Putins Apologeten :
Der starke Wladimir

Berthold Kohler
Ein Kommentar von Berthold Kohler
Lesezeit: 3 Min.
Bedient den Traum vom starken Mann: Russlands Präsident Putin (auf dem Apec-Gipfel Mitte November in Peking)
Putin bedient eine Sehnsucht, die nicht nur in Russland weit verbreitet ist: die Sehnsucht nach politischer und geistiger Führung. Für heimatlos gewordene Konservative ist er der letzte Kreuzritter, der gegen die Verirrungen der Moderne zu Felde zieht. Dass er dabei Werte mit Füßen tritt, die ihnen wichtig sind, übersehen sie.

Russische Märchen haben schon immer die Herzen der Deutschen erwärmt. Otfried Preußler verwob einige der Figuren und Mythen dieser sagenhaften Welt zu der wunderbaren Geschichte vom starken Wanja: dem Bauernjungen, der sieben Jahre auf dem Backofen lag, um danach als Kraftprotz in die Welt zu ziehen und Zar zu werden. Nur ein Kindertraum? In Russland ist er wahr geworden. Wladimir Wladimirowitsch Putin stieg, nachdem er in Dresden fünf Jahre lang auf der Lauer gelegen und dort Kräfte gesammelt hatte, vom einfachen KGB-Agenten zum mächtigsten Mann Russlands auf, zum Zaren des 21. Jahrhunderts. Der starke Wanja konnte das Dach seines Hauses in die Höhe stemmen. Vom starken Wladimir erhoffen sich seine Anhänger im Osten wie im Westen, dass er eine aus dem Gleichgewicht geratene Welt aus den Angeln hebt und sie geraderückt, auf dass sie endlich so werde, wie man sie sich schon lange erträumt.

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