisse andichtete. Harmut Mehdorn verfügt über kein nachweisliches Fachwissen im Bauwesen und hätte schon deswegen nie engagiert werden dürfen.

Mission als Ego-Trip

Schuld am Desaster tragen aber auch andere Politiker, ganz besonders der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD). Sie schritten nicht ein, als deutlich wurde, dass Mehdorn seine Mission in erster Linie als Ego-Trip begriff. Man ließ ihn gewähren, als er ohne stichhaltige Gründe seinenTechnikchef wegmobbte; man kuschte vor Mehdorns Rücktrittsdrohungen, sollte der mißliebige Bauchef nicht entfernt werden.

Schuld tragen aber auch viele Medien, die Hartmut Mehdorn immer wieder mit erstaunlicher Nachsicht behandelt haben. Auch jetzt wird man gewiss wieder Kommentare des Tenors lesen können, die Aufgabe des BER-Chefs sei ja auch ein Höllenjob gewesen.

Zwei verlorene Jahre für den Flughafen Berlin

Woher die Nachsicht rührt? Die einen verwechseln offenbar Mehdorns bühnenreifes Grimassieren mit Tatkraft und Unerschrockenheit - Eigenschaften, denen er allenfalls in sinistrer Hinsicht entspricht. Die anderen durchschauen zwar Mehdorns Scharlatanerie, wagen es aber nicht, sie offen zu benennen.

Die rund zwei Jahre Mehdorns beim BER waren verlorene Jahre - und verlustreiche dazu. Nach Berechnungen der Flughafengesellschaft kostet jeder Monat, der bis zur Fertigstellung vergeht, etwa 40 Millionen Euro. Macht auf zwei volle Jahre gerechnet rund 960 Millionen Euro, die alle Steuerzahler für eine der absurdesten Personalien der letzten Jahre berappen müssen. Dafür mag wirklich keiner die Verantwortung übernehmen.

Fotostrecke

Bahn, Air Berlin und BER: Mehdorns steiniger Karriereweg

Foto: Herbert Knosowski/ AP

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