Homosexualität und Karriere :
Ich bin schwul - sag’ ich’s den Kollegen?

Lesezeit: 6 Min.
„Und was macht Ihre Ehefrau so beruflich?“ Nicht jeder traut sich, am Arbeitsplatz offen zu seiner sexuellen Orientierung zu stehen.
Homosexuelle Mitarbeiter gehören in vielen Branchen noch zu den Exoten. Oft fällt es schwer, mit dieser Sonderrolle zurechtzukommen. Und wer sich nicht rechtzeitig outet, hat den angemessenen Zeitpunkt dafür irgendwann verpasst.

Irgendwann wird selbst eine kleine, harmlose Legende zum Selbstläufer. In seiner ersten Zeit als Anwalt in der internationalen Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer hat Peter Haberrecker seinen Partner einfach verschwiegen. Während die Kollegen in der Mittagspause über Familie und Kinder erzählten, überging er die Details seines Privatlebens. Statt sich wie früher als schwuler Mann zu outen, hielt er sich lieber zurück und erweckte den Eindruck eines lebenslustigen Singles. Schwierig wurde es meist, wenn er nach einigen Wochen Urlaub wieder ins Büro kam. Dann wollten die Kollegen wissen, wie es war. Mit Freunden sei er an die Nordsee gefahren, erzählte er dann, oder auch mal ganz alleine in die Vereinigten Staaten. Alles, nur um seinen Freund nicht erwähnen zu müssen. „Ich hatte mich in dieser Welt eingerichtet“, erzählt der 34 Jahre alte Jurist. Zwei Jahre lang ging das so. Dann wechselte er vom Frankfurter Büro nach München. Dort waren die Teams kleiner, die Atmosphäre zwischen den Kollegen intimer. Das war die Zeit, als er begann auszupacken. Erst bei dem einen, dann bei dem anderen Kollegen. Er hat die Stimmungen getestet und die Heftigkeit der Reaktionen. Am Ende war es ganz leicht. „Ich bin überrascht, wie angenehm das Leben seitdem ist“, sagt er und lacht.

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